Tierwelt | Engagierte Igelhelferin kümmert sich in Agarn um hilfebedürftige Stachel-Tiere

Fertig eingeigelt: Auf Walliser Igelstation werden 18 müde Igel wieder munter

Igel-Helferin Ingrid Furrer mit einem ihrer Schützlinge. Bei den auf der Igel-Station untergebrachten Stachel-Tierchen kehren nach den Wintermonaten allmählich die Lebensgeister zurück.
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Igel-Helferin Ingrid Furrer mit einem ihrer Schützlinge. Bei den auf der Igel-Station untergebrachten Stachel-Tierchen kehren nach den Wintermonaten allmählich die Lebensgeister zurück.
Foto: 1815.ch

Auf der Agarner Igelstation – der einzigen im Wallis – werden die kleinen Wildtiere gehegt und gepflegt, um sie anschliessend wohlauf in die Freiheit zu entlassen.
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Auf der Agarner Igelstation – der einzigen im Wallis – werden die kleinen Wildtiere gehegt und gepflegt, um sie anschliessend wohlauf in die Freiheit zu entlassen.
Foto: 1815.ch

Nachtschicht: Zur Fütterung verwaister Igel-Babys steht Ingrid Furrer auch in der Nacht auf.
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Nachtschicht: Zur Fütterung verwaister Igel-Babys steht Ingrid Furrer auch in der Nacht auf.
Foto: zvg

Während 30 Jahren hat Ingrid Furrer zahlreiche Igel erfolgreich überwintert.
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Während 30 Jahren hat Ingrid Furrer zahlreiche Igel erfolgreich überwintert.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch 09.04.16 1
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Vor rund 30 Jahren hat Ingrid Furrer aus Agarn den ersten Igel bei sich zu Hause in Pflege genommen. Inzwischen betreut sie die einzige Igelstation im Wallis und hat ebendort 18 stachelige Schützlinge durch den vergangenen Winter gebracht. Nun erwachen die kleinen Gesellen aus dem Winterschlaf.

Nachdem Ingrid Furrer vor drei Jahrzehnten ihren ersten Igel aufpäppelte – obschon ihr Wissen um die kleinen Raubtiere damals nur bruchstückhaft vorhanden war – sei sie in den darauffolgenden Jahren nie mehr «igellos» geblieben, blickt die Agarnerin auf ihre Anfänge als Igel-Mama zurück. Inzwischen hat sich Furrer in Sachen Igel-Pfelge zur Spezialistin gemausert und sich auf ihre nachtaktiven Gäste eingestellt. Für verwaiste Igelbabys hat die 57-Jährige auch schon Nachtschichten eingelegt.

Ihr grosses Engagement für die kleinen Tiere reicht sogar so weit, dass sie vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, einem ehemaligen Tierarzt, neben ihrem Wohnhaus eine Igelstation errichten liess, in der sie kranken, verletzten oder geschwächten Igeln seither Obdach gewährt und die nötige Pflege zukommen lässt. Die Igel-Kennerin fügt an: «Da es sich bei Igeln um geschützte Wildtiere handelt, darf eine Igelstation nur betreiben, wer vom kantonalen Veterinäramt eine Bewilligung erhält.» Generell sei es verboten, Igel der Natur zu entnehmen. «Allerdings dürfen kranke oder verletzte Tiere auch von Privatpersonen vorübergehend aufgenommen und gepflegt werden. Sobald sich die Tiere in der freien Natur selbstständig erhalten können, müssen sie unverzüglich in die Freiheit entlassen werden.»

Lebensgeister kehren zurück

Genau so wird es Ingrid Furrer bei ihren 18 Schützlingen, die den vergangenen Winter auf der derzeit einzigen Walliser Igelstation verbracht haben, handhaben. Jetzt, wo die Temperaturen steigen, erwachen die Gesellen abgezehrt und durstig aus dem Winterschlaf und werden allmählich munter. Vor allem in der Nacht, wenn die Säugetiere für gewöhnlich aktiv sind, rappelt es nun zunehmend in den selbst gezimmerten Boxen der Igelstation, in denen jeweils ein kleines Schlafhäuschen steht. Ohne den persönlichen Einsatz der Agarner Igelfreundin hätte wohl keiner der fast 20 Untermieter den Winter überlebt.

