Baubranche | Bauunternehmer Hans-Ulrich Weger fordert im Umgang mit der Corona-Krise mehr Besonnenheit
«Wir müssen weiterarbeiten, nur so kann die Wirtschaft überleben»
Die Corona-Massnahmen haben für die Bauunternehmen weitreichende Folgen. «Die Gombau scheut für die Sicherheit ihrer Angestellten keine Kosten», sagt Geschäftsführer Hans-Ulrich Weger. Er nimmt deshalb auch die anderen Parteien in die Pflicht: Die Gewerkschaften dürften nicht länger für Verunsicherung sorgen und Bauherren müssten bei Fristen Kulanz zeigen.
«Eigentlich wäre es viel einfacher, die Arbeiten einzustellen», sagt Hans-Ulrich Weger. Wirklich eine Option ist eine Betriebseinstellung für den Inhaber der Gombau AG aber nicht. Zumindest nicht, solange sie sich irgendwie vermeiden lässt. Er ist ein Stehaufmännchen. Und als solches will er die Probleme anpacken. Und nicht aussitzen, was mit der Corona-Krise aber sowieso nicht möglich sei, wie der Bauunternehmer überzeugt ist. Diese werde das Land noch eine ganze Weile beschäftigen. Für Weger ist deshalb klar: «Wir müssen weiterarbeiten, nur so kann die Wirtschaft überleben.»
Corona-Kosten von über 650000 Franken
Die Gombau AG scheue dafür keinen Aufwand. Weger hat die Folgekosten der Corona-Massnahmen für seinen Betrieb ausgerechnet: Pro Baustelle kommt er dabei mit der Organisation der Massnahmen, Materialbeschaffung sowie Einrichtungs- und Rückbaukosten auf einmalige Kosten von mindestens 13540 Franken – für jede der derzeit 14 Baustellen. Weitere 4130 Franken pro Woche kalkuliert er für die täglichen Reinigungsarbeiten aller Baustellen. Plus 2500 Franken pro Woche für die Unterkunft jener acht Grenzgänger, die aktuell aufs Pendeln verzichten. Müssten diese Massnahmen bis Ende Juni aufrechterhalten werden, würden nach Wegers Rechnung Kosten von gut 280000 Franken resultieren.
Die Massnahmen haben aber auch Auswirkungen auf die Produktivität der Mitarbeitenden. Weger geht davon aus, dass die Arbeitsleistung mindestens 10 Prozent unter dem normalen Niveau liegt. «Nach meiner Rechnung kostet Corona die Gombau AG bis zum 30. Juni in der Summe mehr als 650000 Franken», sagt er. Insofern er ausklammere, dass bis dahin noch mindestens 25 Baustellen und weitere Mitarbeiter hinzukommen dürften.
Kein Opportunismus
Geld, das er gerne zu zahlen bereit ist. Unterstützung durch die öffentliche Hand will er dafür keine. Auch Kurzarbeit wolle und könne er keine beantragen. Und erst recht keine Kredite aufnehmen. «Unternehmen, die bereits jetzt finanzielle Unterstützung benötigen, haben keine Existenzberechtigung. Notkredite sollten Notkredite sein», so sein hartes Urteil.
Was er in diesen aussergewöhnlichen und schwierigen Zeiten aber fordert, ist Besonnenheit. Keine politischen Geplänkel. Keinen Opportunismus. Für die Kampagnen der Gewerkschaften, die mehrfach eine Schliessung aller Baustellen im Land gefordert haben, hat er kein Verständnis: «Das verunsichert die Arbeiter», sagt er. Müsste die gesamte Wirtschaft lahmgelegt werden, hätte man bald einmal ein grösseres Problem, ist er überzeugt.
Sorgen bereiten Weger auch die Termine. Die Gombau habe vor einer Woche sämtliche Bauherren und Bauleitungen angeschrieben, dass Corona die Produktivität einschränke und Folgekosten auslöse. «Wir tun unser Möglichstes. Doch wir können nicht zaubern», sagt er. Ohne Entgegenkommen der anderen Seite werde es nicht funktionieren. Für Weger sind die Gerichtsprozesse in der Branche bereits vorprogrammiert. Als Stehaufmännchen hofft er aber, dass deren Zahl so klein wie möglich gehalten werden kann und die Parteien gemeinsam vernünftige Lösungen finden.
Martin Schmidt
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar