Blutspende | Warum sie auch jetzt dringend notwendig ist
«Situation hat sich entschärft»
An COVID-19 erkrankte Personen sind in der Regel nicht auf Blutprodukte angewiesen, Patienten mit Leukämie oder Unfallopfer aber nach wie vor. Deshalb wird die Blutspende weitergeführt – wenn auch in einem anderen Rahmen.
Einen Einbruch von rund 30 Prozent verzeichnete die Interregionale Blutspende (IRB) des Schweizerischen Roten Kreuzes, die die Blutversorgung in den Kantonen Wallis, Bern und Waadt sicherstellt, zu Beginn der Corona-Krise. «Wir vermuten, dass die Leute am Anfang der Krise verunsichert waren», schreibt Adrian Fluri, Leiter Kommunikation der IRB, auf Anfrage. «Vielen war unklar, ob sie überhaupt noch spenden dürfen.»
Dürfen sie – denn gemäss Verordnung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sind Blutspenden explizit vom Versammlungsverbot ausgeschlossen – sollen sie sogar. Denn notwendig ist die Blutspende auch weiterhin. «Corona-Patienten benötigen in der Regel keine Blutprodukte», so Fluri, «Patienten mit Krebsleiden wie Leukämie oder Unfallopfer sind aber auch in der jetzigen Situation auf Blutspenden angewiesen.» Denn gewisse Blutbestandteile lassen sich nicht unbegrenzt lagern. Die Spanne geht von sieben Tagen bei Blutplättchen bis 42 Tage bei roten Blutkörperchen.
Lage vorerst entspannt
Inzwischen habe sich die Situation entschärft, so Fluri. Aktuell seien die Lager in der Region (Wallis, Bern und Waadt) gut gefüllt. Aufgrund des anfänglichen Spenderrückgangs sanken die Reservebestände zunächst, mittlerweile konnten die Lager in der vergangenen Woche wieder gefüllt werden. «Die Lage hat sich somit fürs Erste entspannt», so Fluri.
Nichtsdestotrotz kann sich die Situation auch kurzfristig schnell wieder ändern. Deshalb sei die IRB weiterhin im Austausch mit den Behörden, um auf allfällige Entwicklungen rasch reagieren zu können. «So unklar der weitere Verlauf der Krise ist, so wenig wissen wir aktuell, wie die Reserven inwenigen Wochen aussehen werden», schreibt Fluri, «deshalb gilt es, die Lage weiterhin aufmerksam zu beobachten.»
Sporthalle statt Spital
Wer sich aktuell über Blutspendedienste im Oberwallis informieren möchte, stösst auf der Homepage zurzeit noch auf folgende Information: «Aktuell sind die Blutspendelokale in den Walliser Spitälern geschlossen.» Also doch keine Möglichkeit, Blut zu spenden? «Wir haben aktuell alle Walliser Spitallokale geschlossen, um die Sicherheits- und Abstandsvorgaben des BAG optimal umsetzen zu können», schreibt Fluri.
Die Entnahmeaktionen würden ersatzhalber nun ausserhalb der Spitäler in Sporthallen durchgeführt, wo die Abstandsvorgaben für die Sicherheit der Spender eingehalten werden könnten. In den folgenden Wochen finden in Visp und Brig vier zusätzliche Blutspendeaktionen statt (siehe unten).
Zusätzliche Massnahmen
Selbst in gewöhnlichen Zeiten sind nur gesunde Menschen befugt, ihr Blut zu spenden. «Die Sicherheit von Spendern undPatienten ist für uns absolut zentral», so Fluri. Um die Sicherheit auch in diesen aussergewöhnlichen Zeiten zu gewährleisten, werden weitere Massnahmen eingeführt. So werde vor dem Spendelokal aktuell eine zusätzliche «Vor-Triage» durchgeführt, «damit keine Personen mitSymptomen ins Innere der Entnahmelokale gelangen», so Fluri. Wie bereits aus dem Supermarkt bekannt, wird der Sicherheitsabstand von zwei Metern auch in den Entnahmelokalen mittels Bodenmarkierungen sichergestellt. Helfer und Entnahmepersonal werden mit Schutzmasken, der Eingangsbereich mit Desinfektionsstellen ausgestattet.
Obwohl das Coronavirus den öffentlichen Diskurs beherrscht, ist nur eine Minderheit aller Patienten in Spitälern davon betroffen. Wie Corona zu Beginn aus dem Nichts kam, kann auch ein Unfall zu jedem Zeitpunkt geschehen. Und Blut rettet Leben.
Adrien Woeffray
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