Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: Gattlen Gebäudetechnik
Die Nachfolger stehen in den Startlöchern
Seit 28 Jahren ist die Ewald Gattlen AG mit Sitz im Westen von Visp nun schon im Bereich der Gebäudetechnik tätig. Mit grossem Erfolg. Ein Gespräch mit Ewald Gattlen und Sohn Jan.
Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1990 ist die Mitarbeiterzahl von total drei auf heute gut 60 Personen angewachsen. Dabei hat die Gattlen Gebäudetechnik, die seit 2011 als Aktiengesellschaft organisiert ist und vor gut sechs Jahren ihren neuen Hauptsitz in Visp bezogen hat, aber keine anderen Betriebe aufgekauft, erklärt Jan Gattlen. «Wir sind Schritt für Schritt gewachsen.» Der 28-Jährige ist neben seinem zwei Jahre jüngeren Bruder David einer von zwei Söhnen des Firmengründers und Geschäftsleiters Ewald Gattlen. Beide arbeiten im Betrieb. «Es ist ein grosses Glück, dass meine Söhne zurück ins Unternehmen gekommen sind», freut sich der Geschäftsleiter.
Geplant sei, dem Nachwuchs das Geschäft in den kommenden fünf Jahren zu übergeben. Der Firmengründer selbst will sich dann vorwiegend auf den Immobilienbereich konzentrieren – gemeinsam mit Partnern realisiert er derzeit gut 200 neue Wohnungen im Oberwallis. Bereits angepasst wurden der Firmenname und das Logo. Mit dem nun ebenfalls im Namen enthaltenen Begriff «Gebäudetechnik» wird gleichzeitig die Neuausrichtung des ehemals «Ewald Gattlen Heizungen» genannten Unternehmens unterstrichen. «Wir sind nicht nur als Heizungsinstallateur tätig», sagt Jan Gattlen. Bereits 2007 wurde eine Planungsabteilung aufgebaut, welche die gesamte Gebäudetechnik bis hin zu Solaranlagen abdeckt.
Viel mehr als nur Heizungen
«Heute ist eine Heizung nicht mehr nur eine Heizung», beschreibt Jan Gattlen weiter. Sie hänge mit dem Elektrischen zusammen, beispielsweise mit einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach. Ein Bereich, den das Oberwalliser Unternehmen in den letzten Jahren ebenfalls in seine Angebotspalette aufgenommen hat. «Vor drei Jahren sind wir mit Solaranlagen gestartet und haben gute Erfahrungen gesammelt. Trotz spürbarer Konkurrenz in der Region haben wir das Gefühl, gut Fuss gefasst zu haben.» Ein weiteres wichtiges Standbein umfasst den Lüftungsbereich, in dem man eine 15-jährige Erfahrung aufweist und zunehmend auch Aufträge für Industrieanlagen entgegennimmt.
«Integrale Planung und vernetzte Gebäudetechnik sind die Zukunft»
Jan Gattlen
Immer wichtiger in der Branche werden laut Ewald Gattlen Sanierungen aller Art. Inzwischen liege der Anteil am Umsatz in diesem Bereich bereits bei mindestens 50 Prozent, rechnet er vor. Dieser Einnahmequelle soll künftig noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, derzeit befindet sich deshalb eine eigene Energieabteilung im Aufbau. Nicht zuletzt dank Subventionen im Gebäudebereich, etwa beim Ersatz von Öl- oder Elektroheizungen, werde hier momentan deutlich mehr investiert. Das sei eine gute Sache, sind sich die beiden Fachmänner sicher. Allerdings beschreiben sie den Papierkrieg, den das Unternehmen den Kunden abnimmt, als sehr arbeitsintensiv.
Flirtoffensive im Unterwallis
Die Gattlen Gebäudetechnik deckt inzwischen das gesamte Oberwallis und teilweise auch Gebiete im Unterwallis ab, hat aber auch schon Aufträge ausserhalb des Kantons entgegengenommen. Beispielsweise in Genf oder in Basel. «Im Moment zeigt die Tendenz in der gesamten Branche zunehmend in Richtung Westen. Wir planen, vermehrt im welschen Kantonsteil Fuss zu fassen», zeigt Ewald Gattlen das künftige Entwicklungspotenzial auf. Ein neuer Ableger sei aber kein Thema. «Im Oberwallis sind wir am Anschlag, nicht zuletzt aufgrund der Zweitwohnungsinitiative. Bereits im letzten und vor allem in diesem Jahr haben wir die Auswirkungen massiv gespürt.» Künftig könnte die Westschweiz für das Visper Unternehmen noch interessanter werden. «An dem Tag, an dem die Strassen einmal gebaut sind, wird die Anreise über die Autobahn beispielsweise nach Lausanne nicht mehr länger dauern als nach Zermatt oder auf die Bettmeralp.» Ein grosser Vorteil dabei: Eine fehlende Schraube lässt sich in Lausanne relativ rasch innert kürzester Zeit organisieren. Deutlich schneller als in einem Oberwalliser Tourismusort. Und auch von der Sprache her stelle die französischsprachige Region kein Problem dar, versichern Jan und Ewald Gattlen. Mehrere Mitarbeiter seien zweisprachig.
Familiärer Touch wichtig
Das Unternehmen legt überhaupt viel Wert auf einen familiären Touch, trotz stetem Wachstum in den vergangenen Jahren. «Wir verstehen uns nach wie vor als Familienbetrieb. Die meisten Angestellten waren schon als Lehrlinge da und viele sind nun seit Jahren im Betrieb», so Ewald Gattlen. Neben zahlreichen Firmenanlässen, so beispielsweise auch die Teilnahmevon gut 20 Mitarbeitern amletztjährigen «Bärgüf»-Anlass, stehtden Angestellten auch einegrossflächige Kantine zur Verfügung. Diese wird teils auch privat an Wochenenden genutzt. «Es liegt uns am Herzen, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen», versichert der Inhaber. Das spiegelt sich wiederum in der Mitarbeitertreue und der Bereitschaft wider, etwa auch an Wochenenden Einsätze zu leisten.
Wie in allen Handwerksberufen kennt aber auch die Ewald Gattlen AG die zunehmenden Schwierigkeitenbei der Nachwuchsrekrutierung. Insgesamt zählt sie im Schnitt zwölf Lernende zu ihrer Belegschaft. Die Suche nach genügend Nachwuchs und zugleich auch geeigneten Personen hat sich laut Ewald Gattlen in den letzten Jahren spürbar erschwert. Vater und Sohn sind sich jedoch sicher, dass die Handwerksberufe durch den Personalmangel zusätzlich an Attraktivität gewinnen werden. Das zeige sich nicht zuletzt an den Löhnen, die kräftig angestiegen seien. «Eine Lehre machen, dann die Berufsmatura anschliessen und man hat künftig die besten Voraussetzungen.»
Vernetzte Gebäudetechnik
Gebäudeautomation sei ein grosses Thema in der gesamten Branche, betont Ewald Gattlen. «Wir versuchen hier ebenfalls in diese Richtung zu stossen», unterstreicht er. Derzeit seien aber noch zu viele ungenügend ausgereifte Lösungen auf dem Markt, es müsse sich noch die Spreu vom Weizen trennen. Die Überwachung und Steuerung von Gebäudetechnik-Bestandteilen, auch aus der Ferne, wird sich in den kommenden Jahren mit der fortschreitenden Digitalisierung stetig weiterentwickeln. «Die jungen Leute werden heute ja schon praktisch mit dem Natel geboren», sagt Gattlen lachend.
pmo
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