Walliser im Ausland
Daniela Supersaxo: «Reis zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen»
Daniela Supersaxo aus Saas-Fee absolviert mit der Bethlehem Mission Immensee (BMI) ein dreimonatiges HOPLAA-Praktikum in der Entwicklungszusammenarbeit auf den Philippinen. Die 23-Jährige begleitet Einsatzleistende der BMI drei Monate lang bei der täglichen Arbeit.
Die 23-jährige Restaurationsfachfrau Daniela Supersaxo aus Saas-Fee weilt zum ersten Mal auf den Philippinen und leistet dort humanitäres Engagement. Sie ist eine von sieben jungen Leuten, die aus Kestenholz, Luzern, Niederglatt, Oberuzwil, Steinen und Zürich stammen, welche ebenfalls in den vergangenen Wochen nach Afrika, Asien und Lateinamerika reisten. Dort absolvieren sie mit der Bethlehem Mission Immensee (BMI) ein dreimonatiges HOPLAA-Praktikum in der Entwicklungszusammenarbeit.
1815.ch: Wo genau absolvieren Sie Ihr Praktikum?
Daniela Supersaxo: Ich reiste auf die Philippinen in den Norden der Insel Luzon. Ich wollte dorthin, weil mich das Projekt interessiert hatte. Bei der Bethlehem Mission Immensee (BMI) habe ich im Rahmen der Vorbereitung verschiedene Stellen kennengelernt und Edith Zingg, die Leiterin vom Praktikum HOPLAA, hat mich kennen gelernt. Sie hat mir diese Stelle empfohlen.
Wie sind Sie dazu gekommen, was ist Ihre Motivation?
Ich habe im Internet nach «Angeboten» gesucht und die BMI (www.bethlehem-mission.ch) dadurch gefunden. Ich fand es super dass man auf das HOPLAA (Hospitationspraktikum in Lateinamerika, Afrika und Asien) vorbereitet wird und auch im Land eine Ansprechperson hat. Wenn ich zurück komme, werde ich mich in einem Auswertungswochenende mit anderen HOPLAA-PraktikantInnen über meine Erfahrungen austauschen.
Wo wohnen Sie?
Die erste Zeit werde ich bei der Familie Maier wohnen, die für die BMI und ihre Allianzpartner COMUNDO einen mehrjährigen Einsatz leistet. Danach werde ich ins Lay Force in Teng-Ab, ein katholisches Bildungshaus, ziehen.
Ich wohne dann mit den Mitarbeitern wie in einer Wohngemeinschaft. Es ist bemerkenswert, wie eng gemeinsam arbeiten und gemeinsam leben zusammen gehört.
Welchen Tätigkeiten werden Sie dort nachgehen?
In dem Hospitationspraktikum werde ich hauptsächlich Nicola und Christian Maier begleiten. Sie arbeiten in der Familienpastoral im Apostolischen Vikariat Bontoc-Lagawe. Ich begleite sie zu Seminaren in Gemeinden im ganzen Vikariat und das ist mit viel Geduld mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden.
Es gibt keinen festen Fahrplan an den Haltestellen. Entweder man kennt die Abfahrtszeit oder man fragt sich durch – aber fast immer müssen wir mit viel Geduld auf einen Kleinbus oder Langstreckenbus oder ein Jeepney (spezieller Kleinbus) warten. Im Büro bin ich bei den Meetings mit dabei oder helfe beim Abpacken von Büchern. Wir bringen gerade zu den Gemeinden eine mobile Bücherei für die Familien.
So können Eltern mit ihren Kindern gemeinsam Zeit und Geschichten teilen. Ich spreche hier mit den Menschen Englisch, aber im Büro versuche ich auch ein bisschen Ilokano - die Regionalsprache - zu lernen. Merienda ist die Kaffeepause, Sige wird so gebraucht wie ok, Manang ist die grosse Schwester und Ading das jüngere Geschwisterkind.
Ich bin erst seit kurzer Zeit hier und bin gespannt, was ich sonst noch erleben werde.
Werden Sie missionarisch tätig sein?
Nein. Nicola und Christian Maier, die ich bei ihrer Arbeit begleite, sind als Sozialpädagogen im Bereich Familienarbeit tätig. Die BMI ist vom ursprünglichen Missionarsgedanken weggekommen.
Die thematischen Schwerpunkte sind Gerechtigkeit und Frieden, Umwelt und Kultur, Ernährung und Gesundheit sowie Spiritualität und Gemeinschaft. Sie versteht sich als Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit und ist offen für alle Religionen, auch wenn sie einen christlichen Hintergrund hat.
Werden Sie die einzige Schweizerin dort sein?
