A9 | Messungen im gedeckten A9-Teilstück Turtmann sollen aufzeigen, ob Massnahmen nötig sind
Haarrisse im neuen A9-Tunnel Turtmann
Beim gedeckten Einschnitt des Autobahnteilstücks zwischen Gampel und Leuk kommt es zu Senkungen und Hebungen des Untergrunds. Die Überwachungsresultate seit der Inbetriebnahme 2016 zeigen, dass sich die Schwankungen des Bauwerks nun stabilisieren.
Seit Ende 2016 rollt der Verkehr auf dem Teilstück der Autobahn A9 zwischen Gampel und Susten. Vorab beim gedeckten Abschnitt auf der Höhe von Turtmann traten während der Bauphase immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, weil die Tunnelröhren in der Nähe der Rhone in Böden mit schwankendem Grundwasserspiegel gebaut wurden.
Zwischen fünf und 15 Zentimeter
Grundwasser macht den Verantwortlichen beim Amt für Nationalstrassenbau nun aber auch nach Fertigstellung des Bauwerks Sorgen. Bereits wenige Monate nach Eröffnung der beiden Tunnelröhren bei Turtmann sind Hebungen und Senkungen der Röhren festgestellt worden. «2017 bewegten sich diese Auf- und Abbewegungen in einer Bandbreite zwischen fünf und 15 Zentimetern», bestätigt Martin Hutter, Chef des Amtes für Nationalstrassenbau, gegenüber dem «Walliser Boten» einen Bericht von Kanal 9 vom Freitagabend.
Die Instabilität des Untergrunds sei unter anderem zurückzuführen auf die jahreszeitlich unterschiedliche Höhe des Grundwassers. «Im Sommer steigt der Grundwasserspiegel, während er im Winter wieder absinkt. Diese Schwankungen führen zu den festgestellten Bewegungen der Röhren. Diese haben sich laut den Messungen 2018 aber stabilisiert, sodass zurzeit nur Hebungen und Senkungen im Bereich von einigen Millimetern gemessen werden», erklärt Hutter. «Da die Bewegungen des Untergrunds nicht in allen Bereichen der Röhren gleich stark sind, kommt es zu Spannungen in der Betonummantelung des Bauwerks. Die Folge sind Risse im Millimeterbereich.»
Der gedeckte Einschnitt Turtmann sei in einem empfindlichen Terrain der Rhoneablagerungen in heterogener geologischer und komplizierter hydrogeologischer Umgebung gebaut, erklärt Hutter. «Das Verhalten der Kunstbaute unter solchen geologisch-hydrogeologischen Bedingungen mit wechselhaftem Auftrieb des Grundwassers und mit Schwankungen zwischen Tief- und Hochwasserperiode ist sehr komplex.»
Millionenklage gegen Ingenieurbüro
Die beiden Autobahnröhren werden nun regelmässigen Kontrollen unterzogen. «Sollte der instabile Untergrund Massnahmen nötig machen, wird die Frage der Haftung zu klären sein», sagt Hutter. Der Chef des Amtes für Nationalstrassenbau macht aber deutlich, dass das Bauwerk durch die Risse derzeit in keiner Art und Weise ein Risiko für die Sicherheit der Tunnelröhren und der Benutzer darstellten und dass die Anforderungen der gültigen Normen bezüglich der Gebrauchstauglichkeit und der Tragfähigkeit erfüllt seien.
Für allfällige Schäden beziehungsweise um die Verantwortlichkeiten zu klären, müsste der Bauherr nach der geologisch-geotechnischen Beurteilung eine entsprechende Klage einreichen. «Wir haben bereits 2013 eine Leistungsklage in der Grössenordnung zwischen 30 und 40 Millionen Franken in Sachen Verformung der Baugrubensicherung eingereicht. Dieses Verfahren ist zurzeit noch nicht abgeschlossen», erklärt Hutter. Die damals eingereichte Klage richtet sich gegen das ausserkantonale Ingenieurbüro, das für das ursprüngliche Projekt verantwortlich zeichnete.
Norbert Zengaffinen
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Kommentare
Arthur Heinzmann, Visp - ↑5↓8
Wenn man denkt, man könne alles berechnen, hätte alles im Griff, so kann der Boden der Realität, plötzlich sehr tief liegen.
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