Walliser im Ausland | Alain Pfammatter in Indiana
«Ich war schon immer vom amerikanischen Lifestyle fasziniert»
Alain Pfammatter aus Lalden wohnt seit diesem Sommer in den USA, wo er einen Sprachaufenthalt absolviert. Auf 1815.ch berichtet der 18-Jährige, wie er den «American Way of Life» lebt.
Alain Pfammatter, in welcher Stadt lebst du?
«Ich lebe in Kendallville, Indiana. Kendallville ist eine kleine Stadt mit zirka 10’000 Einwohnern im nordöstlichen Teil des Bundesstaats Indiana.»
Wie lange wirst du dort bleiben?
«Ich werde meine Heimreise gegen Ende nächsten Juni antreten. Das heisst, ich bin für rund elf Monate hier.»
Was hat dich gerade nach Nordamerika verschlagen?
«Ich war schon immer vom amerikanischen Lifestyle, wie wir ihn in der Schweiz kennen, fasziniert. Nun wollte ich endlich herausfinden, was davon wirklich stimmt und was nicht, denn ich war vor diesem Austausch noch nie in Amerika. Dass ich dabei mein Englisch verbessern kann, war sicherlich ein zusätzlicher Vorteil.»
Wem bist du zuerst begegnet?
«Nach dem Zwischenstopp in Washington D.C. flog ich gemeinsam mit etwa 25 Schweizer Austauschschülern weiter nach Chicago. Dort wurden wir von Freiwilligen von AFS erwartet und in ein Hotel zur Übernachtung gebracht. Am nächsten Tag ging es in kleineren Gruppen weiter zu den Treffpunkten, an denen wir wichtige Infos erhielten und anschliessend von unseren Gastfamilien abgeholt wurden.»
Wie wohnst du?
«Ich wohnen gemeinsam mit meinen Gasteltern und meiner Gastschwester in einem grossen, typisch amerikanischen Einfamilienhaus, etwa fünf Meilen ausserhalb von Kendallville. Meine beiden Gastbrüder sind manchmal übers Wochenende und an Feiertagen Zuhause, da sie im College und in der Army sind.»
Was hast du dir vom Leben in den USA erhofft?
«Ich habe mir eigentlich nicht viel Spezifisches erhofft. Ich wollte einfach eine neue Kultur und neue Menschen kennenlernen. Zudem wollte ich einige amerikanische Sportarten ausprobieren.»
Haben sich diese Erwartungen bis jetzt erfüllt?
«Definitiv!»
Wie sieht ein typischer Tag im Leben eines Sprachschülers aus?
«Für mich sieht ein typischer Wochentag wie folgt aus: Die Schule beginnt um 7:45 Uhr und endet um 14:58 Uhr. Ich esse in der Schulcafeteria. Nach der Schule ist Training angesagt. Während der ersten drei Monate ging ich ins Fussball- und American-Football-Training. Momentan versuche ich mich an Basketball. Alle diese Trainingseinheiten enden zirka um 18 Uhr. Danach gehe ich nach Hause. Nach dem Abendessen und den Hausaufgaben ist dann schon bald Schlafenszeit. An den Wochenenden unternehme ich gewöhnlich etwas mit meiner Gastfamilie, wenn keine Sportevents anstehen.»
Welches waren die grössten Herausforderungen für dich?
«Ich hatte zum Glück nicht grosse Sprachprobleme. Jedoch war das amerikanische Schulsystem gewöhnungsbedürftig für mich. Man hat für ein ganzes Trimester jeden Tag den gleichen Stundenplan, was sehr eintönig sein kann. Zudem wird jede einzelne Hausarbeit benotet, was zu Beginn ein wenig stressig war, zusammen mit drei Stunden Training jeden Tag. Ich habe mich nun jedoch daran gewöhnt und kann inzwischen sagen, dass das Schweizer Schulsystem herausfordernder ist.»
Was machst du in deiner Freizeit?
«In meiner Freizeit unternehme ich viel mit meiner Gastfamilie. Von Zeit zu Zeit stehen auch Trips mit meinem Austauschprogramm an, wie zum Beispiel ein Ausflug nach Chicago.»
Wie ist das Wetter momentan?
«Es wird langsam aber sicher kälter. So haben wir momentan um die 5 Grad Celsius tagsüber. Jedoch kann es am Morgen auch mal bereits -5 Grad Celsius haben. Zusätzlich wurde mir bereits gesagt, dass es im Winter Minus-Grad Fahrenheit haben wird, was mindestens -18 Grad Celsius ist. Doch der Spruch ‚Wenn dir das Wetter in Indiana nicht gefällt, warte zehn Minuten’ beschreibt die Situation recht gut.»
Was unterscheidet die US-Amerikaner von den Wallisern?
«Ich denke, es gibt nicht sehr viele Unterschiede. Die Amerikaner sowie die Walliser arbeiten viel. Was jedoch ein Unterschied ist, sind die Distanzen. So entspricht eine Fahrzeit von fünf Stunden für Amerikaner einem kleinen Ausflug, den man am Wochenende ruhig unternehmen kann.»
Welches Bild der Schweiz hat man in den USA?
«Also falls Amerikaner die Schweiz von Schweden unterscheiden können, dann haben sie das Bild eines wohlhabenden, Skifahrenden und Käse oder Schokolade essenden Schweizers im Kopf.»
Hast du manchmal Heimweh?
«Natürlich.»
Was vermisst du am meisten aus der Schweiz?
«Neben Familie und Freunden vermisse ich am meisten die Berge. Indiana ist ein sehr flacher Bundesstaat mit einem höchsten Punkt von 383 Metern über Meer. Zudem vermisse ich, wie einfach es in der Schweiz ist, von einem Punkt zum anderen zu gelangen, auch wenn man kein Auto hat. Es gibt praktisch keine öffentlichen Verkehrsmittel ausserhalb von grösseren Städten in Amerika.»
Hast du einen Insider-Tipp für USA-Reisende?
«In Kendallville findet jedes Jahr das Apple-Festival statt. Dort kann man viele verschiedene traditionelle Mahlzeiten aus der Region testen. Das Festival lockt jährlich Besucher aus dem ganzen Land an. Zusätzlich sollte man einen Ausflug nach Fort Wayne machen. Fort Wayne ist die zweitgrösste Stadt in Indiana. Man kann sie dank der riesigen amerikanischen Flagge bereits aus grosser Entfernung sehen.»
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
Weiterführende Informationen: Alain Pfammatter hat seinen Sprachaufenthalt mit AFS organisiert. AFS ist die grösste und älteste Non-Profit-Organisation für interkulturellen Austausch in der Schweiz. Weltweit kooperiert das Programm mit über 50 Partnerländern und blickt auf ein über 60-jähriges Bestehen und stetiges Weiterentwickeln zurück. Mit Sitz in Zürich ist AFS Schweiz in der ganzen Deutschschweiz, der Romandie und auch im Tessin tätig. Ist dein Interesse geweckt? Dann gibt es hier weitere Infos.
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