Gesundheit | Berner Klinik Montana investiert in neue Technologie
Früher wieder auf den Beinen
Als erste Einrichtung in der Schweiz ist die Berner Klinik Montana seit kurzem mit einem innovativen System für das Gleichgewichts- und Gehtraining ausgerüstet. Es erlaubt Patienten, möglichst früh wieder Trittsicherheit zu gewinnen. Am Freitag wurde das neue System vorgestellt.
In der Berner Klinik, die auf medizinische und neurologische Rehabilitation spezialisiert ist, wird kräftig in Therapieeinrichtungen investiert. Seit Ende Oktober ist die neue Rehabilitationstechnologie ‚Vector Gait and Safety System’, die Patienten mit Gang- und Gleichgewichtsstörungen unterstützt, im Einsatz. «Weltweit gibt es etwa 60 derartige Installationen. Unsere Einrichtung ist jedoch die erste seiner Art in der Schweiz», erklärt Nina Forkel, Therapieleiterin in der Berner Klinik. Die in den USA entwickelte Installation sei ausserdem europaweit die erste, die zwei Geräte an einer Schiene aufnimmt.
Und so funktioniert das System: Die Patientin oder der Patient ist mittels eines Gurtes und eines Seils mit dem Gerät verbunden, das an einer Schiene an der Decke fixiert ist. Über einen Computer ist das einzelne Gerät steuerbar, wobei die Therapeutinnen die Steuerung auch direkt über ein Handy übernehmen können. «Man kann verschiedenste Einstellungen vornehmen, etwa dass ein Sturz nach 30 Zentimetern aufgefangen werden soll. Dann stürzt der Patienten auch nur bis da hin.» Zudem können Patienten auch entlastet werden, indem durch das Gerät Gewicht weggenommen wird. Ziel des Systems ist es, den Patienten Sicherheit zu vermitteln und die Sturzgefahr zu eliminieren.
Zurück ins tägliche Leben
«Das Gerät wird bei uns in erster Linie von Schlaganfall- und MS-Patienten, bei inkompletter Querschnittslähmung oder von Patienten nach einer Ambutation genutzt. Gerade Ambutationspatienten, die mit einer Prothese laufen, kann die Angst vor einem Sturz genommen werden», so Forkel. Die Anwendungen sind vielfältig: Nicht nur das Gehen oder das Gleichgewicht können trainiert werden. Auch die Aktivitäten des täglichen Lebens, wie etwa von einem Stuhl aufzustehen oder im Übungsraum Treppen zu laufen, seien mit dem System bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Rehabilitation möglich, betont Forkel weiter.
Die Anschaffung der Installation hat die Berner Klinik insgesamt rund 300'000 Franken in die Finger genommen. «Wir wollen auch bei den Technologien, die wir für eine moderne Rehabilitation brauchen, bei den besten mitmischen», erklärt Direktorin Monica Crettol. «Ziel ist es ja, dass die Patienten möglichst bald in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren können.» In den letzten Jahren seien deshalb jedes Jahr durch selbsterwirtschaftetes Geld mehrere Millionen Franken in die Infrastruktur investiert worden – seit 2012 erhalte man von den Kantonen keine Beiträge mehr, auch nicht aus dem Kanton Bern.
Deutlich mehr Walliser
Seit dem neuen Krankenversicherungsgesetz im Jahr 2012, das den Patienten auch im Grundversicherungsbereich eine freie Wahl ermöglicht, und der Aufnahme der Berner Klinik in die Spitalliste finden auch immer häufiger Walliserinnen und Walliser den Weg in die Klinik. «War es früher nur ein kleiner Prozentsatz mit Zusatzversicherten, stammen inzwischen rund 20 Prozent unserer Patienten aus dem Kanton Wallis. Viele kommen auch aus dem Oberwallis», betont Crettol. Die meisten Patienten finden den Weg in die Klinik über den Inselspital in Bern. Zwischen Montag bis Freitag verkehre täglich ein Bus von Crans-Montana aus nach Bern und wieder zurück.
Die Gründe für einen Aufenthalt seien dabei sehr unterschiedlich. «Im Neurobereich sind ein Drittel Schlaganfall-Patienten und ein weiteres Drittel MS-Patienten. Die Berner Klinik ist im Bereich Multiple Sklerose die grösste stationäre Rehaklinik in der Schweiz.» Durchschnittlich seien die Patienten über alle Therapiegebiete hinweg gesehen rund 24 Tage in der Klinik – so kommen bei 116 Betten insgesamt 36'000 Übernachtungen im Jahr zusammen. Seit 2009 sei man mit einer Erhöhung der Auslastung um 30 Prozent stark gewachsen. «Wir haben wieder Vollbetrieb, was uns auch hilft, Investitionen zu tätigen und Kompetenzen am Standort zu halten.»
pmo
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