Bundesrat | ETH-Professor für Informationssicherheit überrascht. VBS-Kommunikationschef relativiert
Naiv? Viola Amherd verzichtet auf abhörsicheres Bundesrats-Handy
Bundesrätin Viola Amherd wird nach der SRF-Sendung «10 vor 10» am Freitag dafür kritisiert, dass sie im Bundeshaus lediglich ihr iPhone zum Telefonieren benutzt und nicht das abhörsichere Krypto-Handy für Bundesräte.
In der SRF-Sendung 10 vor 10 vom Freitag, welche vor allem Jugendliche im Rahmen des YouNews 2020 produzierten, stand auch Bundesrätin Viola Amherd vor der Kamera. Amherd zeigte ihr Talent am Töggelikasten und hob ihre Stärken in der Verteidigung hervor. Nach einer kurzen Auszeit an der Armbrust und einem Treffer entpuppte sich eine zunächst scheinbar banale Frage des Reporters im «Chillrümli», als Munition für Kritiker der Verteidigungsministerin. Amherds Antwort auf die Frage, was sie für ein Smartphone benutze, lautete: «Ein iPhone, ein normales iPhone.» Threema sei auch darauf installiert. Eine App, die das Versenden von gesicherten Nachrichten garantiert und dabei keine Datenspur hinterlässt. «Jeder Bundesrat hat zudem ein Handy, welches erlaube, verschlüsselt zu telefonieren. Dies im Falle eines Spezialfalls. Ich habe das aber bis jetzt noch nie gebraucht.»
Die Kommentare auf die Antwort der Bundesrätin liessen nicht lange auf sich warten. «Ausgerechnet ein US iPhone mit einer anzunehmenden Verbindung zur US NSA. Schon etwas naiv» oder «Du liebe Zeit...! Wieso wundert mich das nicht? Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird, bis dieses Land im 21. Jahrhundert ankommt», schreiben User in die Kommentarspalten. Selbst der ETH-Professor für Informationssicherheit Ueli Maurer äussert sich gegenüber SRF überrascht. «Ich würde schon erwarten, dass Bundesräte untereinander mit diesem verschlüsselten Telefon kommunizieren. Es ist überraschend, dass es Viola Amherd noch nie verwendet hat.» In einem Tweet erklärt das VBS, dass Amherd geheime und vertrauliche Informationen nicht via Telefon, sondern an Sitzungen und bilateralen Gesprächen bespricht. Die Handys würden ausserdem während den Gesprächen in Safes - sogenannte Noise Boxen - gesperrt.
Bei aller Ernsthaftigkeit gibt es unter den Kommentaren dann doch auch amüsante. So schreibt ein User beispielsweise: «Walliserdeutsch gilt auch als verschlüsselte Kommunikation. Die Peking- und Kremlalgorithmen werden nur ein Störungsprotokolle ausspucken. Da bringen Krypto-Handys wenig.»
Im Interview mit VBS-Kommunikationschef Renato Kalbermatten. (Quelle: rro)
sr
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