Sucht Wallis | Experte sieht den Stiftungsrat in der Pflicht
Die Krise ist noch nicht überwunden
Der unabhängige Experte Bernhard Eichenberger hat seinen Bericht über die Anhörung von ehemaligen oder aktuellen Mitarbeitenden der Stiftung Sucht Wallis vorgelegt. Noch bleibt viel zu tun.
Im September 2017 hat das Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur (DGSK) den unabhängigen Experten Bernhard Eichenberger damit beauftragt, zu überprüfen, ob die stationären Behandlungszentren der Stiftung Sucht Wallis die Qualitätsanforderungen im Bereich der stationären Versorgung suchtkranker Menschen erfüllen. Zudem musste er untersuchen, ob die Strategie und das Leitbild, welche die Tätigkeit dieser Einrichtungen bestimmen, angemessen umgesetzt werden. Der Bericht wurde im Januar 2018 der Kommission für Gesundheit, Sozialwesen und Integration des Grossen Rates vorgelegt, die Ergebnisse publiziert.
Den Stiftungsrat dringend erneuern
Obwohl der Experte die Strategie des Stiftungsrates als sinnvoll bewertet, kritisierte er die Art und Weise, in der sie vom Stiftungsrat umgesetzt wurde. Erhebliche Mängel wurden unter anderem im Bereich der Mitarbeiterführung festgestellt. Die Kommissionsmitglieder haben daher Bernhard Eichenberger gebeten, eine repräsentative Anzahl von ehemaligen und aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung Sucht Wallis anzuhören. Im Auftrag des DGSK hat Bernhard Eichenberger im April mit 42 Personen Einzelgespräche durchgeführt: 21 hatten die Stiftung verlassen, 21 weitere arbeiten noch dort. Während aktuelle Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsumfeld weitgehend zufrieden sind, äussern ehemalige Mitarbeiter zahlreiche Kritikpunkte. Im Zentrum steht der Stiftungsrat, der nicht in der Lage war, mithilfe einer vertieften Diskussion eine Dialogkultur zu schaffen. Er hat zum Beispiel die Leitung der Villa Flora nicht unterstützt. Um den Konflikt mit den «Foyers Rive du Rhône» zu lösen, sollen gewisse Mitarbeitende aus der Stiftung herausgedrängt worden sein. Der Experte ist der Ansicht, dass der Stiftungsrat die Verantwortung für die Krise von Sucht Wallis übernehmen muss. Um aus der Krise herauszukommen hält es Bernhard Eichenberger für dringend notwendig, den Stiftungsrat wesentlich zu erneuern, um eine gesunde Dialogkultur aufzubauen, in der die Beteiligung der Mitarbeiter ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur ist. Die Erneuerung ist für diesen Herbst vorgesehen. Zudem wird am 1. November ein neuer Generaldirektor die Institutionsleitung übernehmen.
Im Rahmen des im Mai 2018 zugeteilten neuen Mandats des DGSK wird Bernhard Eichenberger Vorschläge für ein kohärentes Konzept für ambulante und stationäre Leistungen unter Einbindung der Psychiatrie und Suchtmedizin ausarbeiten. Sein Bericht wird per Ende 2018 erwartet.
pd/hbi
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