Zauberei | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Die heisseste Etappe
Seine magische Tour de Suisse führt den Oberwalliser Zauberer Lionel Dellberg in 52 Wochen durch alle 26 Kantone. Seine Eindrücke hält er an dieser Stelle jeweils fest.
Eine private Sauna in Olten im Kanton Solothurn war Schauplatz der heissesten Etappe meiner Tour. Eingeladen zu diesem schweisstreibenden magischen Intermezzo wurde ich von einer jungen Pädagogin. Die junge Mutter hatte zu einem Frauenabend geladen, an dem ich dank meiner magischen Fähigkeiten geduldet wurde. Leicht verwundert und schwer geehrt ob dieser Tatsache packte ich eine Flasche Walliser Weisswein in ein grosses Frotteetuch und machte mich am späten Nachmittag auf Richtung Olten.
Adamskostüm macht es nicht einfacher
In Olten angekommen, wurde ich am Bahnhof von der Primarlehrerin in Empfang genommen. Auf der Fahrt hoch zu ihrem schmucken Einfamilienhaus, von welchem man einen unverbaubaren Blick auf das verbaute Olten geniesst, erzählte sie mir von ihrer Faszination für die Täuschungskunst. Die magiebegeisterte Frau hat schon unzählige Magier live erlebt und so hatte sie neben der Sauna noch unzählige weitere faszinierende Ideen für mein Projekt 52/26 eingebracht. Unter anderem bewarb sie sich mit einer Feuerstelle im Wald, einem Familienzelt, einem Gummiboot auf der Aare und einem Feuerwehrauto. Obwohl dies alles extrem spannende Orte waren, war für mich immer klar, dass es die Sauna sein musste. Neben der Hitze macht allen voran das Adamskostüm die Täuschungskunst zu einer speziellen Herausforderung: Im Ärmel oder im Jackett war die Erklärung garantiert nicht zu finden.
Nach einem kleinen Apéro, welches im Wohnzimmer im oberen Stock angerichtet war, wurde die Sauna auf Betriebstemperatur gebracht. Leider reichte das Apéro nicht, um den Grossteil der eingeladenen Frauen auf Betriebstemperatur zu bringen: So wagte sich neben der besagten Primarlehrerin bloss eine weitere Dame zu mir in die Hitzekammer. Die weiteren Damen litten wohl etwas unter den allgemein bekannten Volkskrankheiten Verklemmt- und Schüchternheit. Die zwei Saunagängerinnen mussten aber auf jeden Fall für ihren Mut belohnt werden und so rollte ich die Flasche Weisswein aus dem Frotteetuch, steckte sie in einen Eiskübel und betrat damit die Sauna. Knapp über die Schwelle getreten, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ein Korkenzieher leider nicht zur üblichen Saunaausrüstung gehört. Das Frotteetuch, mein einziges Requisit, bot sich als Zapfenzieher ebenso wenig an wie die vorherrschende Hitze, welche den Korken nur noch weiter ausdehnte und die Weinflasche umso besser schloss. Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue: einen kühlen Kopf bewahren und die Magie zu Hilfe nehmen. Ich nahm also meine ganze Energie zusammen und schickte sie los Richtung Flasche. Und siehe da, nach einigen Sekunden schoss der Korken wie durch Geisterhand aus der Flasche. Die zwei Saunagängerinnen nahmen dies nach einer kurzen Schockstarre hocherfreut zur Kenntnis.
Ab nach Graubünden
Von der Sauna im Kanton Solothurn führt mich meine Reise nun zu GastroGraubünden nach Chur. Im Bündnerland erwarten die Kochlehrlinge bereits den Besuch eines angesehenen Kochexperten, unter dessen Kochmütze sich ein Zauberer versteckt. In der Hoffnung, dass auch diese verdeckte Mission gelingen mag, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
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