Konzert | Die Zuschauer gingen beim Auftritt von The Souls ganz schön ab – ein paar Geladene wurden jedoch schmerzlich vermisst
Kein Auftritt für Natischer OS-Schüler
Da hätte das neue Schuljahr für eine Natischer Klasse mit einem echten Paukenschlag begonnen; denn welche Schüler können schon von sich behaupten, gleich am dritten Schultag des neuen Jahres von der Red Stage des Open Air Gampel zu winken?
Im Dezember 2016 trat die Thuner Band The Souls bei einem Charity-Anlass in Naters, organisiert von der 6. Primarschulstufe, auf. Der Kontakt kam zustande, nachdem die Schüler im Musikunterricht Songs der Band gesungen hatten. «Als die Anfrage eintrudelte, waren wir direkt bereit, dort aufzutreten», erzählt der Sänger der Band, Jay Messerli. Dabei konnten zwischen 8000 und 9000 Franken umgesetzt werden, die die Schule anschliessend an «Jeder Rappen zählt» spendete, dem gemeinsamen Projekt des Schweizer Radio und Fernsehens und der Glückskette. Die Schulklasse wurde anschliessend von The Souls an ihren Freitagsauftritt am Open Air Gampel eingeladen–und das nicht nur im Publikum vor der Bühne, sondern direkt mit der Band auf eben jener stehend. «Das wäre für die Schüler eine unvergessliche Erinnerung gewesen», so Gitarrist Michael Finger. Eine, die sie im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Schulstunde niemals wieder vergessen hätten, ist er überzeugt.
Schuldirektor begründet Absage
Die Schule lehnte die Anfrage jedoch ab. «Wir haben der Musikgruppe am 12. Juni eine schriftliche Antwort zugesendet», gibt Schuldirektor Kilian Summermatter gegenüber dem «Walliser Boten» Auskunft. Darin hätte man erklärt, weshalb man die Schüler nicht vom Unterricht freistellen könne. Auch wenn man das Open Air Gampel für einen hervorragenden Anlass halte. Aber die Schüler seien erst zwölf Jahre alt. «Und gerade beim Schulanfang sind die ersten Tage sehr sehr wichtig, damit die Schüler sich einfinden können», erklärt Summermatter. Insbesondere, da die betroffenen Schüler von der Primarschule in die Orientierungsschule gewechselt haben und so auch auf neue Klassen aufgeteilt wurden. Unter diesen Umständen sei es nicht möglich gewesen, die Anfrage gutzuheissen. Man hätte der Band im Schreiben deshalb auch angeboten, zu einem anderen Zeitpunkt erneut nach Naters zu kommen. «Darauf haben wir aber nie eine Antwort erhalten», so Summermatter.
«Das wäre für die Schüler eine unvergessliche Erinnerung gewesen»
Michael Finger Gitarrist bei The Souls
So fand der Auftritt von The Souls, bei dem die Band vor allem Songs aus ihrem im August 2016 erschienenen Debütalbum zum Besten gab, am frühen Freitagnachmittag schliesslich ohne Natischer Schüler statt.
Nach seinem Erscheinen fegte ihr Album «Eyes Closed» Britney Spears von Platz 3 der Albumcharts. Ein grosser Erfolg für die sechsköpfige Gruppe, die kurz davor steht, allein von ihrer grössten Leidenschaft–der Musik–leben zu können. Gegenwärtig arbeiten die Bandmitglieder noch nebenher; beispielsweise in einem Musikladen oder Büro. Doch man steht kurz vor dem endgültigen Durchbruch. In Gampel stand man bereits zum 15. Mal in diesem Sommer auf der Bühne. Und der Auftritt schien für die Band trotz Walliser Boden unter den Füssen wie ein Heimspiel zu sein. Der eine oder andere sang bei ihren Hits «Close My Eyes» oder «Fighting In The Moonlight» frenetisch mit und beim letzten Song kriegten die Konzertbesucher überraschenderweise bereits am frühen Nachmittag eine saubere Welle hin.
Auf dem Radar behalten
Die Musik von The Souls ist von The Beatles, U2 und Coldplay inspiriert. Nichtsdestotrotz wirkt die Band aber nicht wie eine billige Kopie und punktet stattdessen mit ihrem ganz eigenen Charakter, der sich aus den Einflüssen aller sechs Bandmitglieder–Sänger Jay Messerli, den beiden Gitarristen Luk Kipfer und Michael Finger sowie Raly Scheuing am Keyboard, Domini Grossenbacher am Schlagzeug und Rease Nydegger am Bass–zusammensetzt. Auch in die Songtexte fliessen Ideen und Zeilen aller sechs Mitglieder ein, wenn sie über Themen wie Liebeskummer und Selbstzweifel singen. Im Winter erscheint ihre neue Single «Move On». Die Idee dazu entstand im Frühjahr dieses Jahres, als die Bandmitglieder von Anfang Januar bis Mitte März keinen Alkohol tranken und dabei feststellten, wie seltsam viele Menschen reagierten, wenn man auf eine gesellschaftlich völlig etablierte und akzeptierte Droge verzichtet. Macht die Band so weiter, wird man in Zukunft voraussichtlich noch öfters von ihr hören und die Natischer Schüler werden noch genügend oft die Gelegenheit erhalten, sie live mitzuerleben. Dann halt einfach vor der Bühne.
mas
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