In Bontoc selber werde ich die einzige Schweizerin sein, es sind aber mehrere Schweizer Familien der Bethlehem Mission Immensee auf den Philippinen stationiert. Und die Familie Maier (maiersinbontoc.wordpress.com), bei der ich mitarbeite, ist aus Deutschland.
Welche Menschen werden Sie betreuen?
Ich werde bei dem Hospitationspraktikum mit Leuten aus der Nachbarschaft, der Gemeinde und dem Vikariat mitleben/mitarbeiten. Fr. Marcs, unser Pfarrer in Sta. Rita hier in Bontoc, hat mich gleich zu Beginn einfach mitgenommen, so hat er mir die Türe zum Jugendchor geöffnet, bei dem ich super aufgenommen wurde. Oder ich konnte zusammen mit Christian Maier den Seminaristen, - jungen Männern, die sich für das Priesterseminar interessieren - Taizé näher bringen. Und während den Officetagen tausche ich mich mit den Mitarbeitern vom Teng-Ab aus.
Die Meetings finde ich manchmal sehr lang und ich verstehe nicht immer, worum es beim Pastoralprogramm geht. Dafür ist die Merienda (Kaffeepause) und das Mittagessen mit den Pastoralen Mitarbeitern, den Ordensschwestern und Priestern viel interessanter. Wenn sie vom Leben hier oder ihrem Alltag erzählen, höre ich aufmerksam zu.
Immer wieder ist der Reis ein Thema. Reis wird hier in den Bergen in Terrassen angebaut. An den Weltkulturerbe Terrassen in Banaue bin ich auch schon vorbei gefahren. Reis ist Lebensgrundlage und wird deshalb auch dreimal täglich konsumiert. Auch ich esse Reis zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen.
Machen Sie eine solche Reise, oder Arbeit das erste Mal?
Ja, ich war aber schon mal für drei Monate für einen Sprachaufenthalt in England
Was erhoffen Sie sich von Ihrem Aufenthalt?
Das ich die Welt mal von einer anderen Seite sehe und viele wertvolle Erfahrungen sammeln kann. Hier habe ich bemerkt, dass ich durch die Medien ein anderes, oberflächliches Bild von den Philippinen hatte. Ich habe beobachtet, dass hier die Leute fast genau so leben wie wir.
Das Leben ist hier einfach: hier wird mehr darauf geschaut, dass alles funktional und praktisch ist, weil das Geld für Schönheit, Dekoration und Luxus nicht da ist. Meine Kollegin Magda hat im Rahmen des Monats der Weltmission im Oktober, einen Pastoralbrief an die Menschen in der Schweiz geschrieben.
Den kann man jetzt schon unter www.missio.ch nachlesen und sie lädt dazu ein, ihre Freude am Leben und Freude am Glauben zu teilen und ihr eine Postkarte zukommen zu lasse. Ich erhoffe mir dadurch, dass dabei viele Menschen erreicht werden, vielleicht auch mit meiner Hilfe.
Welche Vorbereitungen mussten Sie treffen?
Es waren Impfungen notwendig, die Versicherungen mussten dementsprechend abgeschlossen werden, ich habe mich über das Land informiert und wir hatten von der Bethlehem Mission Immensee aus noch drei Vorbereitungswochenenden, in denen wir für das Praktikum sensibilisiert wurden.
Die Bethlehem Mission Immensee bietet jungen Menschen zwischen zwanzig und dreissig Jahren die Möglichkeit, andere Kulturen und Religionen hautnah zu erfahren. Im dreimonatigen Hospitations-Praktikum in Lateinamerika, Afrika oder Asien (HOPLAA) leben sie zusammen mit Fachpersonen, die einen dreijährigen Einsatz leisten. Sie begleiten diese bei ihrer Arbeit.
So erhalten die Praktikantinnen und Praktikanten Einblick in die Lebensrealität benachteiligter Menschen des Gastlandes und sammeln Lebenserfahrungen, die auch für ein solidarisches Handeln in der Schweiz sensibilisieren. Voraussetzung für ein Praktikum sind Interesse an fremden Kulturen, gute Gesundheit und Belastbarkeit sowie die Bereitschaft, sich mit der eigenen und anderen Lebenswelten vertieft auseinanderzusetzen. Wichtig sind gute Sprachkenntnisse in Englisch oder Spanisch. Auch die Allianzpartner der BMI, E-CHANGER und Inter-Agire, bieten jungen Menschen die Möglichkeit eines Praktikums: Inter-Agire vermittelt einjährige Praktika, E-CHANGER vermittelt Praktika über Voyage-Partage.
Weitere Informationen zu den Praktikumsmöglichkeiten finden Sie unter www.bethlehem-mission.ch/hoplaa.
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