Magie | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Das Rezept bleibt geheim
Seine magische Tour de Suisse führt den Oberwalliser Zauberer Lionel Dellberg in 52 Wochen durch alle 26 Kantone. Seine Eindrücke hält er auf 1815.ch und im «Walliser Bote» jeweils fest.
Eine winzige Alphütte im Appenzell war Schauplatz der neunten Etappe meiner magischen Abenteuerreise durch die Schweiz. Im charmanten Häuschen wird in einem alten Kupferkessel nach alter Väter Sitte Käse produziert. Die Ehre, in dieser zauberhaften Umgebung aufzutreten, wurde mir durch ein Gastspiel im Herzen Appenzells zuteil: Im Kulturlokal «Drei Eidgenossen» war ich 2015 aufgetreten. Der «Appenzeller Volksfreund» hatte vor knapp drei Jahren unter dem Titel «Winterzauber nach Walliser Art» über mein Gastspiel berichtet. Das blieb der Kulturkommission in Erinnerung: Sie war es denn auch, die Jürg Wetter, dem Inhaber der Hütte, die Walliser Magie nicht vorenthalten mochte.
Verschwiegenes Volk
Als ich nach 17 Uhr im winterlichen Appenzell ankam, kämpfte ich mich mit meinem Zauberkoffer die verschneite Strasse zur Hütte hoch. So garstig die Bedingungen draussen auch waren, so gemütlich war es drinnen. Jürg Wetters Vater hatte bereits vor meiner Ankunft mit einem offenen Feuer dafür gesorgt, dass die Hütte angenehm warm war. Die lodernden Flammen und das Knistern des Feuers trugen zur heimelig-magischen Stimmung bei. Obwohl der ältere Mann zu Beginn kaum ein Wort mit mir wechselte, war er mir direkt sympathisch. Wie Herr und Frau Schweizer wissen, sind die Appenzeller die verschwiegensten Helvetier. Er kümmerte sich deshalb leise und behutsam um das Feuer; ich tat es ihm mit meinen Zauberutensilien gleich.
Nachdem wir unsere knurrenden Mägen mit einem hervorragenden Appenzeller Znacht von Sandra Wetter zum Schweigen gebracht hatten, war die Zeit für meinen enthüllenden Auftritt gekommen: Ich hatte mir an diesem Abend vorgenommen, das Unmögliche zu wagen und das grösste Appenzeller Geheimnis, das Geheimrezept des Appenzeller Käses, zu lüften. Nur gerade zwei Spezialisten kennen die genaue Zusammensetzung der Kräutermischung, der sogenannten Kräutersulz, die den besagten Käse so einzigartig macht. Ich darf vorwegnehmen, dass ich nicht zu den zwei Spezialisten gehöre, meinerseits aber etliche magische Rezepte im Köcher habe.
Pfanne in Käse verwandelt
Ich griff also zu einer Pfanne, die auf dem Herd stand, und füllte diese mit den essenziellen Zutaten Milch, griechischem Jogurt, Schweizer Ei, Aromat und einem guten Schluck Grappa. Weiter ist es wichtig, die Zutaten mit harmonischen Kreisbewegungen gut zu vermischen. Gesagt, getan. Die Zeit für den letzten, entscheidenden Schritt war gekommen: Die ganze Mischung musste nun noch flambiert werden. Ich steckte also ein Zündholz in die Pfanne und die Flammen schossen in Richtung Decke empor. Um die anwesenden Appenzeller nicht weiter zu beunruhigen, griff ich nach dem Pfannendeckel und erlosch damit das Feuer. Und siehe da: Just in diesem Moment verwandelte sich die unscheinbare Masse in der Pfanne in einen echten Appenzeller Käse. Die anwesenden Käseliebhaber nahmen dies leicht verwundert und hocherfreut zur Kenntnis. Der eine oder andere Leser mag sich fragen, wie so was wohl möglich ist. Doch wie pflegt der Appenzeller zu sagen: Das Rezept bleibt geheim.
Nach dem Abstecher in den Kanton Appenzell Innerrhoden zaubere ich auf der nächsten Etappe meines Projekts 52/26 im Kanton Freiburg. In der Hoffnung, wieder mit einem Geheimrezept auftrumpfen zu können, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
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