Hotellerie | Bezirksgericht Visp räumt 5-Sterne-Haus weitere sechs Monate für Sanierung ein
Hotel «Ferienart» bleibt auf Investorensuche
Das «Hotel Ferienart» in Saas-Fee hat die definitive Nachlassstundung beantragt. Innerhalb von sechs Monaten muss nun ein Investor oder Käufer gefunden werden. Ansonsten droht im schlimmsten Falle der Konkurs.
Im Februar dieses Jahres musste der renommierte Saaser Hotelbetrieb beim Bezirksgericht Visp eine provisorische, viermonatige Nachlassstundung beantragen. Er konnte zu diesem Zeitpunkt Forderungen von Gläubigern nicht nachkommen «Diese Frist ist Ende Mai abgelaufen, ohne dass wir eine Lösung gefunden haben», sagt VR-Präsident Georg Anthamatten auf Anfrage.
Verkauf als Möglichkeit
In der vergangenen Woche ist deshalb vom Bezirksgericht Visp die definitive Nachlassstundung für das Familien-Unternehmen ausgesprochen worden. «Somit bleiben uns weitere sechs Monate Zeit, Geldgeber oder allenfalls einen Käufer zu finden», so Anthamatten weiter.
Wie die Schweizer Hotellerie insgesamt kämpft auch der Betrieb in Saas-Fee laut Anthamatten mit den Auswirkungen des starken Frankens. «Die Aufhebung des Mindest-Euro-Kurses führte zu massiven Stornierungen von Gästen. Daneben stellen wir fest, dass die Buchungen über Internet bei gleichzeitig sinkenden Preisen massiv ansteigen.» Trotz massiver Kostensenkungen im Betrieb konnte der Umsatzwegbruch nicht wettgemacht werden, was letztlich zu den finanziellen Engpässen führte.
Ungleiche Rahmenbedingungen
Schweizer Hotels sehen sich auf den Buchungsplattformen mit Konkurrenten aus Österreich und Südtirol konfrontiert. «Für den Gast zählt für gleichwertige Angebote im Direktvergleich im Internet vorab der Preis. Bei gleichem Preis kann aber ein Hotelier in Österreich aufgrund günstigerem Wareneinkauf, tieferen Personalkosten und tieferen Baukosten allenfalls einen Gewinn erzielen. Aus diesem Blickwinkel hat der Schweizer bei knapp kalkuierten Preisen das Nachsehen.»
Die Nachlassstundung hat für den Betrieb vorderhand keine Auswirkungen. Von Personalentlassungen konnte bisher abgesehen werden. «Während des Winters stand das Hotel mit 70 Angestellten offen. Dasselbe gilt auch für den kommenden Sommer. Wir rechnen allerdings aufgrund des starken Frankens mit einen 10-prozentigen Gästerückgang im Vergleich zum Vorjahr.»
Bleibt anzumerken, dass nach der definitiven Nachlassstundung von sechs Monaten der Schuldner einen Nachlassvertrag darlegen muss, der vom Richter und den Gläubigern akzeptiert wird. Falls er dies nicht präsentieren kann oder mit den Gläubigern nicht einig wird, wird der Konkurs ausgesprochen.
zen
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Kommentare
John - ↑16↓9
Jahrelang hatte der Schweizer Tourismus goldene Zeiten. Statt fortlaufend zu investieren wurde schön ins Portemonnaie gewirtschaftet. Richtiges Beispiel: Ferienart. Statt das kleine Hotel zu belassen und schön fortlaufend zu renovieren wurde die Gier nach mehr immer grösser. Mit verfügbarem Kapital wurde Angebaut, sogar das Hotel du Glacier dazu gekauft und notwendige Renovationen vernachlässigt. Heute steht man vor grossen Gebäuden welche renovationsbedürftig wären und wundert sich, dass die Gäste nicht mehr in solche Hotel kommen.
Zudem sollte man klar bemerken, im ersten Bericht übers Ferienart stand das Reservationen im 6 stelligen Bereich storniert wurden. Wer so etwas glaubt, hat von Tourismus keine Ahnung, den auf Sommer wären nie so hoche Reservationssummen vorausgebucht worden UND das Reservationsverhalten hat sich geändert. Am Winter kann das alles sein, aber im Sommer werden maximum 20% aller Reservationen 2-3 Monate im Voraus getätigt und der Rest alles Kurzfristig.
Es wurden deutliche Fehler bei der Direktion gemacht und statt dies zu eingestehen schiebt man alles auf die Wirtschaftskriese...
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Ralf - ↑14↓13
Südtirol, Österreich... tolle Urlaubsländer, freundliche Menschen, gutes Essen, moderne Liftanlagen.... und soooo viele Schweizer Gäste.
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