Motorsport | Dem Autorennsport verschrieben
«Es ist der Kick, das Adrenalin!»
Vanessa Zenklusen aus Visp hat ein aussergewöhnliches Hobby: Die 21-Jährige ist passionierte Autorennfahrerin.
Erst vor einem Jahr ist die junge Visperin, die derzeit im Kanton Thurgau wohnhaft ist, zum Motorsport gekommen. «Eine Kollegin aus der Berufsschule hat in der Klasse herumgefragt, ob jemand Interesse daran hätte, als Streckenfunktionär an einem Rennen mitzuhelfen. Ich habe mich gemeldet, weil ich es interessant fand. Nach dem ersten Rennen dachte ich mir: Nächste Saison fahre ich selber mit!»
Gesagt, getan. Und Vanessa Zenklusen und ihr Subaru Impreza Turbo waren in der ersten Saison sogar sehr erfolgreich unterwegs. Zu ihren Highlights zählt die Autolackiererin ihren ersten Slalom in Genf, an dem sie dritte Frau wurde, bei weiteren Rennen war sie jeweils Schnellste. Es folgten ein zweiter Platz beim Bergrennen am Gurnigel sowie ein erster Podestplatz beim Slalom in Ambri und in Les Paccots. «In Ambri wollte ich eigentlich am Samstag schon starten, hatte dann aber einen Defekt am Auto. Diesen habe ich über Nacht repariert und am Sonntag nochmals Startgeld bezahlt, damit ich in einer anderen Kategorie erneut antreten durfte.»
«Dieses Kribbeln im Bauch»
Was reizt die 21-Jährige am Rennsport? «Es ist der Kick, das Adrenalin! Wenn man am Start steht, verspürt man dieses Kribbeln im Bauch, das man aber unterdrückt, weil man ja den Kopf bei der Sache haben muss.» Die Rennstrecke lernen die Fahrer nämlich auswendig: Am Morgen oder einen Tag davor haben sie Gelegenheit, sich diese anzuschauen. «Man merkt sich dabei, wo es Bodenwellen oder Einlenkpunkte hat. Letzteres, damit man die Ideallinie perfekt trifft.»
Ein mental anspruchsvoller Sport, der aber auch an die körperliche Substanz gehen kann. «Körperliche Fitness ist schon wichtig: An einem warmen Sommertag kann es im Cockpit des Rennwagens wegen der Motorwärme schon mal bis zu 60 Grad warm werden.»
In der Männerdomäne
Nun ist Vanessa Zenklusen als Frau im männlichen Rennsport natürlich eine Exotin. «Es ist schon speziell», räumt die Visperin denn auch ein. «Es gibt Männer, die mich in diesem Sport akzeptieren und Freude daran haben, und andere, die sich denken, dass eine Frau dort nichts verloren hat. Aber eigentlich hört man nie etwas Schlechtes, die behalten ihre Meinung für sich und darüber bin ich auch froh.»
Als junge Frau in der Männerdomäne, ein Aspekt, auf den Zenklusen oft angesprochen wird. Ein leidiges Thema? «Nein, im Moment eigentlich nicht. Viele kennen den Rennsport gar nicht und ich erzähle gerne davon. Aber klar, wenn mich dann nach dem zehnten Mal immer noch jemand auf dieses Thema anspricht, dann wirds sicher nervig.»
Ob denn nun eine Frau oder ein Mann – in Bergrennen gibt es keine Geschlechtertrennung – am Steuer sitzt, spielt für die Visperin keine Rolle. «Wobei Männer zum Teil vielleicht ein wenig mehr Gas geben und riskieren als Frauen.» Apropos Gasgeben: Nach Angaben von Vanessa Zenklusens Freund merkt man ihr die Rennfahrerin im normalen Strassenverkehr nicht an, auch wenn sie manchmal ein wenig zügig fahre.
«Dranbleiben!»
In der kommenden Saison, die anfangs April beginnt, wird die 21-Jährige mit einem neuen Auto am Start stehen. Ihr alter Subaru Impreza Turbo trug durch einen Auffahrunfall einen Heckschaden davon, direkt nachdem sie ihn frisch lackiert hatte. Eine nicht ganz einfache Situation für die Visperin, die einen Grossteil der Mechanikerarbeiten selber gemacht hat: «Man hängt schon an seinem Auto, weil man viel Zeit darin investiert hat. Zudem ist jedes Fahrzeug unterschiedlich und bei einem neuen müssen sich die Abläufe erst wieder einpendeln.»
Nun gilt es ihr neues Auto – ebenfalls ein Subaru, mit höherer Motorleistung, drei Türen und rechtsgelenkt – fürs erste Rennen Ende April bereit zu machen. Eine relativ kurze Zeitspanne, so die Visperin, aber trotzdem machbar. Und ihr Ziel für diese Saison? «Dranbleiben!», antwortet sie schnell und bestimmt.
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