Weihnachtszauber | Das Universum
Eine Schatzkammer unbegreiflicher Naturschönheiten

Der Pferdekopfnebel (Distanz zur Erde: Rund 1500 Lichtjahre): Der sogenannte Pferdekopfnebel im Sternbild Orion ist eine drei Lichtjahre grosse Dunkelwolke, welche aus grossen Mengen von kaltem Gas und Staub besteht, deren Form an einen Pferdekopf erinnert. Von der Erde aus gesehen, liegt hinter dem Pferdekopfnebel das Sternsystem Sigma Orionis, das dafür sorgt, dass ionisiertes Gas in der Nachbarschaft hell leuchtet. Im Bereich des sichtbaren Lichts ergibt sich dadurch ein rosa Farbton. Die riesige Dunkelwolke ist durch die sich bewegenden Gassmassen ständiger Veränderung unterworfen. Dadurch wird der Nebel einem Pferdekopf in einigen tausend Jahren nicht mehr ähneln. In etwa fünf Millionen Jahren dürfte die Dunkelwolke aufgrund der massiven UV-Strahlung der Sterne in der Nachbarschaft ganz verschwunden sein.
Foto: Hugo Kalbermatten

Der Nordamerikanebel (Distanz zur Erde: Rund 2'200 Lichtjahre): Als Nordamerikanebel wird ein typischer Gasnebel im Sternbild Schwan bezeichnet. Die Form des Nebels erinnert bei genauer Betrachtung an eine Landkarte des nordamerikanischen Kontinents. Der diffuse Nebel besteht überwiegend aus Wasserstoff, welcher von der Energie eines hellen und heissen Sterns zum Leuchten angeregt wird und deswegen sichtbares Licht in Form von roter Strahlung emittiert.
Foto: Hugo Kalbermatten

Das Leo-Triplett (Distanz zur Erde: Rund 35 Millionen Lichtjahre): Das Leo-Triplett besteht aus einem Dreiergespann von kleinen und hellen miteinander wechselwirkenden Galaxien im Sternbild Löwe. Alle drei Mitglieder der Gruppe sind sogenannte Spiralgalaxien, unserer Milchstrasse ähnlich. Die Sterne unterschiedlicher Helligkeit im Vordergrund des Bildes gehören zu unserer Galaxis.
Foto: Hugo Kalbermatten

Der Lagunennebel (M8) und der Triftnebel (M20) (Distanz zur Erde: Rund 5’200 Lichtjahre): Der Lagunen- und der Triftnebel sind Gasnebel und Teile eines grösseren Nebelkomplexes, in dem neue Sterne entstehen. Die Objekte M8 und M20 bilden mit dem Stern «4 Sagittarii» ein beinahe gleichschenkliges Dreieck. Der Lagunennebel umgibt einen kompakten Sternhaufen.
Foto: Hugo Kalbermatten

Der Hantelnebel (M27) (Distanz zur Erde: Rund 1'360 Lichtjahre): Der Hantelnebel (M27) ist ein heller planetarischer Nebel, der sich in einer sternreichen Umgebung befindet. M27 stellt den Rest einer Sonne dar, die vor etwa 5'000 bis 10'000 Jahren ihre Gashülle abgestossen hat, welche sich nun im Weltall ausbreitet. Im Zentrum des Hantelnebels befindet sich ein weisser, sehr heisser Zwergstern von der Grösse unserer Erde, welcher keine Hitze mehr produziert, da sich dieser am Ende seines Lebens befindet. Der sich abkühlende Kern weist jedoch immer noch eine Oberflächentemperatur von bis zu 25'000 Grad auf. In einigen 10'000 Jahren wird der Zwergstern ganz abgekühlt und als schwarzer Zwergstern nicht mehr zu sehen sein. Planetarische Nebel sind relativ kurzlebige Nebel.
Foto: Hugo Kalbermatten

