Walliser im Ausland | Annemieke Bumann-Hoogendam in Sevilla
«Ich bin weder verhungert, noch verdurstet...»
Annemieke Bumann-Hoogendam aus Saas-Fee hat einen Sprachaufenthalt im spanischen Sevilla absolviert. Auf 1815.ch berichtet die 50-Jährige über Sprachbarrieren, charmante Kellner und gibt süsse Tipps für Naschkatzen.
Annemieke Bumann-Hoogendam, Sie haben sich für einen Sprachaufenthalt in Sevilla entschieden. Was hat Sie gerade nach Spanien verschlagen?
«Wir haben Andalusien bereits besucht, aber Sevilla und Umgebung noch nicht. Die Geschichte von Andalusien und die maurische Architektur interessieren mich bereits seit vielen Jahren. In Sevilla gibt es zudem ein Angebot, Spanisch ab 30 Jahren zu lernen.»
Wem sind Sie dort zuerst begegnet?
«Zuerst bin ich dem Taxifahrer und dem Hauswart begegnet. Beide waren sehr freundlich und sprachen nur Spanisch.»
Wie haben Sie gewohnt?
«Ich habe über die Schule ein Studio gemietet. In den Privathäusern gab es kein Internet. Dies war für mich unerlässlich, da ich trotz lernen auch noch die Büroarbeiten von zu Hause mitnehmen durfte. Das Studio war riesig, hatte gutes Internet, eine Küche mit Kaffeemaschine und Wasserkocher. Unten im Keller hatte es eine Waschmaschine und einen Trockner. Die Hausbesitzer waren stets da und ich konnte mich oft mit ihnen unterhalten. Es waren nur zehn Minuten zu Fuss bis zur Schule – gerade lange genug, um richtig zu erwachen.»
Was haben Sie sich von diesem Austausch erhofft?
«Vor allem, dass ich das Spanisch verstehen würde, das auf der Strasse gesprochen wird. Dies erwies sich jedoch als sehr ehrgeizig, mit meinen dürftigen Spanischkenntnissen. Es gab nur einige Kellner oder Verkäufer, die sich die Mühe gaben, ein bisschen langsamer zu sprechen. Sobald die Spanier aber begriffen, dass ihre Sprache nicht meine Stärke war, waren die meisten froh und stolz, ihre Englischkenntnisse auffrischen zu können. In den Taxis, Bussen und im Zug konnte ich aber öfters mein Erlerntes einsetzen.»
Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
«Leider nicht. Die Sevillaner sprechen sehr schnell und haben ihren eigenen Slang und Dialekt. Ich bin aber weder verhungert, noch verdurstet, und habe mehrere Ausflugsziele und Museen mit spanischen Führungen besucht. Während den Führungen wird deutlicher und langsamer gesprochen. Es hat richtig Spass gemacht, als ich da fast alles verstanden habe!»
Was haben Sie in Ihrer Freizeit gemacht?
«Leider hatte ich nicht sehr viel freie Zeit. Von Montag bis Freitag hatte ich vier Stunden Unterricht in der Klasse und am Nachmittag noch eine Stunde Privatunterricht. Das war streng, aber die richtige Lösung für mich. Drei bis vier Mal in der Woche ging ich eine Stunde spazieren neben dem Guadalquivir – der Fluss, der Sevilla durchquert. An einige Wochenenden habe ich selber Ausflüge unternommen, nach Cordoba und Carmona zum Beispiel. In Sevilla habe ich viele Sehenswürdigkeiten besucht. Von der Schule wurde eine Stadtführung, ein Besuch der Kathedrale und ein Paella-Kochkurs mit Degustation angeboten.»
Welchen Herausforderungen sind Sie begegnet?
«Das Lernen selber war für mich recht anstrengend: Man merkt, dass es einem mit 50 Jahren nicht mehr so leicht fällt, wie mit 20 oder 30 …. leider. Lustig war es, sich in den Pausen mit den vielen Chinesen und Japanern auf Spanisch zu verständigen. Wir waren alle da zum Lernen und die Asiaten wollten stets auf Spanisch kommunizieren. Das machte Spass. Ansonsten gab es keine speziellen Herausforderungen.»
Typisch Spanisch: Lebensfreude, Sangria und Siestas. Wie haben Sie die Spanier erlebt?
«Sehr pflichtbewusst, stets rechtzeitig und spontan. Mit leichtem Erstaunen habe ich festgestellt, das die Sevillaner im Alltag die gleichen Werte pflegen wie wir. Sie sind nicht lockerer oder lustiger während der Arbeit als wir in der Schweiz. Das hat bestimmt damit zu tun, das in den Städten eine andere Mentalität herrscht als an den Stränden und den typischen Urlaubsorten in Spanien. Die Kellner sind aber ein wenig charmanter im Umgang mit den weiblichen Gästen.»
Welches Bild der Schweiz hat man?
«Die Schweiz wird sofort mit Schokolade und Käse assoziiert. Ansonsten kennen die meisten Spanier die Schweiz nicht so gut.»
Hatten Sie manchmal Heimweh?
«Nein, gar nicht. Für Heimweh war mein Aufenthalt zu kurzweilig.»
Was aus der Schweiz haben Sie am meisten vermisst?
«Meine Familie.»
Haben Sie einen Insider-Tipp für Sevilla-Reisende?
«Mir hat der Parque Maria Luisa mit dem Plaza de Espana sehr gut gefallen. Dieser Park hat eine Fläche von 40 Hektaren. Es gibt verschiedene Monumente, Gebäude, ein Palast und einen Botanischen Garten – wirklich eine wunderbare Oase der Ruhe in der belebten Stadt von Sevilla. Um die maurische Architektur zu bewundern, ist ein Besuch des Real Alcàzar ein Muss. Und zum Schluss eine kleine Süssigkeit für Naschkatzen wie mich: warme, frisch frittierte Churros mit Schokoladesauce, vis-a-vis vom Eingang zur Kathedrale.»
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
Weiterführende Informationen: Annemieke Bumann-Hoogendam hat ihren Sprachaufenthalt über Boa Lingua organisiert. Boa Lingua bietet Sprachaufenthalte in über 350 der weltweit besten und renommiertesten Sprachschulen und Sprachreisen in mehr als 30 Länder an. Auch interessiert? Dann gibt es hier weitere Informationen.
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