CSP Oberwallis | Lange Zeit hoffte man in der Zentrale der CSPO auf eine Überraschung – sie blieb aus
«Es ist vorbei. Der Sitz ist weg»
Visp | Ein ungutes Gefühl, viel Zweckoptimismus und am Ende ein Raum voller langer Gesichter: Die Wahlzentrale der CSPO durchlebte eine Achterbahnfahrt.
Die Mitglieder der CSP Oberwallis sind es sich gewohnt, dass ihr Spitzenkandidat für die Nationalratswahlen auf einem Wackelstuhl sitzt. Gemessen an den Wahlprognosen und -umfragen standen die Vorzeichen für eine Wahl des amtierenden CSPO-Nationalrats Thomas Egger in diesem Jahr ziemlich schlecht. Entsprechend zurückhaltend war die Stimmung am gestrigen CSPO-Wahltreff im Zentrum La Poste in Visp. Euphorie wollte unter den Parteimitgliedern nicht so recht aufkommen. Dafür jede Menge Zweckoptimismus. Auf den gelben Deko-Ballonen prangte «Ds Bäru brüücht’s di Gälbu». Selbiges stand auch auf einem Ansteckpin auf der Brust des CSPO-Geschäftsführers Jörg Salzmann. Nach dem monatelangen Wahlkampf streckt schliesslich niemand die Waffen, bevor nicht alle Chancen auf einen Sieg vertan sind.
Auf und ab
Vor Ort wurde über alle möglichen Szenarien gesprochen, damit die Gelben am Ende ihren Sitz behalten könnten. «Vor vier Jahren waren es bloss 1612 Stimmen, die den Ausschlag zu unseren Gunsten gaben», erinnerte sich Philipp Loretan, am CSPO-Treff für die Hochrechnungen zuständig.
Die Zahlen aus dem Goms stimmten positiv. So holte man auch dank Gerhard Kiechler, Präsident der Gemeinde Goms, 1200 Stimmen mehr als bei den letzten Wahlen. Auch die Zahlen aus Brig-Glis wurden noch einigermassen positiv aufgenommen, da man mit der
Einbusse von 3000 Stimmen glimpflicher davonkam als die SVPO und die CVPO, die je rund 5000 Stimmen weniger holten.
Die Hoffnungen, dass der C-Block erneut vier Sitze holen könnte, mussten dagegen bereits früh begraben werden. So verlor die CSPO in Eggers Wohngemeinde Visp deutlich. Vor vier Jahren noch an erster Stelle, wählten die Lonzastädter die CSPO nur noch auf Platz drei, hinter CVPO und SVPO. Im gesamten Bezirk verlor man gegenüber den Wahlen 2015 gar 8000 Parteistimmen.
In den Runden flammten bereits erste Diskussionen über die Ursachen des Sitzverlusts auf. Einzelne Kandidaten blieben in ihren Gemeinden hinter den Erwartungen zurück. Fraktionschef Diego Clausen hatte die Negativentwicklung nach den Verfassungsratswahlen vom letzten Jahr vorausgeahnt: «Die zwei Sitze, die wir dort gegenüber den Grossratswahlen weniger geholt haben, fielen auf den Bezirk Visp. Das war bereits ein Warnsignal.» Die Frage sei nun, weshalb man gerade dort derart an Wählerpotenzial eingebüsst habe.
Das La Poste füllte sich. Auch Staatsrat Roberto Schmidt war inzwischen vor Ort und unterstützte Loretan beim Nachtragen der neusten Ergebnisse. Schliesslich traf auch Spitzenkandidat Thomas Egger im La Poste ein. Er ist mit
keinem guten Gefühl in den Wahlsonntag gestartet – rechnet im Grunde selbst mit seiner Abwahl.
Hoffnungsschimmer
Unterdessen waren weitere Gemeinden und Bezirke ausgezählt. Darunter Westlich Raron, wo die CSPO ebenfalls stark verlor. Nun begann das grosse Warten auf die Gemeinde Leuk, wo die CSPO vor vier Jahren mit Roberto Schmidt die Wahlbeteiligung auf 85 Prozent hochtrieb und 9700 Stimmen sammelte. «Wenn wir die Hälfte davon erreichen würden, wäre das schon super», äusserte sich Loretan. Das Ergebnis: rund 3000 Stimmen. Die Gesichter im La Poste wurden länger und länger. Eine leise Hoffnung blieb, dass die CVPO und die CSPO mehr Stimmen als die CVPU holt und dadurch nicht Eggers Sitz, sondern einer der beiden Unterwalliser fällt. Doch auch danach sah es nicht wirklich aus.
Die Stimmung ging weiter auf Tauchstation – bis schliesslich eine Hochrechnung der SRG die Runde machte. Darin heisst es, dass die CSPO ihren Sitz behält und stattdessen SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor seinen Sitz verliert. Leise Hoffnung keimte auf, während sich die Anwesenden mit einer Suppe stärkten. Egger traute dem Braten aber nicht wirklich. Loretans Hochrechnungen stimmten denn auch nicht mit den Prognosen der SRG überein. Und bei jeder weiteren grossen Gemeinde, die im Unterwallis ausgezählt war, wurde dieses Szenario immer unwahrscheinlicher. Um 19.30 Uhr verliess
ein geknickter Egger gemeinsam mit Parteipräsident Alex Schwestermann die Zentrale Richtung Sitten. Die Niederlage schien unabwendbar. Aber noch nicht 100-prozentig gewiss. Um 19.53 Uhr griff Loretan schliesslich zum Handy. Klingelt bei Egger durch: «Es ist vorbei. Alle Gemeinden sind ausgezählt. Der Sitz ist weg.» Rings um Loretans Pult standen die CSPO-Mitglieder. Der verlorene Wahlkampf war in ihre Gesichter geschrieben.
Heutzutage gehe es in der Politik leider viel zu selten um die Sache. Die Leute wählten Köpfe – und damit fehle es am Ende an Parteistimmen, zog Jodok Wyer sein Fazit.
Eine positive Randnotiz: Die Kandidaten der JCSPO haben alle anderen Jungparteien aus dem Oberwallis ausgestochen. Es kommen ein paar junge
Köpfe nach.mas
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