Die Whirlpool-Galaxie (M51) (Distanz zur Erde: Rund 23 Millionen Lichtjahre): Die Whirlpool-Galaxie ist eine grosse Galaxie mit einer markanten spiralförmigen Struktur, welche einen nahen wechselwirkenden Begleiter hat: eine kleine, sehr helle irreguläre Zwerggalaxie, die den wissenschaftlichen Katalog-Namen NGC 5195 trägt (im Bild oben). Die beiden Sternensysteme befinden sich derzeit in einem Kollisionsprozess, was im Objekt M51 eine besonders aktive Sternentstehung bewirkt. Diese konzentriert sich besonderes in den äusseren Rändern der Spiralarme, in denen die jüngsten und massivsten Sterne zu finden sind. Auch die auffallende Spiralstruktur der Whirlpool-Galaxie wird durch die Gezeitenwechselwirkung mit der Begleitgalaxie verursacht. In einigen Millionen Jahren werden die kollidierenden Systeme miteinander verschmolzen sein.
Foto: Hugo Kalbermatten

Die M81-Gruppe (Distanz zur Erde: Rund 12 Millionen Lichtjahre): Die bekanntesten Mitglieder der M81-Gruppe sind die beiden Galaxien M81 und M82. Das Objekt M81 (links im Bild) ist eine Spiralgalaxie von ovaler Struktur, die viele Sterne in ihrem hellen Zentrum aufweist. Das ausgedehnte Galaxiezentrum ist möglicherweise auf ein enorm grosses Schwarzes Loch zurückzuführen. Mit schätzungsweise 200 Milliarden Sternen ist das System etwas kleiner als die Milchstrasse. M81 umfasst eine Vielzahl von Mitgliedsgalaxien. In ihrer direkten Nähe (150'000 Lichtjahre) befindet sich die lichtschwächere Spiralgalaxie M82. Beide Galaxien bilden den Kern der sogenannten M81-Gruppe. Eine Annäherung der beiden Galaxien vor etwa 500 Millionen Jahren verursachte Veränderungen und Deformationen in der Spiralstruktur von M81.
Foto: Hugo Kalbermatten

Der Rosettennebel (Distanz zur Erde: 5000 Lichtjahre): Der Rosettennebel ist ein diffuser Emissionsnebel aus interstellarem Gas im Sternbild Einhorn, in dessen Zentrum ein offener Sternhaufen mit heissen und jungen Sternen eingebettet ist. Die Sterne im energiereichen Haufen, welche den Nebel zum Leuchten bringen, sind nur wenige Millionen Jahre alt. Der zentrale Hohlraum im Rossettennebel weist einen Durchmesser von etwa 50 Lichtjahren auf. Seinen Namen bekam der Nebel durch sein Aussehen, das an den Blütenkelch einer Rose erinnert.
Foto: Hugo Kalbermatten

