Heinrich Rieder aus Wiler besitzt siebzig Tragmasken und Kostüme

Der Herr der Tschäggättä

Maskenkeller. Heinrich Rieder in seiner Welt der Masken, Felle und Glocken.
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Maskenkeller. Heinrich Rieder in seiner Welt der Masken, Felle und Glocken.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /zen 06.02.15 2
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Mit seinen Holzmasken und Kostümen verbreitet Heinrich Rieder während der Fasnacht im Lötschental Angst und Schrecken. «Gut so», findet er, «denn Tschäggättä sollten etwas böse sein.»

Dem gelernten Schreiner und heutigen Gemeindeangestellten Heinrich Rieder (50) wurde das Schnitzen von gefürchtigen Tschäggättularven sozusagen in die Wiege gelegt. «Seit ich denken kann, habe ich praktisch ein Stück Arvenholz vor dem Kopf, aus dem ich eine Maske schnitze», erinnert sich der Sohn von Eltern, die sich diesem Handwerk ebenfalls verschrieben haben, an seine früheste Kindheit zurück. «Meine ersten Tragmasken fertigte ich mithilfe meiner Mutter an. Diese Larven besitze ich heute noch.»

«Das Thema ist allgegenwärtig»

Wie viel Zeit der zweifache Familienvater in seine Passion investiert, kann er nicht beziffern. Aber der alte Fasnachtsbrauch des Lötschentals durchzieht sein Leben wie ein roter Faden. «Im Alltag wird mein Blick magisch von verschiedensten Materialen angezogen, die ich in meiner Fantasie in die Kreierung neuer Kostüme und Masken einfliessen lasse. Das Thema ist jahraus, jahrein allgegenwärtig.»

Das Resultat lässt sich sehen: Im Maskenkeller von Heinrich Rieder haben sich im Verlaufe der Jahre einige hundert Tragmasken in verschiedensten Varianten angesammelt. «Bei der Ausstattung der Tschäggätta achte ich darauf, auch die althergebrachte Kostümierung zu pflegen, um so die Ursprünge des Fasnachtsbrauch nicht in der Vergessenheit versinken zu lassen.» Rieder respektiert aber auch den Wandel des Tschäggättulaufens in Richtung Folklore. «Für den Umzug am Samstag und die Prämierung werden die urchigen Gestalten deshalb fein säuberlich herausgeputzt.»

Ideen aus dem Internet

So hält es Rieder auch mit dem Schnitzen von neuen Masken. «Ich pflege einen modernen, provokativen Stil, um so auch andere Schnitzer im Tal zu inspierieren, Neues zu wagen. Gleichzeitig aber begeistern mich auch die alten, einfachen Tragmasken.» Ideen holt sich Rieder oftmals von Bildern aus den Internet. «Dabei versuche ich die Idee mit meiner persönlichen Handschrift umzusetzen. So erhält die Maske Herz und Seele.»

Rund siebzig komplette Kostüme hat Rieder zusammen mit seiner Familie im Verlauf der Jahre zusammengetragen. «Diese umfassen neben der Tragmaske eine Glocke, zwei Felle, einen Buckel, einen ‚Tschopen’, Hosen, Handschuhe und Stock. Diese werden vorab von ein paar Freunden benutzt.» Ab und zu werden sie auch an Interessierte ausgeliehen. «So werden von uns Schulkinder an freien Schultagen kostümiert oder vereinzelt auch Leute, die am Fetten Donnerstag den Tschäggättu-Umzug von Blatten nach Ferden mitmachen wollen.»

Dass Rieder Tragmasken verkauft, kam bisher nur einmal vor. «Ich will das nicht, die Larven sind wie Kinder von mir. So lange ich nicht aus wirtschaftlichen Gründen Einzelstücke verkaufen muss, soll das auch so bleiben.» Dabei stellt seine Sammlung einen Wert von einigen zehntausend Franken dar. «Ein teures Hobby», so Rieders Kommentar dazu. Aber im Hinterkopf des Maskenschnitzers sitzt irgendwo die Idee, seine Sammlung in einer Art Fasnachtsmuseum einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

«Junge leben den Brauch»

Um die Zukunft des Lötschentaler Fasnachtsbrauchs steht es nach Ansicht von Rieder gut. «Es ist erfreulich zu sehen, wie junge Leute aus dem Tal wieder Freude am Schnitzen haben und den Brauch auch wieder leben, das war nicht immer so. Das ist schön und positiv.»

Als eher negative Entwicklung empfindet Rieder, dass das Tschäggättu zu brav wird. «Eine Tschäggätta mit Maske und Fell ist nicht etwas Liebes und Feines, nein, eine Tschäggätta ist für mich etwas Böses. Der Respekt vor den urchigen Fasnachtsgestalten ist etwas verloren gegangen.» 

06. Februar 2015, 15:00
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Kommentare

  • Petsch - vor 10 Jahre ↑2↓3

    Brauch bei vielen Jungen? Sorry, der soll heute Abend nach Naters oder Morgen mal nach Visp kommen und seine Jungs beim Einsatz sehen... Für 95% der Leute geht es ums Saufen und Konsumieren - ob Besucher oder Teilnehmer!

    antworten

    • Murrli - vor 10 Jahre ↑7↓2

      Irgendwas hast du in diesem Text wohl nicht verstanden!'

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