«Sion 2026» | Nach Ablehnung des 100-Millionen-Kredits für Olympische Winterspiele
Freude auf der einen, Bedauern auf der anderen Seite
Die Ablehnung des 100-Millionen-Kredits für die Olympia-Kandidatur «Sion 2026» hat im Kanton Wallis bei Promotoren und Tourismusverbänden Bedauern ausgelöst. Umweltverbände äussern sich demgegenüber erfreut über den Abstimmungsausgang.
Staatsrat Frédéric Favre sprach am Sonntagnachmittag von einer verpassten Chance. Das Walliser Projekt hätte es in seinen Augen dem Wallis erlaubt, an einer Erneuerung der Olympischen Spiele teilzuhaben, wie er an einer Medienkonferenz sagte.
Der Berner SP-Ständerat Hans Stöckli konnte seine Enttäuschung ebenfalls nicht verbergen. Im Sport gebe es Gewinner und Verlierer. «Heute gehöre ich zu letzteren», sagte der Vizepräsident des Kandidaturkomitees. Als Gründe für das Nein machte er «interne Gründe im Wallis», finanzielle Aspekte aber auch ein negatives Bild der Sportverbände in der Bevölkerung aus.
«Es ist uns leider nicht gelungen, eine Mehrheit von der Nachhaltigkeit und den Chancen von Sion 2026 zu überzeugen», sagte Jürg Stahl, Swiss-Olympic-Präsident und Vorsitzender des Kandidaturkomitees am Sonntag. «Wir sind aber Sportler und akzeptieren diese Niederlage», sagte der Zürcher SVP-Nationalrat weiter.
«Wir respektieren das Votum der Walliser, auch wenn es all diejenigen schmerzt, die unermüdlich an einem Projekt von überschaubaren Spielen gearbeitet haben», sagte er weiter.
Mandat geht zurück an Swiss Olympic
Das Kandidaturkomitee werde in den kommenden Tagen das Mandat zur Organisation von Olympischen und Paralympischen Spielen in der Schweiz an Swiss Olympic zurückgeben und die notwendigen Vorbereitungen zur Auflösung treffen.
Enttäuscht äusserten sich auch die Tourismus- und Gastronomieverbände. Die Enttäuschung der letzten zwei Kandidaturen habe offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen und einen dritten Misserfolg wollten die Walliser nicht riskieren, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung des Schweizer Tourismus-Verbandes, von hotelleriesuisse, GastroSuisse, den Seilbahnen Schweiz und dem Verband öffentlicher Verkehr.
Aus touristischer und volkswirtschaftlicher Sicht wäre die Austragung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele eine grosse Chance nicht nur für die Austragungskantone , sondern für die ganze Schweiz gewesen, heisst es weiter. Die Tourismus-Verbände seien enttäuscht über die verpasste Chance, würden sich nun aber umso mehr für den alpinen Tourismus einsetzen.
Ein Erfolg für die Alpen
Umweltorganisationen haben sich demgegenüber erfreut über das Nein im Kanton Wallis geäussert. Der WWF Schweiz sprach von einem Entscheid für die Alpen. Der Alpenraum brauche keine Mega-Events, sondern mehr Schutz und eine nachhaltige Entwicklung, wird Laura Schmid, Geschäftsführerin des WWF Oberwallis in einer Mitteilung zitiert.
Auch die Grünen Wallis, die sich an vorderster Front gegen das Projekt engagiert hatten, äusserten sich erfreut über das klare Resultat. Die Mehrheit der Walliserinnen und Walliser habe nicht geglaubt, dass der 100-Millionen-Kredit für Infrastruktur und Sicherheit genügt hätten und Angst gehabt, dass das Wallis nach Olympia mit einem Schuldenberg dastehen würde.
Auch Mountain Wilderness Schweiz will sich weiterhin für olympiafreie Alpen einsetzen. Die heutige Grössenordnung der Spiele würde sich beachtlich auf das sensible Ökosystem der Alpen auswirken, auch ohne zusätzliche Prestige-Bauten.
Für den Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) ist das Schweizer Olympiaprojekt beerdigt. Das dezentrale Konzept hätte zu einem enormen Verkehrsaufkommen über grosse Distanzen geführt. Mit dem vorliegenden Konzept habe das Dilemma zwischen der Nutzung der bestehenden Infrastrukturen und einem ökologischen Verkehrskonzept nicht gelöst werden können.
Artikel
Kommentare
Peter Fux, St. Niklaus VS - ↑11↓0
Nach dieser Abstimmung kann man sich wieder einmal frage, sind unsere Regierung und viele vom Volk gewählte Politiker wirklich für die Bürger da, oder für Einige unter vielen??!!
antworten