Erdbeben | 2019 doppelt so viele spürbare Erdbeben wie im langjährigen Mittel
Erdbebenschwarm im Wallis
2019 ist in der Schweiz in Sachen Erdbeben ein aussergewöhnliches Jahr gewesen. Die Zahl der spürbaren Beben in der Schweiz und im grenznahen Ausland war nach Angaben des Erdbebendienstes an der ETH Zürich vom Dienstag doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel.
Zu gegen 50 von insgesamt 1670 aufgezeichneten Erdstösse gingen fünf oder mehr Verspürtmeldungen ein, wie der Schweizerische Erdbebendienst (SED) meldete. Eines solche Häufung sei zwar selten, aber nicht unerwartet. Sie weise auch nicht auf eine erhöhte Gefährdung durch Erdbeben "in den nächsten Monaten oder Jahren" hin.
Die Mehrheit der Beben steht in einem Zusammenhang mit fünf aktiven Erdbeben-Sequenzen, also einer zeitlichen Häufung von Beben an einem bestimmten Ort. Eine dieser Sequenzen oder Erdbebenschwärme lag im Wallis im Gebiet zwischen Anzère und dem Sanetschpass.
Im November im Wallis
Zu vier weiteren Sequenzen kam es im grenznahen Ausland, nämlich bei Courmayeur auf der italienischen Seite des Mont-Blanc-Massivs, in Novel und Chamonix in Frankreich sowie bei Konstanz in Süddeutschland.
Der Erdbebenschwarm im November im Wallis führte zu 16 spürbaren Beben, zu denen von Einwohnerinnen und Einwohnern zusammengezählt etwa 2000 Verspürtmeldungen beim Erdbebendienst eingingen. In der ersten Novemberhälfte ereigneten sich nördlich von Sitten, zwischen Anzère und dem Sanetschpass, insgesamt über 300 Erdbeben.
Die grössten dieser Beben erreichten eine Magnitude von 3,3. Erste Analysen deuten laut der Mitteilung darauf hin, dass bei dieser Sequenz mehrere Verwerfungen gleichzeitig aktiviert wurden, die sich gegenseitig beeinflussten.
Das stärkste Beben von 2019 hatte eine Magnitude von 4,2 und ereignete sich Ende Mai in der Nähe von Novel. 600 Verspürtmeldungen erhielt der Erdbebendienst zu diesem Stoss. Das zweitstärkste Beben mit einer Magnitude von 3,7 gehörte zum Schwarm von Konstanz. Grösster Schwarm mit 410 Erdstössen war jener von Courmayeur.
Menschen spüren ein Erdbeben in der Regel ab einer Magnitude von 2,5. Eine Häufung von wahrnehmbaren Beben gab es zum letzten Mal 1964 bei Sarnen OW. Die damals registrierte Erdbebensequenz habe die Bevölkerung mehrere Monate lang stark beunruhigt, schrieb der SED. Die Beben hatten Magnituden von bis zu 5,3.
Dichteres Messnetz
Ein Rekord sind die 1670 im vergangenen Jahr insgesamt registrierten Beben. Noch nie seit dem Beginn der modernen Erdbeben-Überwachung in den 1970er-Jahren waren es derart viele gewesen.
Grund für den Rekord ist neben der hohen Erdbeben-Aktivität von 2019 die Verdichtung und Modernisierung des Messnetzes. Seismologinnen und Seismologen helfen mehr aufgezeichnete Beben, den Untergrund und die Seismotektonik der Alpen immer genauer abzubilden, wie der SED schreibt. Dies verbessert die Grundlagen für Gefährdungsmeldungen.
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