Schnee-Treiben im Sommer
Gefährliche Gletscherspalten werden entschärft
Das Skigebiet von Zermatt verspricht 365 Tage im Jahr Skispass. Damit der Walliser Ferienort seinen Gästen den Wintersport auch im Sommer ermöglichen kann, scheut die Zermatt Bergbahnen AG keinen Aufwand.
Zermatt rühmt sich bei Wintersportlern als höchstgelegenes Ganzjahres-Skigebiet Europas. Auch im Sommer können Skifahrer und Snowboarder am Fusse des Matterhorns auf 21 Pistenkilometern im Pulverschnee ihre Spuren ziehen.
Trügerische Gletscherspalten
Die «alpine Sommerspielwiese» ist auf 3'883 Meter über Meer auf dem Theodulgletscher gelegen. Ein Gebiet, in dem immer wieder gefährliche Gletscherspalten auftreten können, die sich in Lage und Grösse fortdauernd verändern oder unter einer nachlassenden Schneeschicht versteckt sind. Diese nach der Wintersaison, welche in Zermatt am 4. Mai beendet wurde, auszumachen, um sie mit grossem Aufwand aufzuschütten, ist Aufgabe der Suchtrupps des Pistenrettungsdienstes der Zermatt Bergbahnen AG.
Vermessung mit Georadar
Die Arbeiten dazu haben bereits begonnen. 2014 mit einer Neuerung, so Martin Niederberger von der Zermatt Bergbahnen AG. «Die Sondierung der Gletscherspalten wurde in diesem Jahr mittels einer Georadar-Vermessung in Zusammenarbeit mit Dr. Hansruedi Maurer, Professor für Geophysik an der ETH Zürich durchgeführt.» Mit den an Pistenfahrzeugen angebrachten Georadar-Messgeräten konnten die Zuständigen im Gebiet Störungen in den oberen Schichten des Erdbodens messen. Das Ziel dieser gründlichen Vorarbeiten ist, dass die Spalten hinterher katiert und mittels GPS lokalisiert werden können. Analyse und Bericht zur Vermessung stehen derzeit noch aus. Die Zermatt Bergbahnen erhoffen sich mit der am letzten Aprilwochenende angewendeten Georadar-Methode, dass die aufwändige und manuelle Suche mit Sonden wegfällt.
Zwei Bagger am Matterhorn
Die Lokalisierung der Gletscherspalten ist überlebenswichtig für die mit Seilen gesicherten Bodentrupps, die danach mit zwei schweren Baggern anrücken und die Spalten im Gletscherfeld in nicht ungefährlichen Arbeitsschritten zuschütten. Damit soll ein mögliches Einbrechen von Ski- und Snowboardfahrern verhindert werden. «Durch die jahrelange Erfahrung unseres Pistenrettungsdienstes sind die ’Hot Spots’, also jene Bereiche mit den häufigsten Gletscherspalten, bekannt», attestiert Niederberger dem Einsatzteam, welches sich seit Ende April auf dem Theodulgletscher aufhält und die kritischen Stellen auf den Pisten vom Plateau Rosa an der schweizerisch-italienischen Grenze bis hin zum Hochplateau Gobba di Rollin in der Nähe des Breithorns im Sommerskigebiet entschärft. Ein fortlaufender Prozess, für den von Mai bis September drei Mitarbeitende der Zermatt Bergbahnen AG eingebunden sind.
«Während der Sommersaison müssen auch die Masten der Sommerskilifte Plateau Rosa 1, 2 und 3 zwei- bis dreimal neu justiert werden», fügt Martin Niederberger an. Die mehrmaligen Neupositionierungen werden nötig, weil sich der Gletscheruntergrund bewege und damit die Masten mitverschoben werden. «Mit der Justierung werden diese wieder in ihre Ausgangsposition gebracht.» Die Arbeiten dazu führt der Technische Dienst der Zermatt Bergbahnen durch.
Harte Arbeit nach Saisonschluss
Dass die Arbeiten erst nach Ende der Wintersaison im Mai aufgenommen werden, hat gemäss Niederberger mit der Abschmelzphase des Gletschers zu tun: «Der Gletscher bewegt sich in den Sommermonaten übermässig schnell. Wenn die Gletscherspalten nun bereits im März oder April aufgedeckt und verschlossen werden, muss dieselbe Stelle möglicherweise bereits im August oder September wieder bearbeitet werden.» Je länger man mit den Vorgängen im Frühling zuwarte, desto länger sei die Stelle gesichert. Auch deshalb werde die im Sommer am meisten genutzte Speedpiste, auf welcher die Sportler der Nationalmannschaft trainieren, erst im Juni bearbeitet.
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