Klimastreik | Das Engagement der Schüler wird gutgeheissen, im Wallis aber nur ausserhalb der Unterrichtszeiten
Kein Freipass für Protestaktionen
Sitten / Brig | Auch am Spiritus Sanctus wurden die Klimastreiks mit dem Schülerrat diskutiert. Prorektor Gerd Dönni hat sich für einen pragmatischen Ansatz entschieden, falls Schüler an den Aktionen im Unterwallis teilnehmen möchten.
«Was bringt es mir, zur Schule zu gehen, wenn ich keine Zukunft habe?» Unter diesem Motto werden Schüler und Studenten heute zu Hunderten, gar zu Tausenden auf die Strasse gehen und für den Klimaschutz protestieren. In manchen Städten folgen Schülerinnen und Schüler dem Aufruf der 16-jährigen schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg wortgetreu und schwänzen den Unterricht, um in der Öffentlichkeit zu protestieren.
Thunberg, die mit ihrem Auftritt an der UN-Klimakonferenz mediale Beachtung fand, begann ihren Protest vor dem Schwedischen Parlament am 20. August 2018 mit einem Schild mit der Aufschrift «Skolstrejk för klimatet» («Schulstreik für das Klima»). Erst alleine, später gefolgt von mehreren Tausend Jugendlichen in verschiedenen Ländern.
«Die Schüler dürfen am Umzug teilnehmen, müssen dafür aber einen persönlichen Halbtag einsetzen»
Gerd Dönni
Prorektor Spiritus Sanctus
Walliser Jugendliche werden ebenfalls aktiv
Auch im Wallis haben Jugendliche – die sich via WhatsApp-Gruppen organisiert haben – Aktionen geplant. Gemäss dem «Nouvelliste» haben die Dienststellen für Berufsbildung und für Unterrichtswesen bereits Anfang Woche nachdrücklich betont, bei unentschuldigten Absenzen Sanktionen auszusprechen. So weit sollte es aber nicht kommen müssen. Wie Christian Wicky, Rektor des Kollegiums Creusets in Sitten gegenüber dem «Nouvelliste» sagte, werde das Engagement der Schüler unterstützt, «solange es sich nicht mit dem Schulbetrieb überschneidet». In Sitten wird deshalb während der Mittagspause protestiert und nach Schulschluss friedlich vom Bahnhof bis zur Planta marschiert.
Kein Thema am Spiritus Sanctus
Die Klimastreiks seien an der letzten Sitzung mit dem Schülerrat ebenfalls thematisiert worden, sagt Gerd Dönni, Prorektor am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig. Eine grosse Diskussion habe sich daraus aber nicht ergeben. Grundsätzlich unterstützt Dönni das Anliegen der protestierenden Jugendlichen. Er hält es aber wie Christian Wicky: «Wenn Schüler des Kollegiums am Umzug durch Sitten teilnehmen möchten, dürfen sie dies natürlich. In der Sitzung mit dem Schülerrat haben wir aber klar mitgeteilt, dass sie dafür einen ihrer persönlichen Halbtage einsetzen müssen.» Bisher sei dafür noch kein Gesuch eingegangen. Er geht auch nicht davon aus, dass am Nachmittag plötzlich Hunderte Schüler unentschuldigt abwesend sein werden. Dafür sei das Thema seines Erachtens zu wenig präsent gewesen.
Der Umgang mit den Streikenden wird schweizweit unterschiedlich gehandhabt. Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer hat angekündigt, den Schülern keine Erlaubnis für den Streik zu erteilen. «Wer während der Unterrichtszeit für seine Anliegen demonstriert, muss eine unbegründete Absenz in Kauf nehmen», sagte Cramer gegenüber der «Basler Zeitung». In Solothurn können Schüler nach Gesprächen mit der Schulleitung vom Unterricht dispensiert werden, der Kanton Graubünden setzt in dieser Hinsicht auf die Eigenverantwortung der Schüler.
Adrien Woeffray
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