Hingehört | Glücklicher Auftakt mit Faber
Es war schön mit ihm
Unter der glühenden Nachmittagssonne betrat der Zürcher Chansonnier Faber die Bühne. Zum schmelzen brachte er das Publikum aber mit seinem Auftritt.
«Es ist schön mit dir, aber es könnte schöner sein», singt Faber zu Beginn seines Konzertes. Nein, an diesem Donnerstagnachmittag hätte es nicht schöner sein können als mit dem 25-jährigen Chansonnier, der seine Texte auf hochdeutsch vorträgt.
Faber versprüht während seiner einstündigen Show – die er, anders als man es von ihm gewohnt ist, um nur wenige Minuten überzieht – auf der Bühne eine ungeheure Energie. Einen überraschenden Kontrast dazu bieten die Momente der schüchternen Interaktion mit dem Publikum.
Fabers Band besteht aus Multiinstrumentalisten: Der Schlagzeuger wechselt kurzerhand von seinem Hauptinstrument zur verwandten Bongo, spielt aber plötzlich auch Posaune. Der Bassist greift für Stücke zum Cello, der zweite Gitarrist zum Djembé. Faber selbst übernimmt mit seiner Akustikgitarre und der rauchigen Stimme den Lead.
Zeitweise verlässt Faber aber die Bühne und überlässt seiner «Goran Koč y Vocalist Orkestar Band» den Lead, bevor er mit einer Wasserflasche in der Hand für das Ende des Stücks wieder einsteigt. Allgemein lässt Julian Pollina, wie Faber bürgerlich heisst, sich und seiner Band während dem Auftritt viel Freiraum. Die Stücke werden um Jamsessions verlängert, die Übergänge geschehen natürlich und meist ohne Unterbruch. So kommt es zum kunterbunten Musikmix, in welchem südamerikanisches Gitarrenspiel, osteuropäischer Polka und langsamere Elemente nahtlos ineinanderfliessen.
Erster Auftritt im Wallis
Die gute Stimmung, die Faber bei seinem Publikum auslöst, scheint sich im Verlauf des Konzerts auch auf ihn zu übertragen. «Können wir die Musik auf der Bühne auch noch lauter haben, damit wir hier oben auch ein Fest haben können?», fragt Faber während des Konzerts in Richtung der Tontechniker. Das Publikum feiert zu seiner Darbietung, tanzt herum, wirft Konfetti in die Luft und singt vor allem die Liedtexte inbrünstig mit.
Da scheint der Aufruf, er müsse sein Management überzeugen, dass die Walliser gute Tänzer seien, unnötig. Er habe dem Management von den «guten Tänzern aus dem Wallis» erzählt, was nur noch zu beweisen wäre. Prompt fängt die Menge an zu Pogen.
Aus unerfindlichen Gründen wälzt sich Faber gegen Ende der Show singend am Boden, zieht sein Hemd aus, beziehungsweise lässt es sich von seinem Bassisten, der die vorigen Minuten auf ihm gekniet hat, ausziehen. Kurz darauf knutscht der Bassist mit dem zweiten Gitarristen.
Dschungelbuch für Erwachsene
«Das Lied klingt ja wie die Filmmusik vom Dschungelbuch», sagt jemand im Publikum. Ganz unrecht hat sie nicht, die Melodie des Songs «Nichts» lässt Ähnlichkeiten nicht ausschliessen. Was auf Textebene geschieht, wäre hingegen nichts für Kinderohren: So werden die Liebesbeziehung zu einer Prostituierten und Alkoholexzesse besungen.
Faber ist sich nicht zu Schade, zuweilen dem Gitarristen den Lead zu übergeben. So passt es auch, dass er zu Ende seines Auftrittes ganz unprätentiös mit anpackt und die Kabel zusammenrollt.
Adrien Woeffray
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