#UnternehmenWallis | Die Stahleinbau GmbH im Porträt
Eine optimale Nachfolgeregelung
«Geht nicht gibts nicht», lautet das Motto des Oberwalliser Stahlbau-Unternehmens mit Sitz im Ackersand. Es ist auf Einzelanfertigungen spezialisiert und hat sich Standbeine in den unterschiedlichsten Bereichen aufgebaut. Bei einem Treffen erklären die neuen Inhaber, die das Traditionsunternehmen seit letztem Jahr als GmbH weiterführen, wo die Herausforderungen bei der Geschäftsübernahme lagen.
Anfang 2014 wurde mit der Stahleinbau GmbH ein neues Unternehmen aus der Taufe gehoben, das aus der gleichnamigen AG hervorgegangen ist. «Ziel war es, eine Nachfolgeregelung für die AG zu finden», erklärt Manuela Tscherrig-Wenger. Sie ist neben Nino Brunner, Fernando Biaggi und Christian Briggeler sowie dem ebenfalls beteiligten bisherigen Geschäftsführer Peter Wenger eine der fünf Inhaber der neuen Unternehmung. Während die Angestellten übernommen wurden, blieben die Anlagen und die Räumlichkeiten im Besitz der AG und werden durch die GmbH in Miete genommen. «Da eine Übernahme der AG sehr kapitalintensiv gewesen wäre, hätten die Beteiligten viel Geld in die Hände nehmen müssen. Mit der Gründung der GmbH haben wir eine Lösung gefunden, die sich optimal bewährt hat, und können sowohl von der GmbH wie auch der AG profitieren.»
Das bisherige Konzept der AG soll weiterverfolgt werden. «Ziel ist es, die übernommene Unternehmung im Grossen und Ganzen so weiterzuführen. Die Kunden sollen nach aussen keine grossen Änderungen spüren. Gleichzeitig wollen wir aber auch unsere Ideen einbringen und die Unternehmung weiterbringen, ohne diese komplett auf den Kopf zu stellen.» Eine besondere Herausforderung bestehe seither darin, die Kompetenzen des bisherigen Geschäftsinhabers auf die neuen Köpfe zu übertragen. Das sei auch ein Prozess des Loslassens, verbunden mit viel Herzblut und tagtäglicher Verbundenheit mit dem eigenen Geschäft. «Es braucht dabei von beiden Seiten ein wenig Gespür», betont Tscherrig. Dass die Beteiligten nicht komplett neu in das Unternehmen gekommen sind, hat die Übergabe wesentlich vereinfacht.
Von der Planung zur Umsetzung
«Wir sind eine Stahlbauunternehmung wie andere auch», sagt Mitinhaber Nino Brunner. «Was uns allerdings von anderen unterscheidet, ist, dass wir zusätzlich mit zwei Ingenieuren im Haus halb Ingenieurbüro und halb Stahlbaufirma sind.» Es sei ein Vorteil, dadurch von der Planung bis hin zur Produktion noch enger mit den Kunden zusammenarbeiten zu können, was bei anderen Stahlbauunternehmen häufig extern abgewickelt wird. Aber auch mit dem Risiko verbunden, dass mit Plänen und Ideen der Stahleinbau GmbH gleichzeitig auch bei der Konkurrenz Offerten eingeholt werden können. Ein weiterer Vorteil sei die Möglichkeit der Übernahme des Know-hows und des Kundenkreises der AG gewesen. «Die Firma hatte zwar von einem Tag auf den anderen einen neuen Namen, die Ansprechpersonen sind jedoch dieselben geblieben.»
Den Schritt zur Beteiligung an der GmbH, die einen jährlichen Umsatz von gegen 4 Millionen Franken erwirtschaftet, bereuen die neuen Inhaber nicht. «Natürlich ist der typische Arbeitstag mit acht Stunden und ein paar Minuten nun sicher vorbei. Andererseits erhielten wir dadurch zahlreiche Kompetenzen, Entscheidungsfreiheit und Verantwortung übertragen», hebt Brunner hervor. Dass man nun zu viert in der Geschäftsleitung sei, setzt laut Tscherrig auch eine gute Kommunikation untereinander voraus. «Glücklicherweise kennen wir uns alle bereits länger und haben auch ähnliche Ansichten.» Für die insgesamt 15-köpfige Belegschaft möchten sie für die Zukunft weitere junge Mitarbeitende gewinnen, auch hinsichtlich bevorstehender Pensionierungen. «Mit der Einstellung von je einem Polymechanik-Lernenden in den letzten beiden Jahren haben wir einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht.»
Stahlwasserbau als Standbein
Die Stahleinbau GmbH ist hauptsächlich in den Bereichen Stahlbau und Mechanik aktiv, beschreibt Fernando Biaggi das Tätigkeitsfeld der Unternehmung, die nach dem Motto «Geht nicht gibts nicht» auf Einzelanfertigungen für unterschiedliche Kundenfelder spezialisiert ist. «Das nach wie vor wichtigste Geschäftsfeld für uns ist der Stahlwasserbau, wo wir in der Vergangenheit bereits einige interessante Projekte umsetzen konnten.» In diesem Bereich plant und realisiert die Firma zum Beispiel grosse Absperrorgane für Staudämme. Auch spezielle Ventile gehören dazu, wovon mehrere nach Frankreich und Indonesien exportiert werden konnten. «Die Lage mitten im Wasserbaukanton Wallis ist dabei natürlich eine gute Voraussetzung, zumal es in der Region keine direkten Konkurrenzunternehmen mehr gibt.»
Im Stahlwasserbau arbeitet die Stahleinbau GmbH auch immer wieder eng mit der HES-SO in Sitten, der ETH Lausanne und der Stiftung The Ark zusammen. So ist man aktuell als industrieller Partner an einem Projekt beteiligt, bei dem die Herstellung einer Wasserturbine im Zentrum steht. «Die Wasserkraft ist momentan aber auch ein politisches Thema. Das aktuelle Marktumfeld schwächt die Grosswasserkraft. Es wird nur noch das absolute Minimum investiert, was wir auch im täglichen Geschäft zu spüren bekommen», sagt Brunner. Die politische Diskussion werde zeigen, in welche Richtung es diesbezüglich weitergeht. «Dank mehrerer Standbeine sind wir breit abgestützt. Es wäre nichtsdestotrotz interessant für uns, im Stahlwasserbau noch mehr Aufträge zu übernehmen.»
Vom Jacuzzi zum Reissverschluss
Neben dem Stahlwasserbau produziert die Stahleinbau GmbH auch regelmässig Spezialanfertigungen für grössere Kunden wie etwa Scintilla, Constellium, Stahl Gerlafingen oder die Matterhorn Gotthard Bahn. «Die MGB ist ein sehr guter Partner», betont Brunner. «Da das Bahngleis unmittelbar neben unserem Firmengelände vorbeiführt, können wir Güterwagen für Umbauten direkt übernehmen.» Mit dem Bahnunternehmen arbeitet man weiter auch im Bereich der Zahnradtechnik zusammen, wo man vor Jahren gemeinsam erste Synchronisierungsbalken entwickeln konnte und diese seither stetig verbessert. «Ziel ist, dass die Zahnräder bei Übergängen in Steilstücke sauber greifen und der Verschleiss gering gehalten wird. Dieses Jahr haben wir zusätzlich mit Slow-Motion-Aufnahmen analysiert, wo noch Verbesserungen möglich sind.»
Abseits der Eisenbahn ist die GmbH schliesslich auch im Brückenbau tätig. Nachdem zuletzt etwa im Ackersand in unmittelbarer Nähe zum eigenen Standort eine Brücke realisiert werden konnte, steht derzeit in Brig ein weiteres Projekt in Umsetzung. Bis Ende Jahr wird beim Saltinaplatz eine hebbare Fussgängerbrücke gebaut, die komplett in Stalden entwickelt wurde. Damit nicht genug: Die Liste der Projekte ist lang und zeichnet sich auch durch einige exotische Aufträge aus. Diese reichen von einem über das Dach hinausfahrenden Pool in Heinz Julens Backstage Luxushotel in Zermatt, das sogenannte «Flying Jacuzzi», bis hin zu Metallkunstwerken einheimischer Künstler. So wurden etwa die Glockenskulptur in Agarn oder verschiedene Projekte von Edelbert W. Bregy durch die Stahleinbau GmbH umgesetzt. Darunter die Werke beim Lötschbergkreisel in Naters oder der Reissverschluss vor dem Briger Bahnhof.
Weitere Porträts von Oberwalliser Jungunternehmern und andere interessante Artikel zur Walliser Wirtschaftswelt finden Sie in der WB-Themenbeilage #UnternehmenWallis. Ein PDF mit allen Artikeln der Beilage gibt es hier.
pmo
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