Heimatschutz | Verleihung des Raiffeisenpreises 2015 für Umbau in Brig
«Ein Hausumbau ist wie eine Operation am offenen Herzen»
Am Donnerstagabend wurde in Brig der diesjährige Raiffeisenpreis verliehen. Als Siegerprojekt kam der Umbau eines Gebäudes aus den 70er-Jahren in die Kränze, dessen Eigentümer kein Unbekannter ist.
Nachdem mit dem Belwalder-Gitsch-Hüs im Grengjer Weiler Zenhäusern zuletzt die aufwendige Renovation eines alten Walliser Hauses aus dem 16. Jahrhundert ausgezeichnet wurde, sollte in diesem Jahr für einmal ein modernes Objekt zum Zug kommen. Bei der Preisausschreibung wurden folglich gelungene Renovationen oder Sanierungen von Gebäuden aller Art mit einer Erbauungszeit zwischen 1960 bis 1980 gesucht. Man wolle damit darauf hinweisen, dass sich der Heimatschutz auch mit jüngerer Bausubstanz auseinandersetze, hiess es in der Ausschreibung.
Fündig wurde man schliesslich in Brig. Der mit 5'000 Franken dotierte Raiffeisenpreis, der seit dem Jahr 1997 vergeben wird, geht heuer an ein Umbauprojekt auf der Biela. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung eines Baus aus den 70er-Jahren, die durch das Oberwalliser Büro Vomsattel und Wagner Architekten realisiert wurde. Eigentümer sind Carine Pommeyrol und Patrick Hildbrand. Als Stadtrat ist der Kardiologe und SVP-Politiker, so der Zufall, gleichzeitig für das Ressort Bau und Planung in Brig-Glis zuständig. Hildbrand zeigte sich bei der Preisübergabe erfreut und erklärte, dass es eine Ehre sei, den Preis entgegenzunehmen. Allerdings gebühre das Lob in erster Linie den Architekten.
Alt und Neu verschmelzen
Im Rahmen des im Jahr 2012 erfolgten Umbaus ist das früher eingeschossige Einfamilienhaus an exponierter Lage neu ins Szene gesetzt worden. Anstelle des zuvor bestehenden Giebeldachs wurde das Gebäude bei gleicher Grundstruktur um ein Geschoss erweitert – mit einem Aufbau aus Holzelementen. Durch die neue Fassadenverkleidung aus dunkelgrauen Eternitplatten verschmelzen dabei Alt und Neu zu einem Ganzen. Im Innern verfügt der Bau über grosse und helle Räume, die als versetzte Ebenen, sogenannte Split-Levels, mit Treppen verbunden sind. Nach aussen hin bieten Terrasse, Loggia und Eckfenster zugleich eine spektakuläre 270-Grad-Aussicht über Stadt und Tal.
In seiner Ansprache gratulierte Giuseppe Curcio, Präsident des Oberwalliser Heimatschutzes, den Preisträgern zum gelungenen Umbau. Für ein solches Projekt sei viel Mut und Engagement von Nöten, es berge zugleich aber auch Risiken. «Ein Hausumbau ist wie eine Operation am offenen Herzen», betonte er in Anspielung an die berufliche Tätigkeit des Hausherrn. Besonders die einheitliche Hülle gebe dem Haus eine unauffällige Sprache, «sicher auch durch die sehr gut gewählte Farbe Anthrazit». Erstaunt zeigte er sich hingegen über die eher bescheidene Anzahl an eingereichten Dossiers. «Das zeigt mir auf, dass die Architektur zwischen den 60er- und den 80er-Jahren keinen guten Stand hat.»
Neuer Leitfaden für Wohnbauten
Im Vorfeld der Preisverleihung fand in Brig die alljährliche Generalversammlung des Oberwalliser Heimatschutzes statt. Dabei wurden unter anderem die in verschiedenen Regionen des Oberwallis durchgeführten Beratungen besprochen. Man sei hierbei einem zeitgemässen Heimatschutz verpflichtet, betonte Curcio. «Altes bewahren und Neues gestalten, damit es auch schutzwürdig wird, lautet das Motto.» Dazu würde nicht nur die Erhaltung von einzelnen Gebäuden zählen, sondern auch diejenige von Ortsbildern und deren Umgebung, genauso wie dem Handwerk. In Anlehnung an das nach wie vor sehr gefragte «Vademecum» mit Umbauempfehlungen für Ökonomiegebäude ist zudem aktuell ein neuer Leitfaden für Wohnbauten in Arbeit.
pmo
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