#UnternehmenWallis | Die Lugaia AG im Porträt
In einer Marktnische überaus erfolgreich
Lugaia AG Containment Solutions in Raron hat sich auf Verpackungen in der Pharma- und Biotech-Branche spezialisiert. Ein vielversprechender Markt, den erfolgreich zu bewirtschaften sich Firmengründer Viktor Schnyder mit Innovation und aller Konsequenz auf die Fahne geschrieben hat.
Die Nischenprodukte, welche die Walliser Unternehmung Lugaia AG Containment Solutions mit Sitz in Raron herstellt, sowie deren Anwendungsbereiche sind zu beschreiben so einfach nicht. «Lugaia Containment Solutions plant, entwickelt und produziert Verpackungs- und Transferlösungen für die Life-Science, Pharma- und Biotechnologie», ist auf der Website des exportorientierten Industrieunternehmens zu lesen.
Die bei Lugaia fabrizierten Folienprodukte kommen in den Produktionsanlagen der Pharmaindustrie bei der pulverförmigen Wirkstoffherstellung zur Anwendung. Die sterilen und zertifizierten Umhüllungen und Verpackungen werden bei jenen Verfahren eingesetzt, bei denen empfindliche und anspruchsvolle pharmazeutische Wirkstoffe für den inner- oder ausserbetrieblichen Verarbeitungs- oder Fertigungsprozess absolut frei von geringsten Kontaminationen, transferiert, abgefüllt oder verpackt werden sollen – passend zu den jeweiligen Anlagen oder Transportbehältern.
Viktor Schnyder, Maschinenbauingenieur, Firmengründer und Geschäftsührer der Lugaia AG, ergänzt im Gespräch: «Mit unserem unter Verwendung von Folien entwickelten Verfahren können Prozessabläufe in der pharmazeutischen Industrie isoliert werden.»
Selbst entwickelte Innovationen
Bei besagter Verpackungs- und Prozesstechnik wird der Fokus freilich nicht nur auf den Schutz der hochsensiblen Pharma- und Biotech-Feststoffe gelegt, sondern auch der Sicherheit von Personal, Produktionsf lächen und Umwelt gegenüber kritischen Substanzen und schädlichen Auswirkungen Rechnung getragen. Der Herstellung dieser sogenannten Primärverpackungen kommt folglich eine hohe Verantwortung zu, da die gelegentlich diffizilen Wirkstoffe mit der Kunststoffoberfläche der jeweiligen Folienbehältnisse in direkten Kontakt kommen.
Die Kernkompetenz von Lugaia liegt mitunter in den marktreifen Produkten auf Folienbasis, die Kunden als Einweglösungen in der Hygieneprozesstechnik einsetzen. «Die sterilen, aber günstigen Materialien werden einmal benutzt und danach entsorgt. Dadurch entfallen teure und aufwendige Reinigungsprozesse der Anlagen und die damit einhergehenden kostspieligen Qualifizierungsverfahren», erklärt Schnyder den grossen Vorteil des Materials und weist gleichzeitig auf eine zukunftsträchtige Technologie hin, die bei den marktbestimmenden Pharmakonzernen erst vor rund 20 Jahren Einzug gehalten haben.
«Als Lugaia 2006 gegründet wurde, waren wir europaweit eine der ersten Unternehmungen, welche Verpackungs-und Transferprodukte auf Folienbasis angeboten haben», blickt Entrepreneur Schnyder neun Jahre zurück. Obschon die Folientechnologie inzwischen von weiteren Bewerbern angeboten wird, gehöre man mit derzeit rund zehn weltweit in diesem Segment tätigen Firmen immer noch zu einem absoluten Nischenmarkt, «der in den kommenden Jahren aber stark zulegen wird», ist Schnyder optimistisch.
Markterfolg und Wachstumspotenzial
Und sowohl die kontinuierliche Entwicklung der Lugaia AG als auch die zunehmende Marktnachfrage scheinen die Prognosen des Experten zu bestätigen. Waren beim Walliser Produzenten im Jahr 2009 noch zehn Mitarbeitende beschäftigt, hat sich das Team inzwischen auf 25 Personen erhöht. Zwei Drittel der Angestellten sind in der Produktion tätig und werden für die Herstellung betriebsintern aus- und weitergebildet. Vor zwei Jahren konnten die neuen Produktions- und Büroräumlichkeiten in der Industriezone Basper in Raron bezogen werden.
Dass man sich in Raron und damit in direkter Nähe zum Lonza-Standort in Visp angesiedelt hat, ist kein Zufall. «In Zusammenarbeit mit Lonza können wir eruieren, welche Lösungen auf dem Markt aktuell gefragt sind. Wir konnten bereits zahlreiche Produktlinien mit Spezialisten der Lonza entwickeln, welche wir schliesslich auch an andere Pharma-Firmen abtreten konnten», benennt Schnyder die wertvolle Kooperation mit Lonza und den Vorteil des Standorts Wallis.
