Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: Clausen Kran AG
Ein Kran für alle Fälle
Anfang der 70er-Jahre spezialisierte sich die Clausen Kran AG auf Kranarbeiten aller Art. Auch im Bereich der Spezialtransporte hat sich das Unternehmen inzwischen schweizweit einen Namen gemacht. Ein Besuch am Firmenstandort in Gamsen.
Eine kleine Holzbrücke in Saas-Grund. Konstruiert für eine Belastung von maximal acht Tonnen. «Wir hatten das Problem, mit dem zehnfachen Gewicht auf die andere Seite zu müssen», beschreibt Geri Clausen (48) die Herausforderung. «Schliesslich haben wir über den bestehenden Übergang eine provisorische Brücke für den Transport gebaut.» So konnten der Autokran der Clausen Kran AG und der neue Transformator mit rund 80 Tonnen Gewicht über die Saaser Vispa gefahren werden. Ein Projekt aus dem Jahr 2015, das heuer gar ausgezeichnet wurde: Für die gefundene Lösung, welche gemeinsam mit einem Schweizer Transporteur umgesetzt wurde, erhielt das Unternehmen einen europäischen Award. Der Europäische Verband für Schwertransport- und Mobilkran-Unternehmer (ESTA) vergibt jährlich Preise für besondere Unternehmerleistungen in unterschiedlichen Kategorien und Gewichtsklassen. «Darauf können wir schon stolz sein», freut sich Clausen.
Steigungen bis 60 Prozent
Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia Clausen-Ogi (43), die sich um die administrativen Belange des Betriebs kümmert, ist Geri Clausen seit 2002 Alleininhaber der Aktiengesellschaft. Das Familienunternehmen wurde von seinen Eltern im Jahr 1972 gegründet und verfügt seit Ende der 70er-Jahre über einen Standort an der alten Landstrasse in Gamsen. Clausen selbst stieg nach seiner Ausbildung zum Lastwagen-Mechaniker im Jahr 1988 ein. Seither wurde das Angebot auch mit Dienstleistungen im Bereich Spezialtransporte ausgebaut. «Zu Beginn haben wir ausschliesslich in der Region gearbeitet. Heute sind wir für Kranarbeiten aller Art im ganzen Kanton unterwegs», erklärt er. Im Bereich der Spezialtransporte sei das Unternehmen inzwischen über die Kantonsgrenzen hinaus aktiv. «Diese beiden Dienstleistungsbereiche gehen nahe zusammen. Viele Teile, die man hebt, müssen auch transportiert werden», gibt der Kranspezialist zu bedenken. Sei dies nun ein Whirlpool oder ein Bahnwagen.
Im Fuhrpark der Firma stehen insgesamt vier Autokräne und zwei Sattelschlepper bereit. Neben den drei Pneukränen zwischen 55 bis 250 Tonnen hebt sich dabei vor allem der 60-Tonner auf Raupen ab. «Unser Raupenkran ist in dieser Form einzigartig in der Schweiz. Besondere Vorteile sind seine Geländegängigkeit für Steigungen bis zu 60 Prozent sowie sein Lastverfahren. Bis zu 20 Tonnen können mitgefahren werden», betont Clausen. Das neue Flaggschiff sei jedoch der vor rund zwei Monaten angeschaffte 250-Tonner–der erste dieser Art in der Schweiz. Sein Ausleger erreicht eine Länge von nicht weniger als 108 Metern. «Er ist der stärkste Fünfachser im Land. Andere Anbieter bringen 250 Tonnen auf sechs Achsen, haben deshalb aber auch eine grössere Gesamtlänge und mehr Gewicht. Das wäre für uns zu lang und zu schwer», sagt er und weist auf die besonderen topografischen Bedingungen und die Strassenverhältnisse im Wallis hin.
Persönlicher Kontakt wichtig
Im Bereich der Spezialtransporte hat sich Clausen zuletzt vor allem durch den Transport von Bahnwagen einen Namen gemacht. Mittels eines gemeinsam mit der Staldner Stahleinbau GmbH entwickelten Systems werden Schmalspurwaggons direkt auf die Ladefläche eines Sattelschleppers gezogen und transportiert. «Wir machen in diesem Bereich regelmässig Verschiebungen vom Produzenten an den Bestimmungsort, sei dies ins Wallis oder in andere Regionen der Schweiz.» Neben den Bahntransporten werden beispielsweise auch Kunden im Wasserkraftbereich bedient. «Dabei reichen die Arbeiten von Generatoren- oder Transformatorenwechseln über die Montage von Baukränen bis hin zu Seilbahnmontagen», beschreibt Clausen die abwechslungsreichen Aufträge. «Eine genaue Planung im Büro ist wichtig. Denn vor Ort muss es funktionieren.» Es sei immer wieder spannend, neue Lösungen zu finden, schwärmt er und ist sichtlich in seinem Element.
Auch als Geschäftsführer sitzt der «Chef» nach wie vor am liebsten selbst hinter dem Steuer. So stehe er von der Planung bis zur Ausführung als Ansprechpartner in Personalunion zur Verfügung. «Das ist eine zusätzliche Qualität, die wir unseren Kunden bieten können», betont er. Insgesamt stehen fünf Personen für das Kranunternehmen im Einsatz. Es herrsche eine familiäre Atmosphäre. «Der persönliche Kontakt ist mir wichtig. Mit einem zweiten Standort wäre es nicht mehr dasselbe», bekräftigt Clausen. Man wolle aber weiterhin innovativ bleiben und auch künftig auf einen modernen Fuhrpark setzen. «Keine Investition ist ein Rückschritt. Deshalb investieren wir laufend im möglichen Rahmen.» Über die Jahre sei die Clausen Kran AG dadurch zunehmend spezialisierter geworden. «Wenn wir heute noch auf dem Stand von vor zwanzig Jahren wären, würde es uns wahrscheinlich nicht mehr geben.» Glücklicherweise sei die Firma dadurch auch nicht zu stark von der Baukonjunktur und den Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative betroffen.
Kranarbeiten auf 3'300 Metern
Es sei die höchste Baustelle, auf der sein Unternehmen bislang gearbeitet habe, erklärt Geri Clausen. Derzeit steht der Raupenkran der Clausen Kran AG am Klein Matterhorn im Einsatz. Allein die Fahrt von Stafel hinauf bis zum Bestimmungsort habe auf zwei Etappen verteilt nicht weniger als 14 Stunden gedauert. «Die Gegengewichte wurden per Bahn bis Trockener Steg transportiert. Dort wurden sie schliesslich vom Kran übernommen und weiterbefördert», so Clausen. Der Auftrag laute, zwei Stützen der neuen Bahn aufs Klein Matterhorn zu versetzen. Nach ihrer Fertigstellung immerhin die höchste 3S-Bahn der Welt. Die zweite Seilbahnstütze soll noch im nächsten Jahr auf einer Höhe von 3'300 Metern über Meer errichtet werden. Zwar führt das Unternehmen bereits seit Jahren Aufträge im Seilbahnbereich aus, «aber das Projekt in Zermatt ist schon spektakulär».
pmo
Artikel
Kommentare
fritz - ↑22↓3
Als ich in der Lehre war, hab ich immer besonders gerne mit der Clausen AG zusammen gearbeitet. Geris Vater hat nämlich immer zNiini bezahlt.
Auch die Zusammenarbeit mit Geri war immer sehr angenehm.
antworten