«Meist werden die Igel im Spätherbst von deren Findern auf der Station abgeben», erklärt die Igel-Kennerin. Dabei würden nicht selten auch hilfsbedürftige Igel aus dem Unterwallis Zuflucht in Agarn finden. «Nicht alle Igel schaffen es im Herbst, sich ein ausreichendes Polster für den Winterschlaf anzufuttern.» Furrer weiss, wann bei den kugeligen Stachel-Tierchen Handlungsbedarf angezeigt ist: «Um alleine durch den Winter zu kommen, müssen junge Igel schon etwa 500 Gramm auf die Waage bringen.»

Naturbelassene Gärten helfen

Immer wieder muss sich die Tierfreundin aber auch um angefahrene oder verletzte Igel kümmern. Einem ihrer derzeitigen Schützlinge musste etwa ein Hinterbeinchen amputiert werden, ein weiterer wies Verletzungen am Auge auf. Derartige Blessuren werden den Tieren oft vom Menschen und dessen maschinellen Gartenhilfen im Siedlungsgebiet zugeführt. «Der Kontakt mit Laubbläsern, Rasen- oder Fadenmähern bedeuten meist den sicheren Tod für die kleinen Insektenfresser», betont Furrer und bestätigt damit auch Informationen des Schweizerischen Vereins Pro Igel: «Unter Sträuchern und im Gestrüpp halten Igel ihren Tagesschlaf oder bauen ihre Winter- und Aufzuchtnester. Durch Mähen mit Teller- oder Fadenmähern an solchen versteckten und unübersichtlichen Stellen werden jährlich viele Igel schwer verletzt und sterben qualvoll.»

Mit einem Kontrollgang vor dem Mähen, ob sich allenfalls Igel oder andere Tiere unter Sträuchern oder Hecken versteckt halten, könne man viel Tierleid verhindern, empfiehlt Furrer allen Gärtnern. Der Verein Pro Igel hält für Gartenfreunde einen weiteren Ratschlag parat: «Am besten verzichtet man ganz auf das Mähen von Unterwuchs in einer Hecke. Es bietet nämlich vielen Nützlingen einen idealen Überwinterungsplatz.» Gärtner dürften sich grundsätzlich ruhig zu etwas mehr Natur in allzu aufgeräumten Gärten bekennen, findet die Igel-Mama. «Einige wilde oder naturbelassene Ecken, in denen etwa Ast- oder Laubhaufen zu finden sind, werden von Igeln gerne angenommen und bilden ihre Lebensgrundlage.»

Auswilderung steht an

Da Igel Einzelgänger sind, werden die Findeltiere auf der Agarner Igelstation nach der ersten Grundversorgung, bei der sie nacheinander von Zecken und Läusen befreit und entwurmt werden, in «Einzelzimmern» untergebracht, wo sie die nötige Ruhe und Erholung finden, um wieder zu Kräften zu kommen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, wie Furrer anhand eines Beispiels erzählt: «Ein Igel-Geschwisterpaar, das derzeit auf der Station untergebracht ist, hat sich im vergangenen Herbst lauthals dagegen gewehrt, den Winter getrennt voneinander zu verbringen. Auch von den beiden Schlafhäuschen wurde nur eines akzeptiert.» Schliesslich hätten sie miteinander eingeigelt den Winter verbracht. «Wenn die beiden in nächster Zeit allerdings ausgewildert werden, gehen sie getrennte Wege», mutmasst Furrer.

«Oberstes Ziel der Igel-Pflege muss sein, die Tiere irgendwann wieder auswildern zu können», betont sie. Auch deshalb führt die Betreuerin genau Buch über ihre tierischen Pfleglinge. Denn nach den Wintermonaten sollen sie wieder dorthin zurückgebracht werden, wo sie gefunden wurden. «Igel sind äusserst reviertreu und haben in einem unbekannten Umfeld nur geringe Überlebenschancen.» Furrer freut sich: «Häufig sind die ehemaligen Finder sogar dazu bereit, den jeweiligen Findling im Frühling zurückzunehmen und diesem mit etwas Futter und Wasser im Garten eine geeignete Starthilfe in die neu gewonnene Freiheit zu leisten.» So wird es hoffentlich auch den 18 Agarner Igeln ergehen, wenn diese nach den vergangenen Monaten des Einigelns von der Igelstation in die grosse weite Welt entlassen werden.

09. April 2016, 09:00
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Kommentare

  • Van Meervelde Annette ( Belgie) - vor 9 Jahre ↑7↓0

    Alle respect für diese dame. Und vielen dank. Die igel sind meine lieblingstieren. Und haben nur von menschen etwas zu fruchten........... toi toi toi

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