Rund 60 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen im Export; hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und in Irland, wo zahlreiche internationale Medikamentenhersteller Produktionsstätten und Logistikeinrichtungen betreiben. Die ausschliesslich im Wallis hergestellten Lugaia-Produkte werden derzeit aber auch in Spanien und Tschechien abgesetzt. Jüngst wurde zudem eine Niederlassung in Deutschland am Standort Ingolstadt eröffnet. «Eine reine Vertriebsgesellschaft», präzisiert Schnyder. «Das positive Wachstum in den vergangenen Jahren sowie die steigende Nachfrage nach flexiblen Lösungen und die nötige Nähe zum Kunden hat uns zu diesem Schritt veranlasst», erklärt er die getätigte Erweiterung des Einflussbereiches der Lugaia AG beim deutschen Nachbarn.
Der risikoreiche Schritt in die Selbstständigkeit
Vor der Firmengründung war Schnyder zehn Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung im Verpackungsmaschinenbau tätig und lernte dabei die zentralen Bedürfnisse und Probleme des Marktes kennen. «Während dieser Zeit ist bei mir die Überzeugung herangereift, dass sich einige Aufgaben rein auf Folienbasis lösen lassen, ohne auf komplexe Anlagetechnik zurückgreifen zu müssen», beschreibt Schnyder eines der zahlreichen Argumente, die für den Schritt zum eigenen Unternehmen sprachen. «Mein Ziel war damals, die Folientechnologie auszubauen. Da diese Vision mit meinem damaligen Arbeitgeber nicht kompatibel war, habe ich die Sache in einem eigenen Unternehmen an die Hand genommen.»
Vorab habe er sich rund zwei Jahre sowohl persönlich als auch finanziell auf die Gründungs- und Auf bauphase der eigenen Firma vorbereitet: eine realistische Selbsteinschätzung sowie eine Einschätzung des wirtschaftlichen Umfelds als auch die Bereitschaft, einige Jahre engagiert und viel zu arbeiten mit eingeschlossen. Nach der Firmengründung gab sich die Unternehmer-Persönlichkeit ein Jahr Zeit, ihre Ideen zu verwirklichen und ein unternehmerisches Konzept aufzugleisen, das langfristigen Erfolg versprach und das in einem hart umkämpften Markt Bestand hatte.
Unterstützung durch kantonale Wirtschaftsförderung
«Die eigentliche Herausforderung bestand zu Beginn darin, einen Fuss in die Türen der grossen Pharmakonzerne zu bekommen, um unsere Produktpalette überhaupt vorstellen und damit an potentzielle Auftraggeber bringen zu können», erzählt der Branchenkenner aus seinem Erfahrungsfundus als Jungunternehmer. Allerdings konnte er dank seiner einstmaligen Anstellung auf ein nützliches Beziehungsnetz für seine geschäftlichen Pläne zurückgreifen. Inzwischen konnte man sich einen weitreichenden Kundenstamm erarbeiten.
Jede Firmengründung ist auch mit administrativen Umtrieben, geschäftstechnischen Fragen und Kapitalbeschaffung verbunden. Das war bei Lugaia nicht anders. Mit dem Unternehmen CimArk, welches unter anderem professionelle Dienstleistungen für Start-up-Unternehmen anbietet, und dem Kompetenzzentrum für Finanzhilfen CCF erwähnt Schnyder zwei Fachstellen der Wirtschaftsförderung des Kantons, von denen er diesbezüglich grosse Unterstützung erfahren hat. «Diese beiden Firmen verfügen über Wissen, Kontakte und Instrumente, die für Start-Ups sehr wertvoll sind.» Bestimmt habe aber auch das nötige Quäntchen Glück dazugehört, dass sich Lugaia derart entwickelt habe, ist der ambitionierte Geschäftsmann überzeugt.
Blick in die Zukunft – vielversprechend
Und wie soll sich Lugaia AG Containment Solutions, die sich im Markt derweil aussichtsreich positioniert hat, in Zukunft fortentwickeln? Viktor Schnyder plant keinen grossen Wurf, sondern setzt auf Kontinuität: «Unsere Firma ist auf Kurs. Wir planen, den eingeschlagenen Weg kontinuierlich weiterzugehen.» Man wolle weiter wachsen und sich mit der eingeschlagenen Strategie an attraktive Zielmärkte in hoch qualifizierten Ländern wie Japan, Europa oder den USA adressieren. Es werde noch andauern, bis der Markt in den Schwellenländern wachse.
Weitere Porträts von Oberwalliser Jungunternehmern und andere interessante Artikel zur Walliser Wirtschaftswelt finden Sie in der WB-Themenbeilage #UnternehmenWallis. Ein PDF mit allen Artikeln der Beilage gibt es hier.
pan
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