Studie zu Herdenschutzmassnahmen | Bewirtschafter von Schafalpen müssen 50 Prozent der Aufwendungen selbst tragen
Herdenschutzmassnahmen kosten 18 000 Franken mehr pro Alpsaison
Eine von den Kantonen Wallis und Uri in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass Herdenschutzmassnahmen sowie diverse Anpassungen bei der Nutzung von Schafalpen, die aufgrund der Präsenz von Grossraubtieren unternommen werden mussten, im Wallis jährlich 1,6 Millionen Franken Mehrkosten verursachen. Schweizweit könnten Kosten von bis zu 7,6 Millionen Franken entstehen.
Bisher fehlten in der Schweiz zuverlässige Daten über die Wirtschaftlichkeit der Schafsömmerung, wenn deren Bewirtschaftung an die Präsenz von Grossraubtieren angepasst werden muss. Deshalb hat die kantonale Dienststelle für Landwirtschaft zusammen mit dem Amt für Landwirtschaft des Kantons Uri beim Büro Alpe eine Studie in Auftrag gegeben, um die Kosten für diese zusätzlichen Anpassungen zu ermitteln. Die Studie wurde vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) mitfinanziert und basiert auf einem Vergleich der wirtschaftlichen Situation zwischen dreizehn Schafalpen in den Kantonen Uri und Wallis vor und nach der Anpassung der Schafsömmerung an die Grossraubtiersituation.
18 000 Franken mehr pro Alpsömmerung
Die Studie zeigt nun auf, so heisst es in einer Mitteilung des Kantons, dass die Alpbewirtschafter der untersuchten Alpen durchschnittlich 18 000 Franken Mehrkosten pro Alp und Alpsaison tragen, was durchschnittlich fast 43 Franken pro Schaf entspricht. Die geschätzten jährlichen Mehrkosten für alle Schafalpen betragen somit rund 560 000 Franken im Kanton Uri und 1,6 Millionen Franken im Wallis. Hochgerechnet auf die gesamte Schweiz entstehen durch die Anpassung der Schafsömmerung jährlich etwa 7,6 Millionen Franken an Mehrkosten.
Im Durchschnitt seien die Mehrkosten bei der Anpassung der Schafsömmerung an die Präsenz von Grossraubtieren knapp zur Hälfte durch zusätzliche Direktzahlungen in Folge eines Weidesystemwechsels sowie durch Herdenschutzbeiträge gedeckt. Letztendlich, so wird weiter mitgeteilt, müssten die Bewirtschafter aber rund 50 Prozent der Mehrkosten selbst tragen. Dies entspricht durchschnittlich mehr als 9 000 Franken pro Schafalp und Alpsaison sowie für alle Schafalpen schweizweit jährlich geschätzt gut 3,8 Millionen Franken.
Die Mehrkosten für Massnahmen zur betrieblichen Anpassung und für Massnahmen zum Herdenschutz könnten nicht vollumfänglich der einen oder anderen Massnahme zugeordnet werden. Entsprechend sei auch die adäquate Deckung der Mehrkosten durch Direktzahlungen auf der einen und Förderbeiträge für Herdenschutzmassnahmen auf der anderen Seite schwierig umzusetzen.
Alternative Fördersysteme
Die Autoren schlagen aufgrund der Resultate der Studie zwei alternative Fördersysteme vor. Das eine zielt darauf ab, die ständige Behirtung allgemein sowie die Umtriebsweide mit erprobten Herdenschutzmassnahmen stärker als bisher zu fördern. Das andere zielt darauf ab, alle Mehrkosten für eine vom Bewirtschafter vorgeschlagene und geprüfte Strategie zur Umsetzung von Massnahmen zum Herdenschutz und Massnahmen zur betrieblichen Anpassung vollständig abzugelten. Seitens der Kantone sei der Handlungsspielraum sehr eng, da die Ausgestaltung der Fördersysteme im Bundesrecht geregelt wird. Es liege am Bund, aufgrund der Erkenntnisse der Studie, allfällige Anpassungen vorzunehmen.
pd / pan
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