«Sion 2026» | Mit fast 54 Prozent lehnt das Wallis den Olympia-Kredit ab
Olympia-Traum geplatzt
Die Olympia-Kandidatur «Sion 2026» ist gescheitert. Die Stimmberechtigten haben den 100-Millionen-Kredit abgelehnt.
Das Wallis sagt «Nein» zum Olympia-Kredit. Der Nein-Stimmenanteil lag bei knapp 54 Prozent. Sogar die Kantonshauptstadt Sitten lehnte den Kredit mit 61 Prozent Nein-Stimmen ab. Die Stimmbeteiligung betrug 62,5 Prozent.
Im Oberwallis hingegen fand der Kredit mit 51 Prozent Zustimmung. Besonders im Goms sprach man sich deutlich für eine Olympiade aus. So etwa in Fiesch mit 70,5 Prozent, im Fieschertal mit 75,8 Prozent oder in der Gemeinde Obergoms mit 74,5 Prozent. Die drei grossen Zentrumsgemeinden Brig (57,6 Prozent), Visp (51,3 Prozent) und Naters (56,5 Prozent) sagten allerdings Nein. Während man sich in Saas-Fee (66,5 Prozent) deutlich für die Olympiade aussprach, lehnte man den Olympia-Kredit in Zermatt mit 54 Prozent ab.
Im Unterwallis war die Ablehnung mit 57 Prozent am stärksten, aber auch das Mittelwallis wollte mit einem Nein-Stimmenanteil von 51 Prozent nichts von Olympischen Winterspielen wissen.
Mit dem Nein im Wallis ist die Westschweizer Kandidatur «Sion 2026» gescheitert. Die Wettkämpfe sollten in den Kantonen Wallis, Waadt, Freiburg, Bern und Graubünden stattfinden. Wie die Walliser Regierung in einer Mitteilung am Sonntagnachmittag schreibt, werde die Beteiligungen des Kantons am Projekt zurückgezogen. Auch der Kanton Bern stellt seine Vorbereitungsarbeiten für Olympia per sofort ein. Er ziehe damit die Konsequenzen aus dem Nein der Walliser Stimmbevölkerung, wie die bernische Volkswirtschaftsdirektion am Sonntag mitteilte.
Grosse Enttäuschung bei Befürwortern
Nationalrätin Viola Amherd zeigte sich enttäuscht von dem Resultat. Auf Twitter schreibt sie: «Es wäre eine Chance für Spiele der neuen Generation gewesen. Die Mehrheit hat entschieden, das akzeptiere ich.»
Auch die Tourismus- und Gastronomieverbände haben sich enttäuscht über das Nein zur Olympiakandidatur «Sion 2026» geäussert. Ohne Rückhalt der Host-City sei das Projekt jedoch vom Tisch. Die Enttäuschung der letzten zwei Kandidaturen habe offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen und einem dritten Misserfolg wollten die Walliser nicht riskieren, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung des Schweizer Tourismus-Verbandes, von hotelleriesuisse, GastroSuisse, den Seilbahnen Schweiz und dem Verband öffentlicher Verkehr.
Auch der Verein für eine Schweizer Olympia-Kandidatur äussert Bedauern über den Entscheid zu einem Projekt, das für alle involvierten Regionen erhebliche wirtschaftliche und soziale Vorteile mit sich gebracht hätte.
Gegner zeigen sich erfreut
Hingegen haben sich die Umweltorganisationen erfreut über das Nein zur finanziellen Beteiligung an Olympischen Winterspielen im Wallis geäussert. Der Alpenraum brauche keine Mega-Events, sondern mehr Schutz und eine nachhaltige Entwicklung, wird Laura Schmid, Geschäftsführerin des WWF Oberwallis, in einer Mitteilung zitiert.
Auch die Grünen Wallis, die sich an vorderster Front gegen «Sion 2026» engagiert hatten, waren zufrieden mit dem klaren Resultat. Die Mehrheit der Walliserinnen und Walliser habe nicht geglaubt, dass der 100-Millionen-Kredit für Infrastruktur und Sicherheit genügt hätte und habe Angst gehabt, dass das Wallis nach Olympia mit einem Schuldenberg dastehen würde.
Mountain Wilderness Schweiz will sich weiterhin für olympiafreie Alpen einsetzen. Die heutige Grössenordnung der Spiele würde sich beachtlich auf das sensible Ökosystem der Alpen auswirken, auch ohne zusätzliche Prestige-Bauten.
Für den Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) ist das Schweizer Olympiaprojekt beerdigt. Das dezentrale Konzept von «Sion 2026» hätte zu einem enormen Verkehrsaufkommen über grosse Distanzen geführt, kritisiert der VCS. Mit dem vorliegenden Konzept habe das Dilemma zwischen der Nutzung von bestehenden Infrastrukturen und einem ökologischen Verkehrskonzept nicht gelöst werden können. Das Versprechen, einen möglichst hohen Anteil des Verkehrs auf der Schiene zu bewältigen, sei nicht konsequent umgesetzt worden.
Im Video die Reatkion von Hans Stöckli:
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Kommentare
Peter Fux, St. Niklaus VS - ↑44↓15
HOCHMUT und BLÖDSINN führen zum FALLE! Es gibt bestimmt andere Projekte , welche dem Wallis besser in der Rangliste der Kantone hilft. Die Herren Favre und Darbellay sind gefordert!
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Philipp Burgener, Saas-Balen - ↑44↓14
Wenn man von ökologischen Spielen spricht und auf dem Matterhorn ein Feuer anzündet, wenn ein IOC vorne dran steht und sagt was wir genau tun müssen dann ist es höchste Zeit zu sagen: das brauchen wir wirklich nicht. Wir Walliser sind keine Sklaven des Internationalen Komitees. Zahlen arbeiten und dazu sich noch befehlen lassen wie wir arbeiten sollen: das ist doch ein bisschen zu viel. In diesem Sinne: das IOC dort oben und wir hier unten "Freude herrscht".
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Richard Zurwerra, Glis - ↑46↓15
Herr Favre und Herr Darbellay sollten sich bei der Walliserbevölkerung entschuldigen, weil Sie als vom Volk gewählte Politiker den Wunsch und Wille der Mehrheit derart krass missachtet haben. Ich gehe davon aus, dass nun die für die nächsten 8 Jahre reservierten 100 Millionen zum Wohle des Volkes eingesetzt werden. In Ermangelung sinnvoller Projekte, könnte ich mir auch eine einmalige Ausschüttung an vernünftige Bürgerinnen und Bürger vorstellen.
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