Todesfall | Erste Bundeskanzlerin der Schweizerischen Eidgenossenschaft starb am 1. August
Annemarie Huber-Hotz ist tot
Die erste Bundeskanzlerin der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist tot: Annemarie Huber-Hotz starb am 1. August im Alter von siebzig Jahren. Ihre Wegbegleiter würdigten kurz nach Bekanntgabe der Nachricht die Karriere der «Schweizer Pionierin».
Die ehemalige Spitzenbeamtin aus Baar verstarb am Donnerstag während einer Wanderung im Gebiet Schwarzsee im Kanton Freiburg im Kreis ihrer Familie an einem akuten Herzversagen, wie ein Familienmitglied am Freitagabend mitteilte. Als Erstes hatten Onlineportale des CH-Media-Verlags darüber berichtet.
Bis zuletzt politisch aktiv
Erst Ende Juni hatte Huber-Hotz das Präsidium des Schweizerischen Roten Kreuzes an den ehemaligen Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger abgegeben. Acht Jahre hatte sie die Spitze der Organisation inne.
In einem Interview mit den Zeitungen «Ostschweiz am Sonntag» und «Zentralschweiz am Sonntag» warnte sie zuletzt vor steigenden Problemen in der Schweizer Bevölkerung. Zwar gebe es hierzulande vergleichsweise wenig Armut - man stelle aber zunehmend fest, «dass es sehr viele Vereinsamte gibt».
Darunter seien Menschen, die zwar keine Geldsorgen hätten, «aber von der Gesellschaft abgehängt sind oder sich abhängen». Dazu käme die alternde Bevölkerung mit der steigenden Zahl der Demenzerkrankten, mahnte Huber-Hotz gegenüber den Zeitungen.
Erste Frau in verschiedenen Posten
Vor dem Engagement beim Hilfswerk hatte das FDP-Mitglied zwischen 1999 und 2007 eine der wichtigsten und einflussreichsten Posten in der Schweizer Politik inne. Als erste Frau überhaupt war sie Schweizer Bundeskanzlerin. Sie wirkte an 350 Bundesratssitzungen und 15'000 Geschäften mit.
Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit gestaltete sie die Bundeskanzlei um: Mit der neuen Bundesverfassung wurden Bundeskanzlei und Parlamentsdienste definitiv getrennt. Das Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetz sah zudem neu die Funktion des Bundesratssprechers vor.
«Mit der effizienten Organisation der Abläufe im Regierungsalltag konnte sie den Bundesrat stets kompetent unterstützen», teilte die Bundesregierung am Freitagabend mit. Huber-Hotz habe ihre Aufgabe als Bundeskanzlerin stets als Privileg empfunden. «Sie verstand es, auf andere Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören.» Mit ihrer Freude an der Arbeit, ihrer lebenslangen Neugier und ihrer Grosszügigkeit sei sie den Mitmenschen ein Vorbild gewesen.
Lange Karriere in Bundesbern
Bereits ab 1978 war Huber-Hotz in verschiedenen Funktionen für das Parlament tätig gewesen. Ab 1981 führte sie als erste Frau das Sekretariat des Ständerates, 1992 bis 1999 war sie Generalsekretärin der Bundesversammlung. Hier sorgte Huber-Hotz für Ordnung, wenn sich Probleme im Ratsablauf stellten.
Huber-Hotz wurde 1948 in Baar geboren, wo sie auch die Schulzeit absolvierte. Schon während ihres Studiums war sie vielseitig interessiert und studierte unter anderem Politische Wissenschaften in Genf.
Nach ihrem Rücktritt als Bundeskanzlerin 2007 setzte sich Annemarie Huber-Hotz in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen für die Gemeinschaft ein. Besonders am Herzen lag ihr der Kampf gegen das Elend. So war sie vor ihrem Engagement beim Schweizerischen Roten Kreuz bis 2011 Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft. Zudem bekleidete sie in den vergangenen Jahren diverse Funktionen in gemeinnützigen Stiftungen und in Preiskommissionen.
«Dienerin der Schweiz»
Zahlreiche Personen aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung würdigten nach Bekanntgabe des Todes Huber-Hotz' deren Leistungen. Für die FDP Schweiz war sie «eine herausragende Persönlichkeit», an die man sich «mit Respekt und Dankbarkeit» erinnern werde.
Laut der FDP der Stadt Bern brillierte ihr Mitglied «mit Weitsicht, Geschick und Empathie». Damit habe sie die Schweiz nachhaltig geprägt. Politologe Claude Longchamp dankte ihr via Kurznachrichtendienst Twitter für ihr «Wirken für die Schweiz». Dieses werde in Erinnerung bleiben.
Die ehemalige Zürcher CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer zeigte sich «unendlich traurig über den Hinschied von Annemarie Huber-Hotz». Ihre Verdienste für das Rote Kreuz und ihre stets menschliche Art könnten nicht genügend gewürdigt werden, schrieb Schmid-Federer auf Twitter. «Wir werden dich sehr vermissen.»
Für Politikberater Mark Balsiger war Huber-Hotz «eine Schafferin, uneitel, präsent, zuverlässig, fair». Die Zusammenarbeit mit ihr habe immer ausgezeichnet funktioniert. Sie habe sich als «Dienerin der Schweiz» verstanden.
Annemarie Huber-Hotz hinterlässt ihren Ehemann, ihre drei Kinder und vier Enkelkinder.
sda
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