Reisen | Oberwalliser buchen ihre Ferien wieder vermehrt im Reisebüro
Expertenwissen ist wieder gefragt
Oberwallis | Reisebüros in der Schweiz haben schwierige Zeiten hinter sich. Ihre Zahl hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als halbiert, die Umsätze brachen ein. Doch die Branche erholt sich und verzeichnet wieder leichte Umsatzzunahmen, so auch im Oberwallis.
Jede Reise, egal wie komplex, kann ein Urlauber heute online selbstständig recherchieren und buchen. Einen Reiseberater braucht es also nicht mehr. Doch der Informationsfluss im Internet kann auch überfordern. Vermehrt schätzen Reisende wieder das Expertenwissen und die Zeit, welche sie damit sparen, wenn jemand anderes für sie die Ferienplanung in die Hand nimmt. «Mittlerweile ist das Angebot im Netz so gross, und die Flut aus Informationen und Bewertungen erschwert die Buchung. In diesem Jahr haben wir deutlich mehr junge Leute zwischen 20 und
30 Jahren verzeichnet, die sich deshalb bei uns im Reisebüro beraten liessen», so Marco
Zerzuben, Geschäftsführer Zerzuben Touristik AG. «Es ist zwar sehr einfach, einen Städtetrip in Europa online zu buchen. Aber es ist doch mit viel zeitlichem Aufwand verbunden, dort das Passende zu finden. So greifen vermehrt Leute auf unser Fachwissen zurück», erklärt Danica Bellwald, Leiterin der Globetrotter-Filiale in Brig.
Wichtige Betreuung
Armand Zenklusen, Geschäftsinhaber der Reisebüros Zenklusen, Travelpartner Kuoni in Brig und Visp, registriert die Rückkehr der Urlauber weg vom Computer zurück ins Reisebüro bereits seit gut drei Jahren. «Der Kunde hat den Mehrwert, den ein Reisebüro gegenüber ‹Online› bieten kann, erkannt. Vor allem die Betreuung während den Ferien ist für viele wieder Geld wert.» Roseline Ruppen, Leiterin der TUI-Filiale in Brig, zeigt sich überzeugt davon, dass Urlauber unter anderem auf Reisebüros zurückgreifen, wenn die Sicherheitslage in bestimmten Destinationen angespannt ist: «Bucht man seine Ferien dann über das Reisebüro, kann man sicher sein, dass für den Rücktransport gesorgt ist, falls etwas passieren sollte.»
Noch 1032 Reisebüros
Gemäss Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands (SRV), der Branchenorganisation der Reisebüros, gibt es schweizweit momentan 1032 Reisebüros, die eine Kundengeld-Absicherung haben (das Pauschalreisegesetz schreibt vor, dass Reisebüros Kundengelder absichern, auch der kleinste Anbieter ist dazu verpflichtet, sobald er selber mindestens zwei Dienstleistungen wie etwa Übernachtung und Flug anbietet). Dies sind aber deutlich weniger Anbieter als im Jahr 2000, als man noch rund 2800 Büros zählte.
Auch im Oberwallis hat soeben ein Reisebüro seine Türen zugemacht: die Zerzuben-Filiale in Visp. Dazu Geschäftsführer Marco Zerzuben: «Ja, die Filiale ist sei Ende Juli geschlossen. Wir bündeln unsere Kräfte in Brig. Die Visper Mitarbeitenden haben in der Briger Filiale das Obergeschoss, welches wir bis jetzt nicht genutzt haben, bezogen.» Armand Zen-
klusen führt die Schliessung von Reisebüros zum einen auf mangelnde Innovationskraft zurück, zum anderen darauf, dass viele ältere Besitzer niemanden für ihre Nachfolge gefunden haben.
Die Touristiker zeigen sich überzeugt davon, dass man die Talsohle durchschritten hat. Der durchschnittliche Umsatz pro Reisebüro nahm 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent leicht zu. Konkrete Zahlen für das vergangene Jahr hat man noch nicht. Gemäss Kunz vom Schweizer Reise-Verband verzeichnete man 2018 ebenfalls wieder ein leichtes Plus. meb
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