Gesellschaft | Walliser im Ausland
Giulia Alessandra Ruffener: «Es droht das Wetterphänomen 'El Nino'»
Giulia Alessandra Ruffener lebt seit über einem halben Jahr in Ecuador. Die 17-jährige Austauschstudentin will ihre Spanischkenntnisse vertiefen und die vielfältige Kultur näher kennenlernen.
Seite Ende August 2016 lebt Giulia Alessandra Ruffener im Rahmen des Austauschprogramm von Rotary, dem Youth Exchange Program, im südamerikanischen Ecuador. Dort wohnt sie in der Küstenstadt Bahia de Caraquez. Die Stadt gehört zum Kanton Sucre welcher zur Provinz Manabi gehört.
1815.ch: Wie lange wollen Sie in Ecuador bleiben?
Giulia Alessandra Ruffener: Das Austauschprogramm dauert zehn bis elf Monate. Ich werde voraussichtlich Mitte Juli 2016 in die Schweiz zurückkehren.
Warum sind Sie in dieses Land gegangen?
Als ich beschlossen, mein Austauschjahr nicht auf Englisch zu machen, war für mich klar, dass ich nach Südamerika wollte. Spanisch lernen stand im Vordergrund, da ich Spanisch als Schwerpunktfach im Kollegium wählte. Ich war neugierig auf die Kultur und die Lebensfreude und Offenheit der Lateinamerikaner.
Ich konnte zwei Wunschländer wählen und hatte das Glück, dass ich Ecuador, meiner ersten Wahl, zugeteilt wurde. Das Land hat mich mit seinen vier unterschiedlichen Regionen - Amazonas, Anden, Küste und Galapagos Inseln - sofort in seinen Bann gezogen.
Was erhoffen Sie sich von Ihrem Aufenthalt?
Ich erhoffe mir, das Land und die Kultur möglichst intensiv kennenzulernen und mitzuerleben. Ich freue mich auf die Bekanntschaft von vielen Leuten und darauf, dass ich neue Freundschaften schliessen kann und eine zweite Heimat finde.
Sind Ihre Erwartungen bisher erfüllt worden?
Ich habe bisher schon viel von meiner Provinz gesehen und dank Rotary und meinen Eltern werde ich auch die Gelegenheit haben, alle vier Gebiete von Ecuador zu bereisen. In meiner Stadt habe ich auch schon viele neue Freundschaften geschlossen.
Ich habe mich zudem schon gut an den ecuadorianischen Lebensstil gewöhnt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Bisher habe ich den Amazonas und die Anden gesehen. Beides waren unglaubliche Erlebnisse. Mir gefällt es so gut, dass ich momentan nicht zurück in die Schweiz zurückkehren möchte.
Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Ich habe sehr viel Glück mit meinen Gasteltern, dem lokalen Rotary Club und meinen neuen Freunden und würde daher sofort wieder hierher kommen.
Wem sind Sie in Ecuador zuerst begegnet?
Meine Gastfamilie und eine Rotarierin haben mich in Guayaquil am Flughafen abgeholt.
Welches Wort in der Landessprache brauchen Sie am meisten?
In meinen ersten Wochen waren meine zwei Hauptausdrücke : si (=ja) oder no entiendo (=ich verstehe nicht). In der Zwischenzeit verstehe ich schon viel besser und kann mich schon recht gut verständigen. Die hier typischen Wörter bien/bueno (=gut) und que chevere (=wie toll), brauche ich sehr oft.
Wie wohnen Sie?
Ich wohne bei einer Gastfamilie. Jedoch habe ich in meinem Austausch drei Gastfamilien. Jetzt bin ich bei meiner zweite Gastfamilie. Hier wohnen meine Gastmama, Gastpapa und meine Gastschwester. Das Haus ist einen Block vom Meer entfernt.
Was kostet ein Kaffee in Ihrem Aufenthaltsort?
Alle Dinge sind hier viel günstiger als bei uns. Ein Kaffee auswärts kostet etwas weniger als ein US‐Dollar.
Wie ist das Wetter momentan?
Bei meiner Ankunft war es am Morgen immer bis gegen Mittag bewölkt, dann hellte es auf und es gab blauen Himmel und gegen Abend war es wieder bewölkt. Um die Weihnachtszeit war es sehr heiss und jetzt im Januar gibt es vermehrt Regen und es droht das Wetterphänomen «El Nino»
Kann man das Leitungswasser trinken?
Hier an der Küste soll das Leitungswasser nicht getrunken werden. In den Anden hingegen soll es Städte geben, wo dies möglich ist. Zum Beispiel, als ich in Cuenca war, konnte ich Leitungswasser trinken.
Welche Verkehrsmittel benutzen Sie?
Ich gehe meisten zu Fuss. Wenn ich mit meiner Gastfamilie unterwegs bin, sei es auch nur um in der Stadt essen zu gehen, nehmen wir immer das Auto. Oft brauche ich auch das Tricicolo, welches typisch für meine Stadt ist.
Haben Sie Heimweh?
Es gefällt mir hier sehr gut und ich habe mich gut und schnell eingelegt. Von richtigem Heimweh kann ich sprechen, obwohl mir manchmal Vertrautes fehlt.
Was vermissen Sie am meisten aus der Schweiz?
Im Moment vermisse ich die Kälte und den Schnee aus der Schweiz. Das schöne und warme Wetter hier gefällt mir gut, doch die grosse Hitze um die Weihnachtszeit habe ich weniger gut vertragen.
Was sollten Besucher aus der Schweiz unbedingt mitbringen?
Etwas Bestimmtes kann ich nicht nennen. Hier kann man alles kaufen was man braucht.
Welches einheimische Essen mögen Sie nicht?
Maduras schmecken mir nicht. Dies ist eine Bananenart. Am Anfang nennt man sie Verde und man kann daraus Chiffles oder Patacones machen (was sehr lecker ist). Wenn die Banane reift, wird sie süßlich und man nennt sie Madura. Man bratet sie und isst sie meistens mit Käse.
Gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten in Ihrer Nähe?
In meiner Stadt hat es viele Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt ein kleines Shoppingcenter, kleine Boutiquen und einen Markt. Die etwas grösseren Städte Portoviejo oder Manta sind nur eine Stunde von Bahia entfernt, und bieten noch mehr Einkaufsmöglichkeiten.
Kennen Ihre Bekannten in Ihrem jetzigen Wohnort die Schweiz?
Ja sie kennen die Schweiz. Die Jugendlichen wissen jedoch nicht viel von der Schweiz, eigentlich nur den Namen. Ich wurde schon oft gefragt, ob ich in der Schweiz auch immer an den Strand gehe.
Hat Ihr Aufenthalt Sie bisher verändert?
Die vielen Eindrücke und Erlebnisse werden mich sicherlich prägen. Auch passe ich mich immer mehr an die ecuadorianische Pünktlichkeit an. In meiner Denkweise hat mich mein Aufenthalt auch sicherlich verändert. Ich habe hier Dinge gehört und gesehen, die ich nicht für real hielt.
Ist das Leben in Ihrem jetzigen Wohnort gefährlich?
Ganz ungefährlich ist es nicht. Wenn man sich an gewisse Verhaltensregeln hält, kann man sich gut in der Stadt bewegen (z.B. kein Mobiles offen herumtragen, nichts Wertvolles zur Schau stellen etc.) Natürlich gibt es auch Quartiere, die man besser meidet.
Kommen Sie gern in die Schweiz zurück?
Ich geniesse meine Zeit hier, aber bin mir sicher, dass ich nach elf Monaten auch wieder gerne zurückkehre.
rul
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