Coronavirus | Gemeindepräsident von Saas-Grund, erzählt, wie er COVID-19 überstanden hat
Bruno Ruppen: «Es hat mich stark mitgenommen»
Infiziert mit dem Coronavirus, verbrachte Bruno Ruppen die vergangenen zwei Wochen daheim. Sein Krankheitsverlauf zeigt: COVID-19 ist alles andere als harmlos.
Man hört es an seiner Stimme durch das Telefon. Sie klingt ausgereizt durch den Husten, geschwächt von COVID-19, wie die durch das Coronavirus verursachte Krankheit offiziell heisst.
Bruno Ruppen ist noch nicht der Alte, aber auf dem Weg dorthin zurück. Seit Sonntag dürfte er wieder das Haus verlassen. Zwei Wochen lang verharrte er hier in Selbstisolation. Aber er will es nun ruhig angehen lassen. Nach der Atemwegsinfektion ist die Lunge immer noch müde. «Es hat mich stark mitgenommen», sagt Ruppen.
Kurz im Spital
Der Gemeindepräsident von Saas-Grund hat keine Mühe, über die Krankheit zu sprechen. Im Gegenteil: Er sieht es als Möglichkeit, der Bevölkerung nochmals dringend die Hygiene- und Schutzmassnahmen des Bundes in Erinnerung zu rufen. «Bleibt, wenn immer möglich, zu Hause und meidet direkte Kontakte! Diese Krankheit ist nicht zu unterschätzen.»
Bruno Ruppen hat keine Vorerkrankung, ist aber 66. Damit gehört er just zur Risikogruppe. Er legt deshalb grossen Wert darauf, seine Altersgenossen zu warnen. Zumal sich viele im angehenden Pensionsalter fit fühlen und daraus schliessen, dass das Virus an ihnen problemlos vorbeigehen wird. Auch er habe so gedacht. Anfangs habe er auch gar keine typischen Symptome gehabt, kein Fieber, keinen Husten. Nur das Essen und alles andere schmeckte plötzlich nach nichts mehr.
Doch der Geschmacksverlust war erst der Beginn. Später dann wurde es richtig deftig, blickt Ruppen zurück. Er litt unter Appetitlosigkeit, Gliederschmerzen und war sehr müde. «Die Symptome waren doch wesentlich heftiger als bei einer normalen Grippe.» Weil er dann nichts mehr ass und trank, musste er vorübergehend sogar kurz ins Spital, wo man ihn an den Tropf gehängt hat. Auch seine Frau sei infiziert gewesen, sagt Ruppen. Da sie aber zwölf Jahre jünger ist als er, habe sie das Virus besser überstanden. «Das Alter kann bei COVID-19 tatsächlich eine entscheidende Rolle spielen.» Ruppens Erfahrungen decken sich mit den bisherigen Daten der Wissenschaft. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit problematisch verläuft, steigt ab 65 Jahren an.
«Angstzustände»
Ruppen betont aber nicht nur die körperlichen Folgen der Krankheit. Auch psychisch sei sie gar nicht so einfach wegzustecken. Man kenne ja die Bilder aus Italien, wo Menschen an Beatmungsgeräten ums Überleben kämpfen. Das alles könne einem in so einer Situation dann schon zusetzen. Ruppen spricht von «Angstzuständen», als die Krankheit bei ihm den Höhepunkt ihres Verlaufs erreicht hatte. «Wichtig ist aber, dass man trotzdem versucht, ruhig zu bleiben.» Er habe dann auch mehrmals die kantonale Corona-Hotline kontaktiert. Die Beratungen hätten ihm sehr geholfen.
Nun scheint Ruppen über den Berg zu sein. Wie er sich angesteckt habe, könne er nicht mehr rekonstruieren. Ruppen, Tausendsassa in Saas-Grund, sitzt bekanntlich in verschiedensten Gremien. Gemeinde, Bahnen, Stiftungen – da habe es schlichtweg zu viele Kontakte gegeben, um den einen festzumachen, der zur Infektion geführt haben könnte.
David Biner
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