Lawinengefahr | Update: Hotline für Auwärtige in St. Niklaus eingerichtet
«Im Moment sind Lawinen das Hauptproblem»
In St. Niklaus bleibt die Lage weiterhin angespannt. Das Dorf ist mittlerweile von der Aussenwelt abgeschnitten. Am Montagnachmittag informierte der Gemeindeführungsstab über die aktuelle Situation.
Seit Sonntag hat sich die Lawinensituation in St. Niklaus wegen neuen Schneemassen erneut verschärft. Bereits Anfang Januar hatten in der Gemeinde mehrere Personen evakuiert werden müssen, nun mussten wiederholt Massnahmen ergriffen werden. «Wir haben in diesem Jahr bereits mehrere Lawinenniedergänge gehabt, zum Teil mit massiven Schneemengen», erklärte Roby Sarbach, Stabschef, an einer Medienorientierung am Montagnachmittag in St. Niklaus. Am vergangenen Wochenende mussten im Weiler «Obere Stahle» wiederholt Einfamilienhäuser verlassen werden. In den Weilern Gestern, Lochmatte, Obere Stahle, teilweise auch Unnere Stahle und im nördlichen Dorfteil von Herbriggen gelten ausserdem bis auf Weiteres verordnete Hausaufenthalte.
16 Lawinenzüge in Beobachtung
Die evakuierten Personen hätten mit Verständnis reagiert. «Es hat sich niemand auf die Hinterbeine gestellt», so Sarbach. Das liege auch daran, dass die Leute bereits im Vorfeld von der Gemeinde informiert worden seien. Die insgesamt vier Evakuierten sind allesamt privat untergekommen. Gleichzeitig mussten, ergänzt der Leiter des Gemeindeführungsstabs, auch Tiere in Sicherheit gebracht werden. In Herbriggen habe man die Hausarreste für Gebäude im Bereich des Bielzugs anordnen müssen. Dort hat eine Lawine die Schutzverbauung gefüllt, weshalb bei einem neuerlichen Niedergang die Häuser erreicht werden könnten.
Am Montagmorgen sei es zwischenzeitlich zu einem Niedergang beim Jungbach gekommen. «Der Jungbach hat uns bislang am meisten Sorgen gemacht, da bis dahin nichts bis ins Tal gekommen ist», zeigt sich Sarbach erleichtert. Ausserdem seien mehrere kleinere Abgänge im Bereich des Blattbachs zu verzeichnen gewesen. Dort hatte bereits vor Tagen eine Lawine das MGBahn-Gleis verschüttet. «Wir haben insgesamt 16 Züge auf unserem Territorium, die wir beobachten müssen. Im Moment sind Lawinen das Hauptproblem. Es gibt aber auch einige Bäche, die viel Wasser führen. An diesen Stellen könnten Murgänge zu einem zusätzlichen Problem werden.»
Schulbetrieb weiterhin eingestellt
Die Feuerwehr mache einen sehr guten Job und stehe permanent im Einsatz, versicherte Gemeindepräsident Paul Biffiger. Der Stab werde regelmässig informiert. «Bis mindestens Mittwochabend haben wir eine hohe Bereitschaft», präzisiert Stabschef Sarbach. Auf die Frage, ob es vergleichbare Winter im Mattertal gegeben habe, erinnert Gemeinderat Nicolas Imboden an den Lawinenwinter 1999. «Die Situation ist ähnlich.» Nicht auszuschliessen sei, dass eine Lawine die Vispa erreiche und es zu einem Rückstau kommen könnte. Auch am Jungbach ist das laut Sarbach möglich, weshalb ein Bagger für den Notfall bereitstehe.
Wegen der derzeitigen Gefahrensituation sind neben der Kantonsstrasse, die in Richtung Stalden und ab Herbriggen taleinwärts zu ist, gleich mehrere Verbindungen auf dem Gemeindegebiet gesperrt. Geschlossen sind die Strassen Birchmatte-Obere Stahle, Schwiedernen-Blattbach sowie die Zufahrtstrasse Unnere Stahle. Die Fussgänger können über die Raiffeisen-Brücke ausweichen. Auch die Strasse vom Feuerwehrlokal zum Bahnhof ist im Moment gesperrt, genauso wie die Luftseilbahn Jungen und diverse Wanderwege im Gebiet. Aufgrund der ausgesprochenen Hausaufenthalte und der teils unsicheren Schulwege ist auch der Schulbetrieb in St. Niklaus sowohl am Montag als auch am Dienstag eingestellt.
Hotline für Auswärtige eingerichtet
Die Gemeinde St. Niklaus bittet Einheimische und Gäste, sich an die Anordnungen zu halten und unbedingt sämtliche Markierungen und Sperrungen auf dem Gemeindegebiet zu respektieren. Auswärtige Personen, die sich derzeit im Gemeindegebiet aufhalten und keine Unterkunftsmöglichkeit haben, können sich derweil bei einer extra eingerichteten Hotline melden. Unter der Nummer 027 955 11 11 werden am Montagabend zwischen 16.00 und 20.00 Uhr Anrufe entgegengenommen.
pmo
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