Der Orionnebel (Distanz zur Erde: Rund 1350 Lichtjahre): Im Sternbild Orion in der Milchstrasse verbirgt sich der berühmte Orionnebel. Ein Emissionsnebel, der eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in der galaktischen Nachbarschaft der Sonne darstellt, rund 3 Millionen Jahre alt ist und den Hauptteil einer weit grösseren, unbeleuchteten Wolke aus Gas und Staub darstellt. Im Nebel ist ein Sternenhaufen eingebettet, der etwa eine Million Jahre alt ist. Aufgrund der relativen Nähe zu unserem Sonnensystem ist der Orionnebel einer der besterforschten Gasnebel in unserer Galaxie.
Foto: Hugo Kalbermatten
Ein flüchtiger Blick zum nächtlichen Himmelsgewölbe in einer sternenklaren Nacht fasziniert in magischer und rätselhafter Weise immer wieder aufs Neue – auch Hugo Kalbermatten, Liebhaberastronom und Präsident der Astronomischen Gesellschaft Oberwallis (AGO). Doch Kalbermatten dringt mithilfe astronomischer Instrumente noch etwas tiefer in die unfassbaren Weiten des Weltalls vor und macht dabei regelmässig atemberaubende Aufnahmen von zahlreichen unendlich weit entfernten, galaktischen Schönheiten.
Die Himmelsaufnahmen des 57-Jährigen reichen von kosmischen Welteninseln und funkelnden Sternenwirbeln über neugeborene Sterne und bunt glitzernde Nebelschwaden bis hin zu stellaren Geburtsstätten und fernen Galaxien, die für das menschliche Auge am irdischen Firmament unsichtbar bleiben.
Dennoch lohnt es sich aber auch für Laien – sommers wie winters – ab und an einen Blick hinauf zum Nachthimmel zu riskieren, bestätigt Kalbermatten. «In den kommenden Monaten ist beispielsweise das Wintersechseck zu sehen. Eine markante Konstellation aus sechs hellen Sternen, zu der Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Prokyon im Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann und Sirius im Grossen Hund – übrigens der hellste Stern am Nachthimmel – gehört», erklärt der Hobby-Astronom aus Bitsch.
Im Winter seien mit blossem Auge ausserdem die sogenannten Plejaden, ein offener Sternenhaufen, sowie unsere Schwestergalaxie, die mit 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung «relativ nahe gelegene» Andromedagalaxie, zu entdecken. «Auch der Orionnebel ist im Winter beim Blick durch das Teleskop gut sichtbar und ein dankbares Objekt.»
Vergangene Sternstunden
Lässt Kalbermatten das scheidende Himmelsjahr Revue passieren, benennt er mit einer partiellen Sonnenfinsternis im März, einer totalen Mondfinsternis (Blutmond) im September und mit «einigen sehr schönen Sternschnuppen», die in der ersten Novemberhälfte und im Dezember zu beobachten waren, die eindrucksvollsten Vorkommnisse, welche sich 2015 am Sternenhimmel zugetragen haben.
Darauf werden die Teleskope 2016 gerichtet sein
Ein Augenschein auf das kommende Jahr, der in den Dimensionen des Universums freilich eine Betrachtung der Vergangenheit darstellt, lässt Kalbermatten auf das Erscheinen des Kometen Catalina im Januar 2016 hoffen. Ob der Himmelskörper in Erdnähe aber auch hell genug sein werde, sodass er von uns Erdenbürgern mit dem Feldstecher gar als Schweifstern zu beobachten wäre, lasse sich noch nicht genau absehen, erklärt er. Die Flugbahn des Kometen wird entscheidend sein.
«Weiter wird es am 9. Januar zu einer engen Begegnung zwischen Venus und Saturn kommen.» Vier Monate später ist ein sogenannter Merkurtransit angesagt. «Am 9. Mai wird Merkur die Sonne passieren. Tatsächlich wird an diesem Tag ein kleiner schwarzer Punkt auf der Sonne zu sehen sein», erläutert Kalbermatten das Naturschauspiel, welches jedoch bei ungenügendem Schutz der Augen mit ernsthaften gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Kalbermatten warnt: «Um den Merkurtransit ohne Bedenken zu beobachten, reichen weder die Filter von Sonnennoch von Schweisserschutzbrillen aus. Ich rate eingehend dazu, sich zuvor mit speziellen Filterbrillen einzudecken, mit denen auch eine Sonnenfinsternis beobachtet werden kann.» Schliesslich erwähnt Kalbermatten mit der engen Begegnung zwischen Jupiter und Venus am 27. August einen letzten Höhepunkt im kommenden Kalenderjahr.
Zugang zum Universum
Leserinnen und Lesern, welche die unerklärliche Grösse des Kosmos mit eigenen Augen erfahren möchten und sich für weitere erstaunliche Astrobilder von Hugo Kalbermatten interessieren, sei die von der Astronomischen Gesellschaft Oberwallis betriebene Sternwarte auf dem Simplonpass, www.ago-sternwarte.ch, sowie die Internetseite des Hobby-Astronomen, www.hkalbermatten.ch, empfohlen.
Weitere interessante Artikel der WB-Beilage «Weihnachtszauber» gibt es als PDF in der RubrikThemenbeilagen zu lesen. Darin enthalten sind unter anderem Beiträge über Wildtiere im Winter, Weihnachten im Hospiz oder über die Glückskette und ihren Oberwalliser Direktor Tony Burgener.
pan
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar