Zermatt Unplugged | Jack Savoretti über die Liebe, das Leben und die Politik
«Ich hatte vor sechs Jahren mal eine grössere Krise»
Jack Savoretti wollte eigentlich Autor werden, dafür habe sein Talent jedoch nicht ausgereicht. Der 34-Jährige ist dafür aber heute ein erfolgreicher Musiker und Songwriter. Und hat im WB-Inteview einiges zu erzählen.
Jack Soveretti, Ihre Songs handeln oft vom Thema Liebe. Was ist Ihnen im Privatleben am wichtigsten?
«Liebe. Ganz klar Liebe. Es ist immer wieder spannend: Manchmal will man etwas aus seinem Leben raus haben. Und sobald es dann weg ist, will man es wieder zurückhaben. Es ist bei jedem ein Prozess, herauszufinden, was Liebe für ihn wirklich ist. Ich glaube, Liebe ist für jeden etwas anderes. Man kann es nicht auf eine einzige Emotion oder auf ein einziges Gefühl, das für alle gilt, herunterbrechen.»
Wenn Sie von der Liebe sprechen: Sie sind Vater, Ehemann, aber auch Musiker, weshalb Sie oft von zu Hause weg sind…
«Man trifft immer eine Wahl. Und ich bin ein sehr glücklicher Mensch, dass die Dinge, die ich gewählt habe, mir etwas zurückgeben. Kinder sind die tollste Sache, die mir je passiert ist. Jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Und so hart es ist, das gelegentlich zurückzulassen, so sehr will man auch an sich selbst arbeiten. Sein Leben besser machen, genauso wie ich das Leben meiner Kinder besser machen will.»
Haben Sie manchmal Ihre Familie mit sich, wenn sie für Konzerte unterwegs sind?
«Manchmal. Aber nicht sehr oft. Es gibt Festivals, die sind dafür geeignet. Aber an anderen ist es besser, wenn sie daheim bleiben, anstatt in einem Hotel auf Papa zu warten. Obwohl: Als ich gestern in mein Hotelzimmer eingecheckt habe, war meine Frau, als sie die Bilder sah, ein wenig sauer, dass sie nicht hier ist.»
Wenn Sie kein Musiker mehr wären, was würden Sie mit ihrer Zeit anstellen?
«Ich habe keine Ahnung. Das ist wohl der Grund, weshalb ich nach wie vor Musik mache. Sobald ich eine andere Option habe, werde ich sie vielleicht packen.» (lacht)
Sie sind also nicht voll von Ihrem Job überzeugt?
«Ich hatte vor sechs bis sieben Jahren mal eine grössere Krise. Damals hat mir das Musikbusiness so richtig ins Gesicht geschlagen. Und ich dachte bloss noch, in was für einer grauenhaften Branche ich mich da bewege. Doch dann realisierte ich, dass es nicht die Musikbranche war, die so furchtbar ist, sondern die Leute, mit denen ich mich umgeben hatte. Und solche Leute findet man überall. Nach dieser Erkenntnis konnte ich die Krise schliesslich überwinden. Ich habe mich wieder zurück auf die Musik besonnen.»
Sie haben also ein paar Dinge verändert und danach war die Welt wieder in Ordnung?
«Ja. Ich habe mein Umfeld verändert. Menschen machen einen grossen Unterschied. Ich war mir nicht bewusst, wie gross der sein kann.»
Sie sind Sänger und Songwriter. Was denken Sie, ist entscheidender, die Stimme oder der Text?
«Ich führe diese Diskussion oft mit Familienangehörigen und Freunden. Es ist faszinierend, wie viele Leute gar nicht auf Texte achten. Auch in meiner Familie. Oder sogar in meiner Band. Dann gibt es Leute, die das komplette Gegenteil sind: Die achten nur auf den Text und überhaupt nicht auf die Musik. Ich selbst würde mich nicht einmal als Musiker oder Songwriter bezeichnen. Ich mag Worte und ich liebe Musik. Für mich sind beide Dinge wichtig.»
Sie hegten einst den Wunsch, ein Buchautor zu werden. Würden Sie heute ein Buch schreiben, wovon würde es handeln?
«Eine gute Frage. Ich denke, das Buch würde von einem Wandel innerhalb der Generationen handeln. Die Wechsel vom Leben als Kind hin in die Jugend und dann ins Erwachsenenleben haben sich verändert. Und auch die Rolle der Männer und der Frauen hat sich komplett gewandelt. Sie werden jetzt von den Individuen vorgegeben und nicht mehr von der Gesellschaft. Das heisst aber nicht, dass es einfacher geworden ist. Denn die Individuen scheinen keine Ahnung zu haben, wie sie die Geschlechterrollen neu definieren sollen.»
Künstler und Musiker äussern sich oft nicht zu politischen Themen. Denken Sie, dass dies ein Fehler ist?
«Ich sehe es wie Nina Simone, die immer sagte, dass jeder Song ein Protestsong ist. Mit jeder öffentlichen Äusserung bezieht man Position. Ein Song lässt dich innehalten und nachdenken.»
mas
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