Palliative Care Oberwallis gegen aktive Sterbehilfe

EXIT: «Wenige Walliser sterben selbstbestimmt»

EXIT. Im Wallis für wenige der letzte Ausweg (Symbolbild).
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EXIT. Im Wallis für wenige der letzte Ausweg (Symbolbild).
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /pmo 01.12.14 0
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Im Wallis ist der assistierte Suizid bei unheilbarer Krankheit kaum verbreitet, wie Zahlen der Sterbehilfeorganisation EXIT belegen. Anders die Palliativpflege, welche in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.

Wie verschiedene Schweizer Medien in den vergangenen Tagen berichteten, haben sich seit dem Freitod des Glarner Politikers This Jenny überdurchschnittlich viele Neumitglieder bei Sterbehilfeorganisationen registrieren lassen. Eine von der «Schweiz am Sonntag» erwähnte Umfrage des Schweizer Gesundheitsobservatoriums (OBSAN) zeigte zudem auf, dass sich der aktuelle Zulauf künftig noch weiter verstärken könnte. Die aktuellen Mitgliederzahlen der Schweizer Sterbehilfeorganisationen von heute 104'000 Personen dürften sich laut OBSAN in den nächsten Jahren nahezu verdreifachen. Eine Analyse der entsprechenden Umfrage lässt zudem den Rückschluss zu, dass eine Mitgliedschaft im Schnitt bei höherer Bildung wahrscheinlicher ist und eher bei Stadtbewohnern als bei Bewohnern ländlicher Gebiete vorkommt.

Drei Fälle im Wallis

Im Rhonetal werden Begleitungen von Sterbehilfeorganisationen gegenwärtig kaum beansprucht. Das legen zumindest Zahlen von EXIT, der mit Abstand grössten Schweizer Sterbehilfeorganisation, nahe. Wie Bernhard Sutter, Vizepräsident der Organisation, auf Anfrage erklärt, lassen sich die Mitgliederzahlen nicht auf das Wallis herunterbrechen, man habe aber «vergleichsweise wenig Mitglieder» im Kanton. «Entsprechend wenige Walliser sterben selbstbestimmt in EXIT-Begleitungen», führt Sutter weiter aus. In konkreten Zahlen: Von etwa 460 Personen schweizweit starben im Wallis im Jahr 2013 nur gerade drei Patienten oder Patientinnen nach EXIT-Begleitungen, während es in den Jahren zuvor «meist keine oder höchstens eine Person» gewesen waren.

Dies mag einerseits am ländlichen Charakter der Region, andererseits aber auch an der religiösen Verankerung der Bevölkerung liegen. Die katholische Kirche ihrerseits steht der Sterbehilfe jedenfalls sehr kritisch gegenüber. Zwar habe jede Person ein Anrecht auf ein würdiges Sterben, jedoch erst dann, wenn nach Gottes Wille die Zeit dafür gekommen sei, hiess es beispielsweise jüngst in einem Bericht des katholischen Informationsdienstes. Die direkte Euthanasie oder ein assistierter Suizid sei eine schwerwiegende Verletzung des Tötungsverbots, gesellschaftlicher Normen und auch der Würde des Menschen. Durch die Kirche gefördert wird hingegen die sogenannte Sterbebegleitung, auch Palliativmedizin genannt, bei der Menschen während des Sterbeprozesses begleitet und unterstützt werden.

Palliative Care gegen aktive Sterbehilfe

Der Palliativdienst im Oberwallis setze sich intensiv mit Fragen rund um das Lebensende und der Sterbehilfe sowie -begleitung auseinander, erklärt Dr. Reinhard Zenhäusern, medizinischer Direktor des Spitalzentrums Oberwallis (SZO), auf Anfrage. Als Ärzte und Pflegende der Palliative Care spreche man sich jedoch gegen eine aktive Sterbehilfe aus. «Die Begleitung und Unterstützung der Patienten und Angehörigen am Lebensende steht im Vordergrund, auf lebensverlängernde medizinische Massnahmen wird verzichtet», so Zenhäusern. «Wir akzeptieren die Endlichkeit des Lebens, zugleich aber auch die freie Selbstbestimmung der Betroffenen. Palliative Care ist für uns eine Alternative zur aktiven Sterbehilfe.»

Nach der Ausarbeitung erster Konzepte im Jahr 2005 besteht seit 2008 ein Kompetenzpool Palliative Care mit einem interdisziplinären Team von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen und einer Bettenstation im Spital Brig. Zudem wurde ein mobiler Dienst eingerichtet, der Patienten gemeinsam mit Spitex und Hausärzten zu Hause und in Heimen betreut. «Palliative Care kann sich über Jahre erstrecken und ist nicht nur Begleitung von Patienten am Lebensende, sondern beginnt früh in der Phase einer unheilbaren und fortschreitenden schweren Erkrankung», erklärt Zenhäusern. Dabei sei Lebensqualität in der jeweiligen Situation sehr wichtig und die Symptombehandlung stehe im Vordergrund.

Zunahme der Inanspruchnahme

«Wir sehen eine stetige Zunahme der Inanspruchnahme dieser Dienstleistungen sowohl im Spital wie auch ausserhalb.» Der Dienst sei mittlerweile gut bekannt bei Fachleuten und in der Bevölkerung. Pro Jahr, so Zenhäusern weiter, würden stationär zwischen 150 bis 200 Patienten betreut, welche nach Möglichkeit in die ambulante Betreuung oder Heimbetreuung übergeben werden. Auf die Frage, ob das Thema Sterbebegleitung bei immer mehr Menschen im Seniorenalter zunehmend aktueller werde, weist der Facharzt für Onkologie, Hämatologie und innere Medizin auf die Wichtigkeit einer breit abgestützten Diskussion und Zusammenarbeit hin. «Das Thema ist aktuell, schwierig und sehr sensibel.»

01. Dezember 2014, 07:00
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