Religion | Kirchen verlieren auch im Wallis Gläubige – Zahl der Konfessionslosen nimmt zu
Jeder sechste Walliser ist konfessionslos
«Die Religionslosigkeit nimmt dramatisch zu», lautete die Überschrift zu einem Artikel über die Entwicklung in der schweizerischen Religionslandschaft. Auch im Wallis machen sich Veränderungen bemerkbar – ganz so dramatisch ist es aber nicht, wie kantonale Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) bezeugen.
Noch knapp 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung bekennt sich heute zu einer der beiden Landeskirchen (römisch-katholisch und evangelisch-reformiert), knapp ein Viertel bezeichnet sich gemäss der neuesten Erhebung des Bundesamtes für Statistik als konfessionslos. Die schweizweite Veränderung ist über die letzten 50 Jahre tatsächlich beträchtlich, wie eine Grafik im WB von gestern aufzeigte.
Auf Anfrage konnte das BFS zwar auch Zahlen für die Kantone bereitstellen. Diese gingen jedoch nicht weiter zurück als sieben Jahre, weshalb ein direkter Vergleich relativ schwierig ist. Dennoch lassen sich auch im Zeitraum der letzten sieben Jahre einige Veränderungen innerhalb der Kantonsgrenzen aufzeigen, zwei davon aber deutlicher: Wenig erstaunlich bekennt sich der Grossteil der Walliser – 2017 waren es noch knapp 70 Prozent – zum römisch-katholischen Glauben. Im Vergleich zu 2011, als noch über 75 Prozent der Walliser Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche angehörten, haben bei der letzten Erhebung zwar zusätzliche 444 Personen angegeben, römisch-katholischen Glaubens zu sein. Im Vergleich zur steigenden Wohnbevölkerung bedeutet dies aber ein Minus von 5,63 Prozentpunkten.
Die Veränderungen anderer Konfessionen im Wallis sind indes viel weniger deutlich. Einen kleinen Rückgang verzeichnet die evangelisch-reformierte Kirche. Zugenommen haben hingegen die jüdische, die islamische und andere religiöse Glaubensgemeinschaften. Bei allen liegt die Veränderung jeweils im Zehntelprozentbereich. Knapp 480 Walliser haben in der BFS-Erhebung angegeben, jüdischen Glaubens zu sein, rund 9600 Walliser bekennen sich zum islamischen Glauben und rund 2000 Walliser gehören einer anderen Religionsgemeinschaft an. Etwas weniger als 10’000 Walliser gehören zudem einer anderen christlichen Glaubensgemeinschaft an.
Mehr Konfessionslose – im Wallis aber nur jeder Sechste
Die zweite grössere Veränderung betrifft die steigende Anzahl Personen, die sich als konfessionslos bezeichnen. Im Wallis waren dies rund 30’000 Personen im Jahr 2011 (ergibt rund 11 Prozent der Wohnbevölkerung) und knapp 44’000 Personen im Jahr 2017 (über 15 Prozent). Dies bedeutet für das Wallis eine Zunahme von über vier Prozentpunkten innerhalb von sieben Jahren. In der Schweiz ist die Zunahme im selben Zeitraum vergleichsweise doppelt so stark. Somit machen Konfessionslose mittlerweile rund einen Drittel der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren aus.
Grundsätzlich sind Walliserinnen eher einer Religion zugehörig als Walliser Männer. 16 Prozent der Letzteren bezeichnen sich als konfessionslos, während nur 14 Prozent der Frauen keiner Glaubensgemeinschaft angehören. Ansonsten sind die Frauen – durch ihre Überzahl in der Wohnbevölkerung nicht überraschend – in jeder Konfession in der Überzahl. Nur die islamische Glaubensgemeinschaft im Wallis beinhaltet mehr Männer als Frauen.
Christen sind vergleichsweise älter
Jeweils über 60 Prozent der Walliser, die entweder der römisch-katholischen oder der evangelisch-reformierten Glaubensgemeinschaft angehören, sind 45 Jahre alt oder älter. Diese Zahl ist in etwa analog zur Gesamtbevölkerung. Hierzu muss aber bemerkt werden, dass die unter 15-Jährigen in der BFS-Auswertung nicht berücksichtigt worden sind. Dennoch zeigt sich ein deutlicher Unterschied gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft, deren Anteil an 45-Jährigen oder älteren Personen bei nur 35 Prozent liegt.
Ebenfalls jünger als Christen sind die Konfessionslosen, wenn sich die Aufteilung auch eher im Gleichgewicht hält. Rund 45 Prozent aller Personen, die angegeben haben, keiner Glaubensgemeinschaft anzugehören, sind älter als 45 Jahre alt.
awo
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Kommentare
Christian Schnidrig, Naters - ↑1↓0
Man müsste sich zusätzlich die Frage stellen, inwieweit der gesellschaftliche Druck sowie die bürokratischen Hürden bei vielen WalliserInnen zu einem Verbleib in der Konfession führen. Viele haben mit der Kirche nicht mehr viel am Hut aber wollen, wegen Oma/Opa, als künftiges Gotti/Getti, wegen eigenen Kindern, den Schritt zum Austritt nicht wagen...
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