Coronavirus | Worauf man als Tierhalter achten sollte
Keine Gefahr für Tiere, aber für den Menschen
Zurzeit gibt es keine wissenschaftlich fundierten Hinweise, dass Tiere an COVID-19 erkranken können oder bei der Übertragung des neuen Coronavirus eine wesentliche Rolle spielen. Nichtsdestotrotz mahnt Kantonstierarzt Eric Kirchmeier zur Einhaltung der Hygienemassnahmen, weil Tiere das Virus passiv verschleppen und damit Menschen indirekt anstecken könnten.
Grundsätzlich ist die Pflege, Betreuung und Versorgung von Tieren inklusive regelmässiger Bewegung und Beschäftigung auch in der gegenwärtigen Situation sicherzustellen. «Selbst wenn ein Tierhalter an COVID-19 erkrankt ist, kann er sein Tier weiterhin betreuen. Natürlich sollten dann aber die Kontakte zum Tier möglichst gering gehalten und die Hygienemassnahmen so gut wie möglich berücksichtigt werden», sagt Kantonstierarzt Eric Kirchmeier auf Anfrage. Für den Fall, dass man sein Tier nicht mehr selbst pflegen beziehungsweise die Pflege nicht anderweitig organisieren könne, gebe es immer noch die Möglichkeit, sein Tier in die Obhut eines Tierheims zu geben.
Zu besonderen Überlastungen wegen des Coronavirus ist es in den Walliser Tierheimen bislang nicht gekommen. Kirchmeier seien keine entsprechenden Rückmeldungen bekannt. Birgit Furrer, Leiterin des Tierheims Oberwallis in Eyholz, bestätigt diesen Eindruck.
Nach dem Streicheln Hände waschen und desinfizieren
Viele Tierhalter fragen sich, ob ihre Tiere auch mit dem neuen Coronavirus infiziert werden können. So machten im Ausland unlängst Meldungen die Runde, wonach vereinzelt Hunde (China) und Katzen (Belgien) positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Kantonstierarzt Kirchmeier: «Es ist bislang nicht bewiesen, dass Tiere an COVID-19 erkranken können. Beim Fall in China zeigte der betroffene Hund keine Krankheitssymptome. Das positive Resultat könnte auch von einer Kontamination der Nasen- und Maulschleimhaut des Hundes aus der virushaltigen Umgebung herrühren.» Sicher sei, dass das Risiko einer Infektion des Menschen durch Tiere, verglichen mit dem Risiko einer Infektion durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch, als vernachlässigbar angesehen werden könne. Wobei Tiere wie ein mobiler Gegenstand Viren passiv verschleppen und damit auch Menschen anstecken könnten.
Deshalb sind entsprechende Hygienemassnahmen im Umgang mit Tieren gerade jetzt wichtig, wie Kirchmeier betont: «Wenn ein Tier mit einem infizierten Menschen in Kontakt gekommen ist, könnte sich das Coronavirus etwa im Fellkleid festsetzen und so verschleppt werden.» Deshalb sollte man es vermeiden, sein Haustier mit einer Hand zu streicheln, in die gerade gehustet wurde. Auch wird empfohlen, sich nach dem Streicheln eines Tieres die Hände zu waschen; und besonders in der jetzigen Situation zu desinfizieren. Auf enge Kontakte wie zum Beispiel Umarmungen oder Küsse – insbesondere auf die Nase – sollte man indessen ganz verzichten, sagt Kirchmeier, wobei das eigentlich immer gelte, weil so auch andere Krankheiten übertragen werden könnten. Personen, die unter Selbst-Isolation oder Selbst-Quarantäne stehen, sollten zudem ihre Haustiere nicht im Schlafzimmer oder in den Betten der Familie übernachten sowie sich nicht von ihren Haustieren ablecken lassen. Falls Letzteres doch passiere, seien die betroffenen Stellen gründlich zu waschen oder zu desinfizieren. Ferner seien auch Liegeplätze sauber zu halten beziehungsweise Fressnäpfe und Spielzeuge regelmässig zu reinigen.
Vorsichtsmassnahmen beim Tierarztbesuch einhalten
Die Empfehlungen der Behörden betreffend den richtigen Umgang mit Tieren in der Coronakrise sind auf den Homepages des Bundes und des Kantons aufgeschaltet, können aber natürlich nicht sämtliche Detailfragen klären. So erhält Kirchmeier dieser Tage sehr viele Anfragen seitens der Tierhalter. Zum Beispiel, ob man für die Klauenpflege noch den Klauenpfleger anrufen dürfe. «Grundsätzlich muss die Betreuung und Pflege der Tiere fortgeführt werden – vor allem, wenn es für das gesundheitliche Wohl des Tieres relevant ist.» Auch Imker und andere Nutztierhalter müssten ihre Arbeit fortsetzen; nicht zuletzt, weil diese eine Aufgabe für die Grundversorgung erfüllten, sagt der Kantonstierarzt. Im Hobby- und Luxusbereich gibt es indes Einschränkungen. So sind etwa Reiterkurse oder normalerweise Besuche beim Hundecoiffeur bis auf Weiteres verboten.
Die Tierarztpraxen und -kliniken bieten ihre Dienste derweil weiterhin an, beschränken sich dabei jedoch auf das Notwendigste. Hier ist wichtig, dass bei den Tierarztbesuchen gewisse Vorsichtsmassnahmen eingehalten werden. Auch wenn Haustiere höchstwahrscheinlich keine Rolle bei der Übertragung der Krankheit spielen, können die Tierärzte durch ihren Kontakt mit Tierhaltern einer Ansteckung ausgesetzt sein. «Tierbesitzer müssen sich vorgängig telefonisch anmelden und dürfen sich nur einzeln in der Praxis und im Wartezimmer aufhalten. Obwohl die Mehrheit der Tierhalter verständnisvoll und dankbar ist, sind die Tierärzte bei der Notfallbehandlung einem besonderen Risiko ausgesetzt, da sie – vor allem nachts – manchmal mit schwierigen Situationen im Hinblick auf ihre eigene Gesundheit konfrontiert sind», weiss Kirchmeier. Wie beim Gesundheitspersonal und bei anderen Fachleuten, deren Arbeit systemrelevant ist, sei es auch beim Kontakt mit Tierärzten unbedingt erforderlich, dass unter allen Umständen die Vorsichtsmassnahmen eingehalten würden. In einem bereits geschwächten System stünde sonst die Aufrechterhaltung der Dienstleistungen auf dem Spiel.
Martin Kalbermatten
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