Altbauten | Erhaltungsprojekt im Landschaftspark Binntal harzt
«Die Nachfrage nach Blechdächern ist praktisch null»

Blech gegen Verfall. An diesen alten Nutzbauten zwischen Steinhaus und Niederwald nagt der Zahn der Zeit.
Foto: zvg
In den vergangenen Jahren wurden im Perimeter des Landschaftsparks Binntal mehrere schützenswerte Nutzbauten komplett saniert. Deutlich weniger Erfolg hat indes ein Projekt, bei welchem der Verfall alter Ställe durch Blechdächer gestoppt werden soll.
Seit Jahren geht der Landschaftspark Binntal den Eigentümern von schützenswerten Nutzbauten zur Hand. Besitzer werden durch eine Projektgruppe unter der Leitung der Ernerin Karin Kull unterstützt. «Inzwischen konnten sieben Sanierungen von Gebäuden mit Schutzstatus abgeschlossen werden. Eine weitere läuft im Sommer an. Dabei handelt es sich in erster Linie um Stadel und Speicher», erklärt Kull im Gespräch mit 1815.ch. Bislang völlig erfolglos hingegen sei das Projekt zum Erhalt von einfachen Ökonomiebauten ohne Schutzstatus durch Blechdächer verlaufen, das vor rund einem Jahr lanciert wurde. «Die Nachfrage ist praktisch null.»
So konnte in diesem Bereich bis anhin keine einzige Sanierung realisiert werden. «Wir wollten den Anschub geben, dass die Besitzer Sorge zu den alten Bauten tragen. Das Projekt scheint im Moment aber erfolglos zu bleiben», so Kull. Man wolle das Angebot trotzdem so stehen lassen und sich allenfalls nochmals eine Informationskampagne überlegen. «Klar stellt sich immer die Frage, was alles erhalten werden soll und was nicht. Wir beurteilen uns selbst dabei auch immer wieder kritisch.» Wenn aber nur ein kleiner Teil der vielen vom Verfall bedrohten landschaftsprägenden Holzbauten bestehen bleibe, sei das bereits ein Erfolg.
Eigentumsverhältnisse als Stolperstein
Die fehlende Nachfrage erklärt sich die Projektleiterin aufgrund unterschiedlicher Problemstellungen. Einerseits sind alte Ställe heute praktisch wertlos und bieten kaum mehr Nutzungsmöglichkeiten. Andererseits sind durch vielfache Erbteilungen häufig unzählige Eigentümer an einem Objekt beteiligt, was die Sache laut Kull sehr komplex macht. Dadurch würden häufig auch Ansprechpartner fehlen, welche die Führung bei Erhaltungsmassnahmen übernehmen wollen. «Dass man sich nicht anstrengt für etwas, das keinen Profit bringt, ist irgendwo verständlich», ergänzt sie.
An den Kosten kann es aber kaum liegen. Kull beziffert den zu erwartenden Aufwand für die Anbringung eines Blechdachs auf kaum mehr als 2'000 Franken. «Da die Ställe meist gleich gross sind, kann man von durchschnittlich rund 1'200 bis 1'500 Franken Materialkosten ausgehen. Hinzu kommt der finanzielle Aufwand für die Baubewilligung, die aufgrund des Materialwechsels auf dem Dach juristisch gesehen nicht ganz unkompliziert ist.» Die Ernerin schätzt die dadurch entstehenden Kosten auf etwa 500 Franken. «Umsonst wären jedoch die Arbeiten selbst, die wie im Konzept vorgesehen von Freiwilligen übernommen würden.»
Keine Hochkonjunktur bei den Spenden
Wie bei den Blechdächern werden auch die aufwendigeren Sanierungen von schützenswerten Nutzbauten durch den Landschaftspark nicht direkt mit Geld unterstützt. Man bietet aber verschiedene Dienstleistungen an und hilft bei der Suche nach Spendengeldern, wobei Kull vor allem den Fond Landschaft Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz als Geldgeber hervorhebt. «Im Moment ist es sehr schwierig, Spendengelder aufzutreiben. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen aber, dass es manchmal auch ein wenig Zeit und Durchhaltewillen braucht.» Denn im Gegensatz zu den billigen Blechdachsanierungen kommen dabei einige Franken zusammen. «Das ist nicht ganz ohne. Für Besitzer belaufen sich die Kosten schnell einmal auf 20'000 Franken.»
pmo
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Kommentare
Gommi - ↑2↓0
Es müssen noch mehr sogenannte Projektleiter die Finger in anderer Leute Eigentum haben...
Und wenn nicht mal in den Dörfern die Gemeindeverantwortlichen für sanfte Sanierungen einstehen und selber alles in Frage stellen... Bestes Beispiel Reckingen mit dem inkompetenten Bauverwalter Imstepf..!!
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