OPEN AIR GAMPEL | Die Toten Hosen waren tatsächlich da
Die Rechnung ist beglichen
«Jetzt sind wir hier, mit zwei Jahren Verspätung, also lassen wir uns den Spass nicht von dem bisschen Regen nehmen!» Campino zeigte gestern am Gampel ein mal mehr, dass er weiss, wie man die Menge zum Kochen bringt.
Zugegeben, die Zuschauer machten es ihm auch nicht schwer. Schon bevor die Band auf der Bühne war, sangen sie gemeinsam Lieder, die auch schon die Hosen gecovert haben. Dann, nach einer obligatorischen Prominenzverspätung, wird es dunkel, die Leute still. Während die Flaggen an den Seiten gehisst werden, spielt sich auf der Bühne ein Videoclip ab. Es zeigt die fünf Düsseldorfer in einem Auto. Sie fahren Richtung Gampel, sind gerade vor einer Brücke, als sie einfällt – ein Blick zurück, auf 2015.
Aber diesmal wird es anders, die Band tritt auf. Und mit ihnen ein heruntergekommener Junkie-Helmut. «Bin ich froh hier zu sein, anstelle dieses Weicheis aus Düsseldorf.» Er versucht vergebens die Menge dazu zu bringen, seinen Namen zu schreien, aber musikalisch überzeugt er.
Unter rotem Himmel
Ein, zwei Handgriffe später wird aus dem Junkie der wahre Campino. Er spielt mit der Musik und mit dem Publikum, bringt neue Lieder und Klassiker. Bei «Bonnie und Clyde» zünden die ersten Pyros. Bei «Liebeslied» wird der Himmel rot und die Luft zu Rauch.
Das erste Mal verabschieden sich die Hosen nach etwa einer Stunde. Dann kommen sie wieder. «Wir haben wohl etwas bei euch gut zu machen. Wenn ihr mögt, können wir also noch ein Weilchen weiterspielen», meint Campino. Natürlich mögen sie. Er verteilt symbolisch ein paar Shots und stösst mit dem Publikum an.
Menge tobt bis zum Schluss
Obwohl er wohl wissen muss, dass die Toten Hosen Gampels Lieblingsband sind, gibt sich Campino bescheiden. «Man kann die Hosen gut oder schlecht finden, aber es gibt eine Band, die einfach jeder normale Mensch gut finden muss», schreit Campino und stimmt «Should I Stay or Should I Go» von The Clash an.
Die Menge tobt bis zum Schluss, die Hosen auch. Campino tollt auch nach 35 Jahren Bandgeschichte wie ein Mittzwanziger und spätestens nach «Eisgekühlter Bommerlunder» fragt man sich, wie seine Stimmbänder überhaupt noch etwas hergeben können.
jom
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