Bahnprojekt | Breites Unterstützungkomitee für Grimseltunnel
Bund soll Grimseltunnel ins Bahninfrastrukturprogramm aufnehmen
Der Bund soll die Mittel für einen 22 Kilometer langen Tunnel zwischen dem östlichen Berner Oberland und dem Wallis im nächsten Ausbauschritt der Bahninfrastruktur einstellen. Diese Forderung hat am Donnerstag ein breites Unterstützungskomitee aus Politik, Wirtschaft und Verbänden bekräftigt.
Der Bundesrat hatte dem Projekt im vergangenen Jahr lediglich zweite Priorität eingeräumt. Voraussichtlich nächstes Jahr werden nun die Eidgenössischen Räte über den Ausbauschritt 2030/35 befinden.
Der Grimseltunnel zwischen Innertkirchen BE und Oberwald soll zwei Infrastrukturanlagen bündeln: eine Schmalspurbahn und Hochspannungsleitungen des Stromnetzbetreibers Swissgrid.
Gemeinsam statt einsam
Die Idee eines Tunnels durch die Grimsel geistert seit Jahrzehnten herum. Realisiert wurde sie nie. Erst als die Stromnetzbetreiberin Swissgrid Ausbaupläne für das Hochspannungsnetz anmeldete, sprang der Funke über.
Bahn und Strom im gleichen Tunnel durch den Berg lautete von da an die Devise. Denn: gemeinsam lässt sich ein solches Projekt viel kostengünstiger realisieren als wenn jeder im Alleingang baut, zeigen sich die Initianten überzeugt. Sie schätzen die Gesamtkosten heute auf rund 500 bis 600 Mio. Franken.
Der Grimseltunnel sei "eine einmalige Chance" schreibt das Unterstützungskomitee in einer Mitteilung vom Donnerstag. Es richtet einen "eindringlichen Appell" an die nationale Politik, den Bahn-Teil des Projekts in den Ausbauschritt 2030/35 aufzunehmen.
"Ist die Bahn gesichert, ist die Chance gross, dass später auch im Sachplan Übertragungsleitungen die Verkabelung der heute über den Grimselpass führenden Hochspannungsleitungen festgesetzt wird", zitiert die Mitteilung das Co-Präsidium des Komitees mit der Berner alt Regierungsrätin Barbara Egger und dem Walliser Staatsrat Jean-Michel Cina.
Nutzen für den Tourismus
Schmalspurbahnen erschliessen heute die Alpenregionen der Schweiz. Die verschiedenen Netze sind aber nicht optimal miteinander verbunden. Mit einem Schmalspurbahn-Tunnel durch das Grimselmassiv liesse sich auf einen Schlag ein 850 Kilometer langes Schmalspur-Netz mit Tourismusorten wie Montreux, Interlaken, Zermatt und St. Moritz zusammenschliessen.
"Der Grimseltunnel bringt dem zentralen Alpenraum neue regionalwirtschaftliche Impulse", zeigte sich Thomas Egger, Nationalrat und Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete, überzeugt.
Freude bei Umweltschützern
Die Stromnetzgesellschaft wiederum will in den nächsten Jahren ihr Hochspannungsnetz ausbauen, um die Stromversorgung im Mittelland zu garantieren. Eine Kabel-Leitung durch den Berg wäre nicht zuletzt auch interessant, um Naturgefahren zu entgehen.
Die bekannte Geologie im Grimselgebiet erlaubt gemäss den Initiatoren günstiges Bauen. Und auch Umweltschutzkreise sind vom Projekt angetan.
"Grossartig, wenn eine geschützte Gebirgslandschaft von Stromleitungen befreit wird", freut sich Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz. Mit dem Grimseltunnel würden 121 Strommasten zurückgebaut, 34 davon im Schutzgebiet.
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