Ausstellung | «Erfunden-wahre Geschichten. Deutungsort Museum» des Museumsnetzes Wallis
Fiktiv – aber nicht unwahr
WALLIS | Was verbindet die Lebensgeschichte eines Visper Alchemisten mit jener einer Sittener Aristokratin? Und was haben die beiden mit einem Bierproduzenten, einem Missionar und einer Künstlerin am Hut?
Nun, all diese fünf Figuren sind erfunden und bilden Bestandteil des ersten gemeinsamen Ausstellungsprojekts des Museumsnetzes Wallis «Erfunden-wahre Geschichten. Deutungsort Museum».
Begegnungen mit diesen fünf fiktiven Personen und deren Geschichten sind seit Anfang Mai in fünf verschiedenen Museen möglich: im Lötschentaler Museum in Kippel, im Weinmuseum in Siders, im Ausstellungszentrum Le Pénitencier in Sitten sowie im Museum in Isérables und im Museum Bagnes in Le Châble.
Warum sammeln – und
was sagt die Sammlung?
«Erfunden-wahre Geschichten» fusst auf zwei Interpretationen des Begriffs «Porträt»: Zum einen kommt die Sammlung als Porträt des Sammlers daher, also jenes Menschen, der sie geschaffen hat; zum andern steht der Begriff für
die Fähigkeit einer Sammlung, die Bilderwelt eines gesamten Zeitalters zu verkörpern und weiterzugeben.
Ausgehend von dieser Beobachtung nahmen sich der Kurator Benoît Antille und die beiden Künstler Øystein Aasan und Paolo Chiasera der Sammlungen der Mitgliedmuseen
des Museumsnetzes Wallis an. Sie stellten fünf Sammlungen von fünf fiktiven Figuren
zusammen, die bis kommenden Herbst in fünf verschie-
denen Museen präsentiert
werden. Besucherinnen und Besucher tauchen ein in die Welt dieser aussergewöhnlichen Figuren aus dem 16. bis 21. Jahrhundert.
Nicht nur in die
Vergangenheit blicken
Im Weinmuseum in Siders schliessen Gäste Bekanntschaft mit einem Visper Alchemisten aus dem 16. Jahrhundert, im Le Pénitencier in Sitten lernen sie eine einheimische Aristokratin des beginnenden 19. Jahrhunderts kennen, die sich recht progressiv gibt. Im Museum Bagnes wartet ein nach Algerien ausgewanderten Missionar des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf Geschichtsinteressierte und im Museum Isérables ist das Leben eines Erfinders und Bierproduzenten des 21. Jahrhunderts Thema, während man im Lötschentaler Museum in Kippel einer an Gedächtnisschwund leidenden Künstlerin/Ethnologin des 20. Jahrhunderts begegnet. All diese fiktiven Biografien hinterfragen jedoch nicht nur die Walliser Geschichte, sondern thematisieren auch die Gegenwart: Emigration, Landwirtschaft und Ökologie sowie Macht und Identität sind Bereiche, die dabei zur Sprache kommen. Für jede Figur hat die Unterwalliser Schriftstellerin Noëlle Revaz übrigens einen Text verfasst. Damit will sie diese Figuren zum Leben erwecken und gleichzeitig der Besucherschaft Einblick in die Beziehung ermöglichen, welche diese zu ihren Objekten pflegen. blo
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