Vogelwelt | Kormoran-Schwarm zieht durchs Rhonetal
Hobbyfotograf knipst 50 Kormorane im Oberwallis
Kevin Gundi staunte nicht schlecht, als er am vergangenen Samstag, nach einem seiner zahlreichen Streifzüge in die Oberwalliser Bergwelt, sein Bildmaterial sichtete.
Neben Fotos von heimischen Wildtieren im Schneegestöber zeigte ein Schnappschuss, bei dem der Hobbyfotograf eher zufällig auf den Auslöser drückte, einen Kormoran-Schwarm. Die prächtigen Unterwasserjäger sind nicht oft in den Lüften über dem Oberwallis zu sehen.
«Der Schwarm bewegte sich vom Goms herkommend dem Rhonetal entlang Richtung Visp», beschreibt Gundi, dem die rund 50 Kormorane am vergangenen Samstagnachmittag gegen 15 Uhr vor die Linse flogen, die Flugroute der schwarz gefiederten Tiere mit den hellen Schnäbeln und den smaragdgrünen Augen. «In der Annahme, es handle sich um Gänse, habe ich vielmehr unbewusst als fokussiert ein Foto geschossen.»
Ein echter Glückstreffer, wie die spätere Auswertung der Fotos ergeben sollte. Denn Kormorane geben im Oberwallis nicht oft ein solches Gastspiel. Das bestätigt auch Michael Schaad, Mediensprecher der Schweizerischen Vogelwarte Sempach gegenüber 1815.ch. «Der Kormoran brütet in der Schweiz an den grossen Seen des Mittellandes. Unseres Wissens kam es im Wallis bisher zu keiner Brut. Und wir erwarten auch keine solche in absehbarer Zeit. Allerdings überwintert der Kormoran vom Unterwallis bis nach Visp in geringer Zahl an Gewässern.»
Kormorane suchen das Wasser
Damit der Kormoran eine Region dauerhaft besiedelt, braucht er gemäss Angaben von Michael Schaad fischreiche Gewässer. Diese scheinen die Vögel unter anderem am oberen Ende des Genfersees in den Grangettes im Waadtland zu finden. 2014 zählte man hier laut Informationen der Schweizerischen Vogelwarte über 300 brütende Paare. «In den Grangettes am Genfersee liegt der grösste Schlafplatz der Kormorane in der Schweiz. Dort können bis zu 5000 Individuen übernachten und dort brüten die Vögel auch.»
Ornithologe Schaad ist sich sicher, dass es sich bei den im Oberwallis von Gundi gesichteten Kormoranen um «durchziehende Vögel» handelte. «Mit grosser Wahrscheinlichkeit war der Trupp auf dem Rückzug aus den Winterquartieren in seine Brutgebiete, wobei sich nicht genauer eruieren lässt, woher die Vögel stammen und wohin sie fliegen.» Möglicherweise hätten die Tiere den Simplon überquert und seien in der Folge ins Rhonetal gelangt, nennt Schaad einen denkbaren Kurs der rund 50 Kormorane. «Bei guten Witterungsverhältnissen ist eine derartige Alpenquerung für die Vögel problemlos machbar. Derzeit liegt der Höhenrekord bei knap 3800 Metern über Meer.»
Der Kormoran brütet Schaads Angaben zufolge in ganz Europa bis in den Norden Skandinaviens und überwintert an den Küsten des Atlantiks und des Mittelmeers. «In der Schweiz fand die erste Brut im Jahr 2001 statt. Truppgrössen von bis zu 100 Individuen sind keine Seltenheit.»
pan
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Kommentare
Lorly - ↑5↓2
Gratuliere dem Fotografen. Wunderschön solche Bilder zu sehen.
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Cornelia - ↑9↓2
Gratuliere! Bin erfreut und es ist aussergewöhnlich.
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martin - ↑9↓8
Freud mich Riesig wenn sich Wildlebende Geschöpfe Gottes, bei uns im Wallis niederlassen, eine Bereicherung fürs ganze Tal..