Entsorgung | Hat Pfynwald-Abfallsünder kalte Füsse bekommen?
Illegale Pneudeponie spurlos verschwunden
Im vergangenen Februar hatten Unbekannte mitten im Pfynwald zahlreiche gebrauchte Autoreifen entsorgt. Als die illegale Deponie für Schlagzeile sorgte und eine Anzeige drohte, wurden die Pneus wieder abgeholt. Bei Nacht und Nebel.
Anfang Februar fackelten Unbekannte nicht lange: Eingangs Pfynwald hinter dem Restaurant Spycher kippten sie gegen 200 Pneus ins Naturschutzgebiet (1815.ch berichtete). Der Naturpark Pfyn-Finges sowie die Burgerschaft Leuk, die Eigentümerin des Areals, verurteilten die illegale Entsorgung in der Folge vehement. Burgermeister Stefan Eggo erklärte, dass man den Abfallsünder in Zusammenarbeit mit der Polizei ausfindig machen wolle. «Ziel ist es, den Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen.»
Kalte Füsse bekommen
Wie eine Nachfrage beim Naturpark Pfyn-Finges nun ergeben hat, zeigten die Bekanntmachung des Vorfalls in den Medien und die Androhung der Burgerschaft, eine Anzeige einzureichen, Wirkung. «Die Pneus sind weg. Sie sind verschwunden», sagt Peter Oggier, Direktor des Naturparks Pfyn-Finges, im Gespräch. «Es sieht eindeutig danach aus, als ob der Verursacher die Pneus wieder abgeholt hat. Da hat wohl jemand kalte Füsse bekommen.»
Oggier hält es für wahrscheinlich, dass der Verursacher im Altpneu-Handel tätig ist. Solche Pneuhändler nehmen von Garagisten gebrauchte Reifen entgegen, und zwar zu tieferen Preisen als bei der herkömmlichen Entsorgung anfallen würden. In der Folge verkaufen die Abnehmer nach einer Triage noch brauchbare Reifen ins Ausland weiter. «Der Rest wird dann entsorgt», so Oggier. Scheinbar gebe es in der Region aber nicht viele Firmen, die so vorgehen. «Der Verursacher hätte sich deshalb wohl rasch feststellen lassen.»
Erfolgreiche Putzaktion
Illegale Deponien wie die verschwundene Pneudeponie sind laut Oggier im Naturschutzgebiet keine Seltenheit. «Im Pfynwald kann man relativ einfach mit dem Auto hinter ein Gebüsch fahren und unbeobachtet entsorgen.» Dies belegt auch das Sammelgut, dass bei der diesjährigen Putzaktion von Anfang April zusammengetragen wurde. «Dabei kam allerlei ans Tageslicht. Von Sofas, über Betten bis hin zu anderen Pneus», betont Oggier. Insgesamt seien bei der Aktion rund 10 Kubikmeter Abfälle zusammengetragen worden.
«Dieses Jahr haben insgesamt über 50 Personen am Putztag teilgenommen. So viele wie noch nie», zeigt sich der Pfyn-Finges-Direktor zufrieden. Man habe erstmals mit dem Walliser Stromproduzenten FMV zusammengearbeitet und deshalb breiter werben können. «Das ist eine gute Möglichkeit, Besucher zu sensibilisieren. Etwa auf solche Pneudeponien oder das Littering-Problem allgemein. Die Leute sprechen darüber, regen sich auf und bilden sich eine Meinung.» Das bringe zuweilen stärkere Reaktionen, als wenn man zum Beispiel über das Aussterben eines seltenen Schmetterlings berichte.
Kampagne geplant
«Wir sind uns derzeit auch am Überlegen, wie wir das Format nicht nur als Putztag weiterziehen könnten», führt Oggier weiter aus. Man wolle das Thema Abfall und Littering künftig mehr ins Zentrum rücken und sei auf der Suche nach Kampagnen-Ideen. «Es stellt sich die Frage, warum Leute überhaupt Abfälle in die Natur werfen. Das gilt es zu hinterfragen.» Eine PET-Flasche etwa brauche rund 250 Jahre, bis sie abgebaut sei. «Sie überlebt uns alle.» Teilweise sehe man auf Alpen sogar PET-Flaschen, welche in Murmeltierlöcher gestossen wurden. «Das ist eine sehr merkwürdige Überlegung.»
pmo
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Kommentare
Zapfurägi - ↑10↓1
Ich bin der Meinung,das ist alles eine Frage der Erziehung.Meine Kinder werfen noch heute nicht das kleinste Papierchen einfach auf den Boden.Als wir wandern gingen,haben sie uns immer allen Abfall den sie fanden gebracht.Unsere Rucksäcke wurden mit der Zeit zwar etwas schwerer,aber meine Kinder waren stolz darauf etwas gutes getan zu haben für die Umwelt.
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Eduard Biner - ↑19↓7
Leider wird es solche Leute wohl immer geben, die ihren Abfall in der Natur "entsorgen". Seit der Sackgebühr hat sich dies noch verschlimmert! Als Wanderleiter kann ich davon ein Liedchen singen. Die Verursacher dieser Sauerei bezahlen seither nichts mehr für die Abfallentsorgung, jedoch alle anderen über die Sackgebühr. Verursacherprinzip nennt man das! Fragt sich, ob die "ungerechte" Pauschalgebühr nicht für alle billiger wäre, als die ganze Putzerei und Kontrolle.
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