Garten | Rundgang durch ein Gartenparadies
Hier ist die Natur willkommen
Staldenried | Auf einem 8000 Quadratmeter umfassenden Grundstück im Weiler Niederried unterhalb von Staldenried haben Richard Wymann und Marianne Hebeisen während nunmehr acht Jahren ein «grünes Paradies» geschaffen, das mit zahlreichen botanischen Besonderheiten bestückt ist, welche viel mehr sind als blosses Zierrat.
Perrine Andereggen
Das grosszügige Gartengrundstück «Achermatte» auf 850 Meter über Meer bietet Platz für rund 600 Nutz- und Wildpflanzen, «davon 180 verschiedene Edel- und Wildobstarten», präzisiert Wymann bei einem Rundgang durch das charmant «unaufgeräumte» Idyll, das wie zufällig gewachsen wirkt, dessen Strukturen und Gestaltung jedoch den Prinzipien der Permakultur genügen. «Dabei werden Pflanzungen und Elemente so zusammengefügt, dass sie sich gegenseitig ergänzen, der Garten wird im Einklang mit der Natur angelegt», schneidet Wymann nur oberflächlich die Ansätze des Permakultur-Konzepts an, bei dem auch ethische Komponenten eine Rolle spielen.
Es summt und fleucht geschäftig an Blüten und Beerenranken, zwischen Wildobstbäumen und Haselstrauch.
Kein Korsett für die Natur
«Wirtschaftlichkeit steht bei einem Permakultur-Garten nicht im Vordergrund», betont der 64-Jährige. Ziel sei es, das Ökosystem zu verstehen, ein nachhaltiges, dauerhaftes und ressourcenschonendes Zusammenleben von Mensch und Natur werde angestrebt. «Letztendlich ist es ergiebiger und kostengünstiger, mit der Natur statt ge-
gen sie zu arbeiten», schlussfolgert Wymann.
Deshalb gestehen er und seine Lebenspartnerin Marianne Hebeisen sogenannten Rand- und Wildniszonen, «die nur einmal im Jahr mit der Sense gemäht werden», ebenso viel Raum zu, wie den kleinflächig angelegten und auf dem Gelände versprengten Gemüsegärtchen, in denen Kartoffeln, Basilikum, Zucchetti, Salat oder Mangold wachsen, oder dem zentral gelegenen kreisrunden Kräutergarten.
Umrankt von Rebentrieben, Himbeer- oder Johannisbeersträuchern und von emporwachsenden Stockrosen eingefasst, gedeihen in den mediterran anheimelnden Rabatten laut Gärtner Wymann mehr als 200 verschiedene Gewürz- und Teepflanzen: diverse herb-würzige Thymiansorten, mancherlei asiatisches Gewürz, Lavendelsträucher oder Etagenzwiebeln. Erfrischendes Zitronenjohanniskraut, aromatischer Walliser Ysop, «der die Duftnoten von Rosmarin und Thymian sowie einen Hauch von Minze in sich vereint», oder der Muskatellersalbei, «mit dem seinerzeit der Wein gewürzt wurde», verströmen vielerlei intensive Aromen, locken Wildbienen und Schmetterlinge an. In einem Asthaufen ganz in der Nähe haben sich leuchtend grüne Smaragdeidechsen angesiedelt.
Keine Chemie im Grünen
Wymann, dessen «essbare Landschaft» nicht mit Pestiziden belastet und mit industriellen Methoden kultiviert wird, um kurzfristige Erfolge herbeizuführen, betont: «Je grösser die Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Strukturen ist, desto stabiler ist ein Garten. Wir nutzen die Tiere als Mitarbeiter: Marienkäfer vertilgen Läuse, Vögel sammeln Raupen.» Die Anzahl an Schädlingen und Nützlingen hält sich in der grünen Oase von Wymann und Hebeisen die Waage.
Sie zwingen die Natur nicht, lassen sie mitgestalten. Auch spontan aufkeimende Pflanzen dürfen wachsen. «Solange sie nicht Überhand nehmen», sind sich Wymann und Hebeisen einig. Die 69-Jährige, welche schliesslich für die Verarbeitung der Kräuter und Wildobstsorten zuständig ist, weiss aus scheinbar jedem Gewächs einen Nutzen zu ziehen.
Die Kunst der Einfachheit
anwenden
Im Permakultur-Garten von Richard Wymann und Marianne Hebeisen sind praktisch keine nackten Böden zu
finden. «Unter anderem wird durch Mischkultur, Zwischensaaten oder Bodenmulch, der zusätzlich für humosen und nährstoffreichen Boden sorgt, im Sommer der Wasserhaushalt verbessert. Bleibt der Boden bedeckt, wird er nicht hart und ausgelaugt.»
Durch diese einfache Vorgehensweise entfalle schliesslich auch ein beschwerliches Pflügen oder Umgraben. «Bei weichem Boden reicht eine einfache Lockerung mit einem Zinker», so Wymann, der stets nach der Maxime vorgeht, dass die Natur dem Gärtner einen Teil seiner Arbeit abnimmt, «wenn man sie denn lässt… Die Kunst der Einfachheit». Und die Erträge seien nicht minder ergiebig als bei einer Monokultur, kann sich der Rentner auch nach acht Jahren immer noch für den Permakultur-Garten ereifern.
Der Klimagarten
Die Luft flimmert, es ist heiss und trocken, die Region rund um die «Achermatte» gilt gemäss Wymann als niederschlagsärmste in der Schweiz. Aber auch damit wissen die beiden Bewirtschafter umzugehen. Sonnige und schattige Plätze wechseln sich ab. «Mit vertikal oder quer angelegten Wild- und Fruchthecken werden Temperatur- und Ventilationseffekte in der Geländestruktur beeinflusst und verbessert.» Einige Hecken dienen als Windschutz, sodass die Böden weniger austrocknen.
Für das Projekt «Achermatte» habe es noch vor «dem ersten Spatenstich» umfangreicher Planung bedurft, erinnert sich Wymann unter den schattenspendenden Ästen eines alten Nussbaums an die Anfänge zurück. Nach dem Spaziergang durch ihr bunt blühendes Reich ist klar, dass sich die beiden Gartenfreunde mit ihrem Plan von einem Garten, der mehr ist, als ein Naturgarten, nicht in die Nesseln gesetzt haben.
pan
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