Archäologie | Überreste zeigen neue Facette der Anfänge des Christentums im Wallis
Frühmittelalterlichen Begräbniskirche in St-Maurice entdeckt
Bei den vergangenen April begonnenen archäologischen Ausgrabungen am Chemin des Condémines in St-Maurice wurden die Überreste einer frühmittelalterlichen Begräbniskirche und deren Friedhof freigelegt.
In derselben Epoche wie die Abtei, aber an einer Stelle abseits des Klosterkomplexes erbaut, umfasse dieser Sakralbau einen grossen Friedhof, der auch nach der Zerstörung der Kirche im 13. Jahrhundert noch benutzt wurde, teilten die Verantwortlichen des Kantons Wallis am Donnerstag mit. Zur Bestimmung des Baujahres und der späteren Umbauphasen bedürfe es weiterer Untersuchungen. Die Bedeutung des Monuments manifestiere sich in der Qualität seiner Bauweise: «So ist das Mauerwerk von hervorragender Machart und es scheint, dass bemalter Verputz einst die Wände schmückte.»
Der Friedhof umfasse schätzungsweise 250 Gräber, die in mehreren Schichten übereinanderliegen. Über zwei Drittel seien bereits freigelegt worden. «In dieser Begräbnisstätte dürften sowohl Einheimische aus den umliegenden Orten als auch Pilger begraben liegen», heisst es weiter. Die entdeckten Überreste zeigten eine neue Facette der Anfänge des Christentums im Wallis. Man erwarte, dass die Funde und Untersuchungen «wichtige Informationen über die hier beigesetzten Menschen liefern» werden.
Die Freilegung der Kirche bei Condémines biete die seltene Gelegenheit, ein Bauwerk in seiner Gesamtheit und seinem Kontext zu erfassen. «Somit ist dieses Monument wichtig für das Verständnis der christlichen Topografie und der Geschichte von St-Maurice.» Zudem sei es ein Schlüssel zum Verständnis der ersten Jahrhunderte des Christentums im Wallis und der Anfänge der Abtei von St-Maurice.
Nach einer 1951 vom Archäologen Louis Blondel durchgeführten Rettungsgrabung konnten der Teilgrundriss der Kirche (einschiffiger Bau, von zwei quadratischen Räumen flankiert) nachskizziert und die Gräber im Bereich der Baugrube grob dokumentiert werden. Die seit April 2019 gesammelten Daten würden vermuten lassen, dass die von Blondel gezeichneten Räume einen Säulengang bilden.
pd/tma
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar