Religion | Pfarrkirchen trotz Corona kurz offen
Ein Zeichen der ‹Normalität›
Ostern kann aufgrund der Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus dieses Jahr nur bedingt stattfinden. Das höchste kirchliche Fest des Jahres fällt aber nicht aus – es wird einfach anders gefeiert.
Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag. Selten hat die katholische Kirche ein derart gedrängtes Programm. Dementsprechend viele Gläubige werden während dieser Feiertage, die mit dem höchsten kirchlichen Fest des Jahres am Ostermontag ihren Abschluss finden, in der Kirche erwartet. Dieses Jahr aber macht das Coronavirus auch den Gläubigen einen Strich durch die Rechnung.
Der Interkommunale Führungsstab hat in Absprache mit der Pfarrei eine Möglichkeit gefunden, Gläubigen dennoch einen Moment der Besinnlichkeit zu gewährleisten – wenn auch nur kurz. Die Pfarrkirchen von Gampel und Steg öffneten am Karfreitag ihre Türen von 9 Uhr morgens bis Punkt Mittag. Natürlich gestaffelt, um die Anzahl von fünf Personen gleichzeitig im Inneren der jeweiligen Kirche zu keinem Zeitpunkt zu überschreiten. «Rund 50 Personen haben dieses Angebot in beiden Kirchen genutzt», sagt Philipp Hildbrand, Stabschef des Interkommunalen Führungsstabs.
Normalität in Anführungszeichen
Um die Einhaltung der nötigen Hygienevorschriften und Abstandsregeln zu gewährleisten, begleiteten Mitglieder des Führungsstabs, politische Amtsträger sowie freiwillige Helfer die Aktion. «Viele Leute sind nur in die Kirche gekommen, um eine Kerze anzuzünden», so Hildbrand. Mit der Aktion hätten Führungsstab und Pfarreien ein Zeichen setzen wollen. Ein Zeichen, dass trotz der aktuellen Lage nicht das gesamte Leben zum Stillstand kommt. Ein Zeichen der «Normalität» – in Anführungs- und Schlusszeichen.
Schluss ist nach dieser Aktion auch mit den offenen Kirchen auf den Gemeindegebieten. «Für das Osterwochenende sind keine weiteren Öffnungen geplant», sagt Hildbrand, «die Gefahr ist halt, dass die Kirche nicht desinfiziert wird.» Der regionale Führungsstab werde in Zusammenarbeit mit den Gemeinden die Lage weiter beobachten und der Bevölkerung allfällige weitere Öffnungen rechtzeitig kommunizieren. Das letzte Wort behalte aber natürlich der Bundesrat.
Die Reaktionen seien mehrheitlich positiv gewesen, sagt Hildbrand. «Viele Personen vor Ort konnten die getroffenen Massnahmen nachvollziehen», sagt er, «einige bemängelten allerdings die Entscheidung, die Kirche zu schliessen.»
Alternativen zu den Gottesdiensten
Die Feiertage sind kalendarisch festgelegt, Messen finden auch ohne physische Anwesenheit der Gläubigen statt. Um ihnen eine Teilnahme dennoch zu ermöglichen, sieht sich die Pfarrei Gampel – wie so viele andere Pfarreien und grundsätzlich auch Branchen – mit einer erzwungenen Digitalisierung konfrontiert. Die Aufgabe scheint gemeistert: Über einen pfarreieigenen YouTube-Kanal werden die Messfeiern im Internet übertragen.
«Viele Leute kamen nur kurz in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden»
Es handelt sich dabei um ein Angebot, das nicht spezifisch auf die Ostertage eingeführt wurde, sondern seit rund zwei Wochen eine Alternative zu den Gottesdiensten bildet. Ob heilige Messen, Abendmeditationen oder Beerdigungsmessen – die Pfarrei Gampel hat bereits 24 Gottesdienste online übertragen und stellt diese auch weiterhin zur Verfügung. Bis Montag werden noch zwei weitere Liveübertragungen stattfinden: heute Samstagabend die Osternachtsfeier um 21.00 Uhr und morgen Ostersonntag das Hochamt um 10.00 Uhr.
Die Messen werden pfarreiübergreifend zelebriert und bieten aus diesem Grund nicht ausschliesslich der Bevölkerung der Gemeinden Gampel-Bratsch und Steg-Hohtenn Wiedererkennungswert. Pfarrer Shen Joseph zelebriert die Hochämter mit den Priestern des Dekanats Leuk: Pfarrer Miron Hanus, Seelsorgeregion Turtmann, Pfarrer Daniel Noti, Vikar Thomas Kolamkuzhyyil OP, Seelsorgeregion Leuk, und Pfarrer Robert Imseng der Seelsorgeregion Varen-Salgesch. «Dieses Livestreaming ist eine wertvolle Möglichkeit, mit unseren Gläubigen verbunden zu sein», werden die Priester des Dekanats Leuk auf der Homepage zitiert, «Möge uns die Gemeinschaft untereinander in dieser herausfordernden Zeit stärken und ermutigen!»
Adrien Woeffray
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