Landwirtschaft | Widdermarkt hinter geschlossenen Toren
Der Geistermarkt
Der Corona-Virus macht auch vor dem beliebten Schwarznasen-Widdermarkt nicht Halt. Die Züchter durften immerhin ihre Tiere aufführen, um sie von den Experten punktieren zu lassen. Danach mussten sie den Platz vor dem Sepp-Blatter Schulhaus wieder verlassen. Publikum war gar keines zugelassen.
Es ist gespenstisch still am Widdermarkt in Visp. Wo ansonsten reges Treiben herrscht, ist heute gähendende Leere. Ab und zu blökt ein Schaf, sonst nichts. Der Grundgeruch liegt immerhin deutlich wahrnehmbar in der Luft, doch die speziellen Zutaten, wie der Duft nach Raclette, Bratwurst und Plätzli, die fehlen schmerzhaft. Irgendwo am Rande des Geschehens steht Daniel Steiner, der Präsident des Schwarznasenverbandes.
Herr Steiner, wieviele Zuschauer hat es an einem normalen Widdermarkt?
«Wenn gleichzeitig auch der traditionelle Warenmarkt stattfindet, haben wir weit über tausend Besucher.»
Heute haben wir einen Geistermarkt, ein krasser Gegensatz.
«Ja, heute findet der Geistermarkt statt. Aber uns ist wichtig, dass wir wenigstens die Punktierung durchführen lassen konnten, so dass die Tiere im Herdenbuch aufgeführt bleiben.»
Wieviele Widder sind heute angeliefert worden?
«Angemeldet sind 503, ich denke effektiv aufgeführt sind 470 Widder.÷
Heute sind nur Züchter und Experten auf dem Platz.
«Nein, nur die elf Experten mit Richard Zeiter als Chefexperte. Die anderen sind Helfer. Für jedes Experten-Team müssen die Genossenschaften zwei Helfer stellen. Ansonsten sind gar keine Leute hier.»
Nicht einmal die Züchter sind heute hier?
«Nein, die durften am Morgen in der Früh kommen, ihre Tiere abladen. Sie haben die Anweisungen hervorragend befolgt. Sie mussten nämlich gestaffelt kommen, so dass wir nicht zum gleichen Zeitpunkt zu viele Leute auf dem Platz hatten. Und heute am 14.00 Uhr kommen sie wieder gestaffelt, um ihre Tiere abzuholen.»
Was wäre die Konsequenz gewesen, wenn Sie den Markt nicht hätten durchführen dürfen?
«Es ist so, dass Schafe bis zum Alter von 18 Monaten zum ersten Mal punktiert werden müssen. Wir haben heute viele junge Tiere auf Platz. Wenn wir sie heute nicht hätten punktieren können, dürfen die Züchter diese Tiere nicht für die Zucht verwenden. Dann fallen sie in die Kategorie C, und diese darf man nicht weiter verwenden.»
Die wären also im Kochtopfe gelandet, obwohl sie hervorragend veranlagt sind?
«Genau.»
Hat das Corona-Virus noch weitere Auswirkungen auf ihren Verband?
«Dieser Anlass ist der letzte unseres Verbands. Ich möchte an dieser Stelle den betreffenden Behörden Danke sagen, dass wir diese Anlass in dieser abgespeckten Form haben durchführen dürfen. Aber andere wird es extrem hart treffen. Wie etwa die Stechfeste und andere Anlässe».
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