Forum Tabakprävention in Brig-Glis
«Horrorbilder haben keine präventive Wirkung»
Mit dem Forum Tabakprävention ist am Donnerstagabend eine Plattform geschaffen worden, um Fachpersonen und Eltern auf den Tabakkonsum von Jugendlichen zu sensibilisieren. Vor einem Publikum aus zahlreichen Berufsfeldern und Interessierten kam auch Erstaunliches zu Tage: Horrorbilder auf der Zigarettenpackung haben keine präventive Wirkung.
Die Referenten machten am Forum Tabakprävention 2014 deutlich, dass das Umfeld der Jugendlichen hinsichtlich einer beginnenden Nikotinsucht ein wichtiger Risiko- und Schutzfaktor darstellt. Ein Umfeld, in welchem Eltern und Fachpersonen unweigerlich Vorbildfunktion einnehmen.
Nachdem Christian Rieder, Suchtberater bei Sucht Wallis, die allgemeine Suchtentwicklung mitsamt Risiko- und Schutzfaktoren veranschaulichte, wies Josette Huber als leitende Ärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am PZO auf die Vulnerabilität von Kinder und Jugendlichen hin. Sie machte deutlich, dass ein Konsumverhalten oftmals als Symptom einer jugendlichen Entwicklung und Auslotung der Grenzen hindeute.
Martin Hafen, Professor und Soziologe an der Hochschule Luzern wies darauf hin, dass abschreckende Prävention wie etwa Horrorbilder auf Zigaretten Packungen oder Videobeispiele in Schulklassen, die eine Lungenerkrankung illustrieren, kaum Wirkung zeigen. Stattdessen sollte themenübergreifende Prävention, wie etwa die Förderung der Lebens- und Sozialkompetenzen bei Jugendlichen durch Unterstützung von Lehrpersonen und Eltern, eingesetzt werden. Zudem sollten beispielsweise Schulen und Familien sehr wohl Regeln hinsichtlich des Tabakkonsums aussprechen, die Kontrolle und allfällige Sanktionierungen müssten jedoch sinnvoll sein.
Hafen wies zudem auf die ständige Entwicklung des Gesellschaftsphänomens «Sucht» hin. Da das Einstiegsalter beim Konsumverhalten nach unten tendiert, müsse auch die Suchtprävention früher eingesetzt werden, ansonsten verliere sie an Wirkung. Der Soziologe ermunterte die Anwesenden, als Entscheidungsträger in Bezug auf die Initiierung von Suchtprävention Wille zur Investition zu zeigen, da wirkungsvolle Suchtprävention einen gesellschaftlichen Nutzen, verspreche.
Thomas Beutler von der Arbeitsgemeinschaft Tabak wies auf den Einfluss der Tabakwerbung auf Jugendliche hin. Dabei machte er deutlich, dass man in der Schweiz im Vergleich zum nahen Ausland auf eine sehr lasche Gesetzgebung trifft. Zudem sei zu beobachten, dass die Tabakprävention doch sehr stark auf die jugendliche Zielgruppe gerichtet ist. Diesbezüglich kann festgehalten werden: je häufiger ein Jugendlicher der Tabakwerbung ausgesetzt ist, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Tabak zu konsumieren beginnt.
In einem abschliessenden Podiumsgespräch wurde bekräftigt, dass Präventionsinterventionen bei Jugendlichen zu spät erfolgen. Es wäre wirksamer und effizienter, wenn damit im Kindesalter begonnen würde.
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